Luchse in den Alpen

Österreich hat Anteil an zwei Luchspopulationen, an der im böhmisch-bayerisch-österreichischen Grenzraum und an einer in den Alpen: Zu der alpinen Luchspopulation zählt ein kleines Luchsvorkommen in der Nationalpark Kalkalpen Region sowie Luchse in Vorarlberg. Während die Tiere in Vorarlberg mit den Luchsen der Schweizer Nordwestalpen im Austausch stehen, sind die wenigen Luchse im Bereich des Nationalpark Kalkalpen isoliert von anderen Luchsvorkommen.

© Engleder & Fuxjäger

Kalkalpenpopulation fehlt der Nachwuchs.
In den nördlichen Kalkalpen wurden 2011 und 2013 zur Bestandsstützung insgesamt drei Luchse (zwei Weibchen und ein Männchen) aus Wildfängen aus der Schweiz ausgewildert. Anfangs vermehrten sich die Tiere zwar erfolgreich, einige Tiere sind aber verschollen und zwei Luchse wurden nachweislich gewildert. Daraufhin erfolgte 2017 eine weitere Bestandsstützung mit zwei Luchsen (ein Männchen und ein Weibchen). Im Jahr 2019 wurden in der Region Nationalpark Kalkalpen sechs selbständige Luchse (d.h. Luchse, die älter als 1 Jahr alt sind) erfasst. Leider stagniert seit einigen Jahren die Population – der Nachwuchs fehlt. Zuletzt konnte 2018 einmal ein einziges Jungtier nachgewiesen werden. Über dessen Verbleib weiß man allerdings nichts. Um den Fortbestand der Luchspopulation in den Nördlichen Kalkalpen zu sichern, wird eine Bestandsstützung notwendig sein. Es braucht mehr Luchse und vor allem eine breitere genetische Basis durch Tiere aus einer  -anderen Population (z.B. aus den Karpaten).

Zuwanderer und Jungtiere im Westen.
In Vorarlberg gibt es seit 2012 immer wieder Luchshinweise und 2017 konnte das erste Mal Luchsnachwuchs bestätigt werden. Die Tiere stammen aus der Nordostschweiz und sind über den Rhein und das dicht besiedelte Rheintal nach Vorarlberg und Liechtenstein gewandert. Im Rätikon und auch im Bregenzer Wald wurden 2019 einzelne Luchsinnen mit Jungen bestätigt. Insgesamt wurden fünf bis acht selbständige Luchse dokumentiert, von denen mehrere nur teilweise in Österreich leben. Darüber hinaus gab es in jüngster Vergangenheit sporadisches Auftreten einzelner Luchse im nördlichen Pinzgau und in der Steiermark, und gelegentlich im Dreiländereck von Kärnten mit Slowenien und Italien.

In Verbindung bleiben.
Die Verbindungen innerhalb und zwischen den Populationen sind für den Genaustausch äußerst wichtig. Da die Alpinen Luchsvorkommen insgesamt von relativ wenigen Individuen aus der gleichen Ursprungsregion abstammen, könnte andernfalls eine geringe genetische Vielfalt in Zukunft zum Problem werden.

Deshalb müssen dringend Wildkorridore innerhalb der Alpen und auch zu den anderen europäischen Populationen erhalten bzw. wiederhergestellt werden. Nur innerhalb gesicherter, großflächiger Habitatverbundsysteme hat der Luchs eine Chance in unserer Kulturlandschaft dauerhaft Fuß zu fassen. Die gesetzliche Sicherung von Grünkorridoren in der Raumplanung aller Bundesländer ist daher ein wichtiges Instrument, um bei Bauvorhaben, insbesondere Straßenbau, zu gewährleisten, dass die Lebensräume verbunden und damit eine Wanderung der Tiere möglich ist

Luchse im Mühl- und Waldviertel

Österreich hat Anteil an zwei Luchspopulationen. Neben den Tieren der der alpinen Population gehören die Luchse im nördlichen Mühl- und Waldviertel entlang den Grenzen zu Bayern und Tschechien zur Böhmisch-Bayerisch-Österreichischen Population (BBA). Sie sind alle Grenzgänger. Das heißt wir teilen sie uns mit den Nachbarländern. Im Monitoringjahr 2018 konnten für die gesamte Population 119 selbständige Luchse (d.h. Luchse, die älter als 1 Jahr alt sind) nachgewiesen werden, von denen 23 auch teilweise in Österreich leben.

© Josef Limberger

Es begann in Südböhmen. Schon in den frühen 1970er-Jahren wurden im Gebiet des heutigen Nationalparks Bayerischer Wald fünf bis zehn Luchse unbekannten Ursprungs ohne Genehmigung freigelassen. Es ist allerdings unklar, ob sich diese halten konnten. Den Ursprung der heutigen Population bildeten 18 Luchse, die in den 1980er Jahren in den slowakischen Karpaten eingefangen und im Gebiet des heutigen Šumava-Nationalparks in Südböhmen mit behördlicher Genehmigung wieder freigelassen wurden. Anfangs besiedelten die Luchse das Gebiet sehr langsam und unauffällig. Ab 1990 breitete sich die Population zunehmend aus - auch über die Ländergrenzen hinweg.

Potential für mehr. In ihrem Kerngebiet entlang der Grenze reproduzieren die Luchse der Böhmerwaldpopulation derzeit verlässlich. Aber auch die Vorlandgebiete (z. B. die Wachau) sind geeignete Luchslebensräume. Die dauerhafte Ausbreitung in diese Gebiete wäre ein wichtiger Schritt für die so dringend notwendige Verbindung zu anderen Luchsgebieten.

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