Naturschutzbund appelliert: Keine kurzsichtigen Umwidmungen mehr auf Kosten des Grünen Bandes!
Das Grüne Band – das zusammenhängende System wertvoller Lebensräume, die sich im Schatten des Eisernen Vorhangs entwickelt und erhalten haben – steht vor einer Zerreißprobe. Die Stadt Bratislava will bis an die Grenze zu Österreich wachsen, womit das Grüne Band in dem Bereich auf slowakischer Seite zum Großteil verschwinden wird. Schon 2021 soll mit dem Bau des neuen Stadtteils „Nesto“ in unmittelbarer Grenznähe begonnen werden: Das Projekt scheint unabwendbar, genauso wie der damit verbundene dauerhafte Verlust des Naturraums. Das muss uns eine Lehre sein, so der Naturschutzbund: Mit verstärkter bilateraler Zusammenarbeit müssen Vorhaben auf beiden Seiten der Grenze in Zukunft kritisch hinterfragt und umfassend geprüft werden, um Natur und Lebensqualität am Grünen Band zu erhalten.
Denn „Nesto“ ist nur das erste konkrete Bauprojekt in unmittelbarer Grenznähe in dieser Region - und an vielen weiteren Stellen am Grünen Band Europa. Deshalb appelliert der Naturschutzbund an Bund und Länder, solchen Entwicklungen in Zukunft von Beginn an entgegenzutreten. Immerhin haben erst letzten Sommer die Umweltministerin und die betroffenen Landesräte in der „Erklärung von Illmitz“ die Wichtigkeit des Naturraums betont und vereinbart, sich gemeinsam und über Grenzen hinweg für dieses einzigartige Naturerbe einzusetzen.
„Der Abschnitt des Grünen Bands Europa zwischen der Slowakei und Österreich ist ein essentieller Teil eines gemeinsamen europäischen Naturerbes – umso mehr, als March und Donau gemeinsam mit den benachbarten Feuchtgebieten am Neusiedler See und im Hanság einen beispiellos vielfältigen Feuchtgebietskomplex bilden. Darüber hinaus verläuft genau hier der für den Genaustausch von Säugetieren unverzichtbare Alpen-Karpaten-Korridor“, betont Naturschutzbund-Vizepräsident und Green Belt National Focal Point Johannes Gepp den besonderen Wert des Gebietes. „Mit der Versiegelung geht der Raum unwiederbringlich für die Natur verloren“, so Gepp weiter.
Das Projekt scheint aber nicht mehr zu verhindern zu sein: Eine entsprechende Flächenwidmung gibt es bereits seit mehr als 10 Jahren, die Parzellen sind verkauft, die Baupläne für Etappe 1 fertig. Der Naturschutzbund fordert deshalb die Green-Belt Anrainer auf, aus der fehlgeleiteten Raumplanung im Fall Nesto zu lernen: Künftige Entwicklungspläne müssen im Einklang mit Lebensqualität und Naturschutz erstellt werden – grenzüberschreitend, gemeinsam und vorausschauend.
Eine Plattform für diese Zusammenarbeit gibt es bereits: Seit 2017 betreibt die Stadt Bratislava gemeinsam mit Niederösterreich und dem Burgenland ein Projektbüro zum Bratislava-Umland-Management. Dieses gilt es zu nutzen, um bereits im Vorfeld über geplante Baulandwidmungen Informationen zu erhalten und gegensteuern zu können. So soll es nach dem Vorschlag von „BAUM“ jedenfalls für künftige Bauprojekte an der Grenze verpflichtende grenzüberschreitende UVPs geben – dazu würde es eine bilaterale Vereinbarung zwischen der Slowakei und Österreich brauchen.
“Die Verbauung des Grünraums am Rande der Donaustadt Bratislava sollte zum Anlass genommen werden, die bilaterale nachhaltige Entwicklung zu stärken und alles zu unternehmen, um diesen international bedeutenden Abschnitt des European Green Belt zu sichern“, appelliert Alois Lang, stellvertretender Vorsitzender des Naturschutzbund Burgenland. „Wir vom Naturschutzbund stehen für das Grüne Band und in enger Zusammenarbeit mit den slowakischen Naturschutz-NGOs bei der Ausrichtung und Schärfung der gemeinsamen Regionalentwicklung jederzeit zur Verfügung - ganz im Sinne des Commitments von Bund und Ländern im Sommer 2019.“