Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass es neben den Honigbienen eine vielfältige Insektengemeinschaft ist, die dafür sorgt, dass Bestäubung stattfindet. Monokulturen in einer ökologisch verarmten Landschaft machen den Hummeln das Leben zusehends schwerer, deshalb befasst sich dieses wissenschaftliche Projekt mit der Erforschung des Einflusses von Hummeln auf den Ertrag des steirischen Ölkürbisses.
Von 2013 bis 2015 gingen der Naturschutzbund und der Lebensmittelhändler Hofer im Projekt der Frage nach, welche Bedeutung Hummeln für die Kürbis-Bestäubung haben, welche Hummelarten bevorzugt Kürbisblüten bestäuben und ob dadurch mehr Kürbiskerne zu ernten sind. Dabei wurden die Erträge von Feldern in naturferner und naturnaher Umgebung verglichen. Den Ertrag an hochwertigen Kürbiskernen verdanken steirische Bauern eben auch Hummeln als besonders effektive Bestäubungshelferinnen. Hummeln bestäuben im Vergleich zu Bienen bis zu fünfmal mehr Blüten pro Tag. Dazu scheint ihr dichtes Haarkleid für die Übertragung von Pollen zur Bestäubung der großen Kürbisblüten besonders geeignet. Hummeln fliegen außerdem bereits bei niedrigeren Temperaturen, bei Schlechtwetter und ab dem frühen Morgen. Zu Mittag schließt sich die Kürbisblüte. Damit deckt sich die „Öffnungszeit“ der Kürbisblüte exakt mit der Phase besonderer Flugaktivität von Hummeln. Hummeln sind deshalb für Kürbisbauern wichtige Partnerinnen. Betreut wurde das Projekt von den Biologen Bernd Strauß und Kathrin Grobbauer.
Dazu wurden im Frühjahr 2014 Völker von Erd-, Stein-, Wiesen-, Baum-und Gartenhummel in Nistkästen auf Untersuchungsflächen verschiedener Landwirte in der Steiermark aufgestellt. Das Ergebnis dieses ersten Projektteiles war für alle überraschend: Die Gartenhummel Bombus hortorum entpuppte sich als einzig wahre Kürbisblütenliebhaberin. Baum- und Steinhummeln interessierten sich für Kürbisblüten überhaupt nicht, Erdhummeln und Wiesenhummeln in geringem Maße. Auf allen untersuchten Feldern war die Honigbiene die häufigste Blütenbesucherin. Doch die Hummeln, insbesondere die Gartenhummeln, sind die effizientesten Bestäuberinnen. So lag die Kürbiskernausbeute auf dem Feld mit den Gartenhummeln um 25,8 % über dem Durchschnitt jener der Vergleichsfelder.
Im zweiten Untersuchungsjahr (2015) des Kürbisbestäubungsprojektes überprüften der Projektleiter und ehemalige Biologielehrer, Mag. Bernd Strauß, und die Biologiestudentin Kathrin Grobbauer – sie schreibt übrigens ihre Bachelor-Arbeit darüber – ob sich die Ergebnisse von 2014 bestätigen lassen. Dazu wollte man acht Gartenhummelvölker in Nistkästen großziehen. Die Anzucht gerade dieser Hummelart erwies sich in diesem Jahr aber als besonders schwierig: Durch unvorhersehbare Probleme bei der Anzucht der Gartenhummelvölker stand letztlich nur eines zur Verfügung, das seine Arbeit allerdings wunderbar erledigte. Zusätzlich brachte man auf einem Kürbisacker drei im Handel erhältliche starke Erdhummelvölker aus, um auch deren Bedeutung für die Kürbisbestäubung zu untersuchen.
Im September wurden die Kürbisse jeweils von drei vier Meter langen quadratischen Parzellen eines jeden Versuchsfeldes abgeerntet, gezählt und deren Körner ausgenommen. Danach kamen diese in die Trocknungsanlage der „Saatzucht Gleisdorf“. Nach genauem Wägen der getrockneten Körner konnte die durchschnittliche Körnerzahl pro Kürbis errechnet werden. Aus den erhobenen Daten war auch der Hektar-Ertrag der Untersuchungsfelder ermittelbar.
Die Auswertung der Kürbiskernernte bestätigte die Ergebnisse des Vorjahres: Der Kernertrag pro Kürbis auf dem Feld mit dem Gartenhummelnest war um 33,6 % höher als auf den Vergleichsfeldern ohne zusätzliche Hummeln. Der Kernertrag pro Kürbis mit Erdhummeln war auch um 18,9 % höher. Der Hektarertrag an Kürbiskörnern beim Gartenhummelfeld lag um 6 % über dem der Vergleichsfelder. Bei den zugekauften Erdhummeln allerdings nur um 0,6 %. Die beiden Grafiken zeigen die Ergebnisse klar.
Wegen der Probleme in der Anzucht der Gartenhummeln ist die Stichprobenanzahl aber leider noch immer zu klein, um eine endgültige Aussage zur Bedeutung dieser Hummelart als Kürbisblütenbestäuberin machen zu können. Deshalb soll die Untersuchung mit weiteren Gartenhummelvölkern in den nächsten beiden Jahren fortgesetzt werden.
Empfehlungen für Landwirte. Da Gartenhummeln nicht einfach zu züchten sind, empfiehlt sich das Anlegen von Blühstreifen mit ihren bevorzugten Nahrungspflanzen: Beinwell und Taubnesseln für den Frühling, Flockenblumen, Disteln und Schmetterlingsblütler für den Rest des Jahres. So können Kürbisbauern Gartenhummeln am effektivsten fördern. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass ein vielfältiges Blütenangebot im Umfeld der Kürbisfelder besteht, damit sich auch Populationen verschiedener Hummelarten entwickeln können. Auch selbstgebastelte Hummelnistkästen in den Blühstreifen machen es den Gartenhummeln leichter, sich anzusiedeln.