Wie die Wildkatze lebt

Heimliche Waldbewohnerin. Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) ist eine „echte Europäerin“, die schon durch unsere Wälder streifte, lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen in unsere Breiten brachten. Tagsüber schläft sie meistens, nachts geht sie auf Jagd.
Die Wildkatze eignet sich sehr gut als so genannte Leitart des Naturschutzes: Viele andere Arten wie z. B. Baummarder oder Haselhühner, Schwarzstorch und Rotwild profitieren davon, wenn sich die Wildkatze wieder heimisch fühlt.

Wissenschaftlicher Name:

Felis silvestris

Systematische Familie:

Katzen (Felidae)

Rote Liste Österreich

RE (in Österreich ausgestorben)

Größe:

etwa wie Hauskatze, 50 – 65 cm Kopf- Rumpflänge, 30 – 40 cm Schulterhöhe

Gewicht:

ca. 4 – 5 kg

Nahrung:

hauptsächlich Wühlmäuse (z.B. Rötel- und Feldmäuse) und Waldmäuse, seltener andere kleine Nager, Hasenartige, Vögel, Lurche, Reptilien, Fische, Maulwürfe, Wiesel und Insekten

Reviergröße

Je nach Angebot an Beute und Verstecken 2 bis 9 km2


Lebensraum.
Die Europäische Wildkatze findet optimale Lebensräume in bewaldeten Gebieten mit gemäßigt kontinentalem bis mediterran warmem Klima. Als "Grenzliniengängerin" braucht sie große zusammenhängende Waldgebiete mit hohem Laub- und Totholzanteil, aber auch kleine Lichtungen, im Wald verborgene Wiesen und Waldränder mit reichen Heckenstrukturen. Hier findet die Wildkatze die benötigten Verstecke, ein ausgedehntes vielschichtiges Revier mit Rückzugsmöglichkeiten sowie ausreichend Nahrung und Aufzuchtplätze für ihre Jungen.

Da Felis silvestris keinen Winterschlaf hält, ist sie darauf angewiesen das ganze Jahr über auf Jagd zu gehen. Eine mittlere winterliche Schneedeckenhöhe über 20 cm wirkt sich limitierend aus. Schneereiche Winter bringen die Wildkatze in Bedrängnis, da sich ihre Hauptbeutetiere, kleine Nager, gut unter dem Schnee verstecken können und sie auf Grund ihrer schmalen Pfoten leicht im Schnee einsinkt. Biogeographische Studien zeigen jedoch, dass sich im Zuge der derzeitigen Klimaerwärmung und der daraus resultierenden weniger strengen Winter in Österreich die Lebensraumbedingungen für die Wildkatze verbessern werden.

Fortpflanzung. Im Alter von neun bis zwölf Monaten werden Wildkatzen geschlechtsreif. In der Regel gibt es einmal pro Jahr, selten auch zweimal, Nachwuchs. Von Jänner bis März ist Ranzzeit, in der meist mehrere Männchen um ein paarungsbereites Weibchen buhlen. Die Tragzeit schwankt zwischen 63 und 68 Tagen. Folglich werden die meisten Jungen in den Monaten März, April und Mai geboren. Das Weibchen bringt in einem sicheren Versteck meist zwei bis vier Junge zur Welt. Die Jungen sind anfangs blind und öffnen erst zwischen dem zehnten und dem zwölften Tag ihre Augen. Im Alter von einem Monat werden sie entwöhnt und die Mutter beginnt mit der Jagdunterweisung, indem sie sowohl tote als auch lebende Beute heranträgt. Zwischen dem dritten und dem sechsten Lebensmonat ziehen die jungen Wildkatzen mit der Mutter umher und lernen von ihr sowohl Jagdtechnik als auch Beutetiere kennen. Danach sind die jungen Katzen selbstständig und verlassen das Revier der Mutter.

Nahrung und Jagdweise. Als Einzelgängerinnen jagen Wildkatzen in der Regel Tiere, die kleiner sind als sie selbst. Ihre Nahrung besteht zum überwiegenden Teil aus Wühlmäusen (z. B. Rötel-, Feldmäuse) und Waldmäusen. Wildkatzen sind Lauerjägerinnen, d.h. sie positionieren sich in der Nähe der Erdbauten ihrer Beute und nutzen ihre Tarnung sowie den Überraschungsmoment aus.
Bei zu hoher Schneedecke hat die Wildkatze Schwierigkeiten, ihre Hauptbeute zu fangen und frisst daher auch andere kleine Nager, wie Ratten, Eichhörnchen sowie Junghasen. Weiters stehen Vögel, Lurche, Reptilien, Fische, Maulwürfe, Wiesel und Insekten (z. B.: Maikäfer, Heuschrecken) auf ihrem Speiseplan. In Notzeiten frisst die Wildkatze auch Aas und vegetarische Kost.

Ursprünglich in Österreich heimisch, verliert sich die Spur der Europäischen Wildkatze in den 1950ern. Sie gilt deshalb bei uns als ausgestorben oder verschollen. Dennoch nehmen die Hin- und Nachweise dieser scheuen Tierart immer mehr zu, was darauf schließen lässt, dass die Wildkatze in die Wälder Österreichs zurückgekehrt ist.

 

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