Grünes Band - European Green Belt

Das GRÜNE BAND, die wertvollen Lebensräume, die sich im Schatten des Eisernen Vorhangs entwickelt und erhalten haben, sind heute das größte Biotopverbundsystem Europas. Die unmenschliche Grenze verhalf der Natur zu einer fast 40jährigen Verschnaufpause und wurde so ungewollt zu einem Rückzugsraum vieler seltener Tier- und Pflanzenarten. 

Österreich hat beinahe 1300 km Anteil an dem internationalen Projekt: Wertvollste Naturgüter vom Böhmerwald bis zum Neusiedlersee, den March-Thaya-Auen bis zum Dobratsch... Die Zahl an seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten ist groß, die Bedeutung dieses Raumes für Naturschutz und Biotopverbund einzigartig. Das GRÜNE BAND ist ein unersetzbares und in seiner Dimension einzigartiges Biotopverbundsystem in unserer Kulturlandschaft. Sein besonderer Wert liegt darin, dass es (noch) ein verwobenes und ganzheitlich funktionierendes Ökosystem verschiedenster Lebensräume ist. Da Lebensraumzerschneidung eine der Hauptursachen für das Artensterben und den Verlust der biologischen Vielfalt ist, muss der Verkleinerung und Isolation intakter Naturgebiete unbedingt entgegengewirkt werden. Und als "ökologisches Rückgrat" ist das GRÜNE BAND der ideale Anknüpfungspunkt für die (Wieder-)Vernetzung von Naturräumen.

Der Naturschutzbund arbeitet aktiv an der Realisierung und Erhaltung des GRÜNEN BANDES. Neben Arten- und Biotopschutzprojekten konzentriert er sich vor allem auf Informationsarbeit über die Bedeutung des GRÜNEN BANDES als Rückzugsraum und Naturoase: durch intensive Öffentlichkeitsarbeit, Druckwerke, Informationsstände und Pressereisen gemeinsam mit den Nachbarn. Daneben stehen internationale Kontakte, der Aufbau von Informationsnetzen und die Koordination aller österreichischen Aktivitäten am GRÜNEN BAND im Mittelpunkt der Bemühungen.

GRÜNES BAND EUROPA - Ein ehrgeiziger Plan

© BUNDnaturschutz

Mit der Wandlung vom Todesstreifen zur Lebenslinie ist das GRÜNE BAND ein lebendiges Denkmal europäischer Geschichte, ein Mahnmal wider das Vergessen. Und zugleich eine Chance für die Zukunft. Denn gerade weil sich viele wertvolle Gebiete beiderseits der Grenze fortsetzen, ist hier eine grenzübergreifende Kooperation besonders wichtig. Vor allem im Zusammenhang mit der Erweiterung der EU am 1. Mai 2004 hat die Umsetzung gemeinsamer Naturschutzziele als Beitrag zur Überwindung der historischen Trennung Europas an Bedeutung gewonnen.

Begonnen hat alles im Jahre 1989, als engagierte Naturschützer der damaligen BRD und DDR sich vehement dafür einsetzten, das "neu" entstandene Natur-Refugium entlang der deutsch-deutschen Grenze nachhaltig zu sichern. Heute steht das GRÜNE BAND in Deutschland unter Schutz, ist 1.393 km lang und umfasst eine Fläche von etwa 177 km2. 150 Naturschutzgebiete liegen an oder im GRÜNEN BAND (28% der Fläche).

Stetiges hohes Medieninteresse und große gesellschaftliche Akzeptanz in der Bevölkerung waren letztendlich auch dafür verantwortlich, dass sich nicht nur die Gemeinden sondern auch die deutsche Landes- wie Bundesregierung  voll und ganz hinter die Idee des GRÜNEN BANDES stellten. Ermutigt von diesem Erfolg soll der kostbare Lebensraum entlang des ehemaligen "Eisernen Vorhangs" nun in ganz Europa geschützt und bewahrt werden.

Eine Kette aus Naturoasen, bestehenden und geplanten Nationalparks und neu zu schaffenden Naturparks soll entstehen, ein Natur-schützendes und Europa-verbindendes Band von Murmansk am Eismeer bis Burgas am Schwarzen Meer. Dass Michail Gorbatschow, ehemaliger sowjetischer Staatschef, die Schirmherrschaft für das GRÜNE BAND EUROPA übernommen hat, unterstreicht die große Bedeutung für den Naturschutz als Symbol der Vereinigung zwischen West und Ost.

Das grüne Band Österreich

© Christine Pühringer

Es zieht sich auf fast 1.300 km von Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark bis nach Kärnten. Neben den schon bekannten grenzübergreifenden Nationalparken Böhmerwald, Thayatal und Neusiedler See existieren viele kleine Natur-Kostbarkeiten entlang der Grenze. In den Auen der kaum regulierten tschechischen und slowakischen Grenzflüsse zu Bayern und Österreich tummeln sich Arten, die andernorts schon längst verschwunden sind - etwa die Urzeitkrebse an der March. Einzig die nach Überschwemmungen übrig bleibenden Wiesentümpel bieten diesen Groß-Branchiopoden oder Kiemenfüssern noch Überlebenschancen. Denn in den flachen, wieder austrocknenden Lacken haben ihre Feinde, die Fische keine Chance. Die große Auwiesenniederung an der Lainsitz im Waldviertel ist bestes Beispiel für das Wechselspiel von Überschwemmung und Trockenheit. Überall sonst wurden die Flüsse durch Kraftwerke unterbrochen, reguliert, die Auen ihrer natürlichen Überschwemmungszonen beraubt und durch intensive Landwirtschaft verändert - die Flusslandschaften am Eisernen Vorhang blieben davon weitgehend verschont. Das wissen auch die zahlreichen Weiß- und Schwarzstörche an March und Thaya: Sie finden auf solchen Wiesen - besonders jenseits der Grenze - genügend Futter für die Jungen, weil im Osten ein Grenzstreifen landwirtschaftliche Maßnahmen verhinderte. Der Großraum Bratislava - Wien, die so genannte Twincity, stellt wohl die größte Herausforderung für die Raumplanung dieser Region dar, muss doch ein Interessensausgleich zwischen Ökonomie, Ökologie, Verkehr und Lebensqualität hergestellt werden.

Auch die Grenz-Mur und ihre Auen zwischen der Steiermark und Slowenien sind ein Kleinod. Als zweitgrößter Auenkomplex Österreichs nach den Donauauen beherbergt diese Region die artenreichsten Habitate. Unberührt davon plant Slowenien alleine hier sechs Kraftwerke. 

Der Grenzfluss Maltsch mit seiner unvergleichlichen Flusslandschaft im oberen Mühlviertel ist eine weitere Perle am GRÜNEN BAND. Unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit konnten sich hochgradig gefährdete Tierarten halten, darunter die Flussperlmuschel und der Wachtelkönig. Seit Juni 2005 findet man in Leopoldschlag direkt an der Maltsch das erste GB-Infozentrum Österreichs.

Kurz bevor es Österreich verlässt, zeigt sich das GRÜNE BAND von seiner wilden Gebirgsseite. Die Narzissenwiesen der Karawanken und der imposante Dobratsch-Bergsturzwald mit der äußerst seltenen Illyrischen Gladiole an seinen Wiesenhängen sind geschützt. Dem Naturschutzbund Kärnten gelang es, diese Flächen anzukaufen und damit zu sichern - unterstützt vom Land Kärnten und der Jägerschaft. Obwohl hier die Autobahn bei Arnoldstein das GRÜNE BAND unterbricht, sind zumindest für wandernde Tiere Grünbrücken gebaut worden.

Der | naturschutzbund | arbeitet aktiv an der Erhaltung des GRÜNEN BANDES

Die betroffenen Landesorganisationen widmen sich bereits seit Jahren verschiedenen Naturgebieten an der Grenze. Sie veranstalten vorort gemeinsam mit anderen Partnern Exkursionen zu den "Perlen", Infoabende, Diskussionsrunden, Diavorträge und Expertentreffen. Die Arbeit des Naturschutzbund Österreich konzentriert sich vor allem auf Koordination und Öffentlichkeitsarbeit: Teilnahme an internationalen Arbeitstreffen, Tagungen, Presseaussendungen, Broschüren, Infofolder und Homepage zählen zu den Kernbereichen.

Der Naturschutzbund stellt mit seinem Vizepräsidenten Dr. Johannes Gepp den National Focal Point für Österreich. Seine Aufgabe ist es, unser Land bei internationalen Treffen zu vertreten und gemeinsam mit dem Bundesverband die Aktivitäten zu koordinieren. Darüberhinaus war er an Green Belt Interreg-Projekten beteiligt. 

Um auch alle Gemeinden an der ehemaligen Ostblockgrenze in das Projekt einzubinden, wurde eine CD produziert, die zu einem Streifzug durch die faszinierende Vielfalt am GRÜNEN BAND einlädt. Alternativen und Chancen der einstigen Randlage werden ebenso angesprochen wie landschaftsschonende Land- und Forstwirtschaft oder naturverträglicher Tourismus. Zur Fachtagung "Leben am GRÜNEN BAND" kamen 180 Teilnehmer aus Österreich und den Nachbarländern. Hier fand sich Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen und von erfolgreichen Projekten an der Grenze zu lernen. Exkursionen machen das GRÜNE BAND "erlebbar".

Die neuesten Aktivitäten am Grünen Band

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