Bestandsaufnahme

Laut österreichischem Aueninventar gibt es in Österreich 1.033 Auenobjekte größer 3 Hektar mit einer Gesamtfläche von rund 100.000 Hektar (Stand: März 2023). Von diesen sind über 60 % bereits geschützt, viele andere jedoch anthropogen verändert bzw. nur eingeschränkt funktionsfähig. Die umfangreichsten Auengebiete sind im östlichen Flachland zu finden, in den Donau-March-Thaya-Auen, in der Feuchten Ebene (Wiener Becken) und im Tullnerfeld.

Auen finden sich in ganz Österreich, vom Tiefland bis in die Alpen, ihre Fläche reicht von wenigen bis weit über 5.000 Hektar wie beispielsweise in den Tullnerfelder Donauauen. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in den großen Beckenlagen, dem Alpenvorland und den großen inneralpinen Tallagen; aber auch alpine und hochalpine Formationen wurden erfasst. Meist sind es Flussauen, es gibt aber auch Seeauen, Deltas, Umlagerungsstrecken mit Pioniergesellschaften, Gletschervorfelder oder alpine Schwemmebenen.

Bei der Inventarisierung der wurden Lage, Ausdehnung und Charakteristik aller Flächen erhoben, die größer als 3 ha sind, sowie auch Biotoptyp, Vegetation, Schutzstatus und Gefährdung.

Aufgrund der verschiedenen Ausprägungen des Wasserhaushalts, ihrer Natürlichkeit, Dynamik, Vegetation, Höhenlage und Region wurden die Auengebiete 45 „Naturräumen“ zugeordnet: Dabei stellen Weichholzauen-Biotope mit 38 % den Hauptteil, gefolgt von Hartholzauen (13 %), Pionierstandorten (13 %) und Feuchtgrünland (6 %). Betrachtet man die Weichholzauen gesondert, fällt neben den dominierenden Weiden- und Grauerlenauwäldern der bereits relativ geringe Anteil von Weiden-Pioniergebüschen (4 %) und Weiden-Tamarisken-Gebüschen (1 %) ins Auge. Diese hochdynamischen Flusslebensräume wurden durch den hohen Verbauungsgrad der Gewässer stark dezimiert.

Etwa 62 % (ca. 63.100 ha) der Fläche der Auenobjekte liegen in Europaschutzgebieten und sind Teil des europäischen Schutzgebietsnetzwerks „Natura 2000“. Bedeutende Auen liegen darüber hinaus in den österreichischen Nationalparks, im Nationalpark Donauauen, aber auch in den Alpen-Nationalparks oder im NP Thayatal. Ein kleiner weiterer Anteil der Auenobjekte ist als Naturschutzgebiet (bzw. Naturdenkmal u. a.) und vor allem als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Nicht alle im Aueninventar erhobenen Auen bzw. Auenobjekte sind Waldflächen. Auen umfassen auch andere Biotoptypen wie Auwiesen, Weideflächen und andere landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Die naturschutzfachliche Bedeutung sämtlicher Auenobjekte wurde im Aueninventar 2023 nach einer fünfstufigen Skala eingeschätzt. Mehr als 3 / 4 der erhobenen Flächen wurde eine große bis überragende naturschutzfachliche Bedeutung attestiert, insbesondere für Renaturierungen und weitere Naturschutzmaßnahmen. Insgesamt 5 % der Auenobjekte sind als „überragend bedeutend“ eingestuft, während 1 / 4 als „mäßig groß“ und „gering“ in ihrer Bedeutung gelten können.

Download: Broschüre Auenland

Verbreitung der Auen laut Aueninventar

© Schwarz & Lazowski 2023

Gesamtdarstellung der Auenverbreitung in Österreich in vereinfachter Punktdarstellung. Die Kreisgröße repräsentiert deren Flächenausmaß. Die Schwerpunkte der Auenverbreitung in Österreich werden hier deutlich: Die Donau- und Marchauen in den östlichen Beckenlandschaften verfügen über die größten Flächenvorkommen, ebenso die Donauauen an der oberösterreichisch-niederösterreichischen Grenze.

Bedrohte Vielfalt erhalten

© Werner Lazowski

Schätzungen gehen davon aus, dass in den letzten Jahrzehnten rund drei Viertel des heimischen Auenbestandes durch Rodungen, Flussregulierungen und Wasserkraftausbau verschwunden sind. Von den verbliebenen Auenflächen ist nur noch etwa die Hälfte intakt, der Rest bedarf eindeutig einer Revitalisierung, um sein ökologisches Potential wiedererlangen zu können.

Unserer Fließgewässer gehören zu den saubersten in Europa. Doch die Qualität von Flüssen und Bächen definiert sich auch wesentlich über Naturnähe, Strukturreichtum und Vielfalt. Natürliche Fließgewässer und ihre Auen sind dynamische Systeme, die ihr Bett und das Umland durch Erosion, Materialtransport und Sedimentation ausformen und dabei ihre eigenen Strukturen entwickeln.

Die Auen bilden ein untrennbares System wertvoller Lebensräume. Diese sind jedoch durch zahlreiche Nutzungen und Eingriffe gefährdet. Natürliche, d.h. regelmäßig überflutete Auwälder finden wir in Mitteleuropa nur noch sehr selten – die meisten Fließstrecken sind eingedämmt, die Ufer hart verbaut und die Flüsse oftmals zur Energiegewinnung aufgestaut

Der gegenwärtige Zustand der Auenlandschaften in Österreich zeichnet sich nicht durch seine natürliche Dynamik aus, sondern wird von Dammanlagen und Kraftwerken dominiert. Diese oft lange zurückliegenden Eingriffe verschieben die Oberflächen- und Grundwasserkörper. Für die Biotope und die Vegetation bedeutet das, dass sie von der für sie so essentiellen Wasserversorgung beinahe abgeschnitten werden. Kraftwerke schützen unsere Umgebung vor gefährlichen Hochwässern, doch für Auen bedeutet das Ausbleiben dieser Wassermassen einen gravierenden Einschnitt in ihr Ökosystem.

Zu den Verbauungen der Flusslandschaft kommen auf lokaler Ebene noch Land- und Forstwirtschaft sowie die Rohstoffgewinnung, die oft durch Agrochemikalien, Monokulturen und Abbau von Schotter und Kies die Problematik in Auengebieten noch zusätzlich verschärfen.

Auch die Folgen moderner Zivilisation machen den Auen zu schaffen. Infrastruktur im Sinne von Verkehr und Industrie und die Abwanderung aus den Städten in das Umland führen vor allem in Tallagen und landwirtschaftlich genutzten Flachländern zu einer Verinselung dieser naturnahen Flächen. Straßen oder Hochleitungen „zerschneiden“ oftmals Auenlandschaften. Diese Umgestaltung der Landschaft zieht negative ökologische Veränderungen nach sich. Traditionelle Kulturlandschaft und naturnahe Landschaften müssen immer mehr technischen Infrastrukturen weichen.

Um die noch bestehenden und weitgehend intakten Auen zu schützen, eine nachhaltige Nutzung zu fördern und um beeinträchtige Auen wiederherzustellen, wurde 2023 von Bund und Ländern eine aktualisierte "Nationale  Auenstrategie" beschlossen. Expertinnen und Experten für Auen haben darin Ziele, Prinzipien, Maßnahmen und Wege für eine langfristige Sicherung der heimischen Auen und Flusslandschaften definiert. Im Fokus steht dabei die Erhaltung der naturnahen Gewässerdynamik, die leider nur mehr in wenigen Fällen zur Gänze gegeben ist.

Basis der Strategie bildet das aktualisierte Aueninventar von 2023. Daten zum Hochwasserschutz und zu potenziellen Renaturierungsgebieten bieten Chancen für neue Entwicklungen in Bereichen bestehender Auenobjekte. Die Vernetzung der Gewässerkorridore lassen sich in ihrer Gesamtheit bundesübergreifend planen.

 Folder Auen in Österreich (0,5MB)



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