Vogelfütterung im Winter

© Helmut Heimpel

Trotz des Winters bleiben viele Vögel in Österreich und machen sich nicht auf den Weg in den Süden. Vor allem Körnerfresser, die nicht auf Insekten und Würmer angewiesen sind, sind bei uns Standvögel. Eine bunte Schar aus hungrigen Meisen, Amseln, Haussperlingen und Finken, die auf der Suche nach Futter die Gärten durchstöbern, lässt sich nun beobachten. Schon seit jeher werden deshalb Futterhäuser im Garten aufgestellt. Die davon angelockten Gartenbesucher bringen Leben in die stillen Gärten und sorgen für gute Unterhaltung beim Beobachten durchs Fenster. Futterhäuschen sind eine wichtige Hilfe für heimische Vögel, um zu überleben, und das nicht nur im Winter, wo der Energieverbrauch besonders hoch ist. Auch im Sommer ist das Futterangebot nicht mehr vergleichbar mit dem von früher, da der Insektenbestand in den letzten Jahrzehnten um 75% zurückgegangen ist. Wer Gartenvögel unterstützen und auf natürliche Weise füttern möchte, kann seinen Garten naturnah gestalten.
Heimische beerentragende Gehölze, wie Berberitze, Holunder, Liguster, Himbeere, Eberesche, Faulbaum, Roter Hartriegel, Heckenrose, Pfaffenhütchen, Traubenkirsche, Wolliger und Gemeiner Schneeball, Kornelkirsche, Schlehe oder Weißdorn stellen für die Vögel über das Jahr verteilt wichtige Nahrungsquellen dar. Indem man Herbstlaub liegen lässt und den Garten erst im Frühjahr „aufräumt“, bleiben weitere Futterquellen für die gefiederten Gartenbesucher erhalten, da sich viele Insekten in hohlen Pflanzenstängeln verstecken und Regenwürmer unter dem Laub zu finden sind. Auch in Komposthaufen, die im Winter lange nicht zufrieren, finden Vögel unzählige Kleintiere vor.

Welcher Vogel braucht welches Futter?
Bei den Körnerfressern unterscheidet man Samenknacker (Finken, Gimpel, Sperlinge, Ammern) und Gemischtfresser (Spechte, Meisen, Kleiber). Sie bevorzugen Sonnenblumenkerne, Weizen-, Hafer-, Hirse- Hanfsamen, verschiedene Nüsse wie Haselnüsse, Erdnüsse und Walnüsse, aber auch Mohn, Äpfel-, Birnen- und Kürbiskerne. Mit Hilfe ihrer kräftigen Schnäbel können sie harte Körner leicht öffnen. Beliebt sind auch Meisenknödel. Blau- und Kohlmeisen zählen zu den häufigsten Futterhäuschen-Besuchern. Als gute Zweigkletterer sind sie die "Akrobaten" unter den Wintervögeln, weswegen sie hängendes Futter bevorzugen. So haben sie sich eine ökologische Nische erschlossen, zu der andere Vogelarten keinen Zugang haben. Normalerweise leben sie von Insekten und Spinnen, die sie von Blättern und Zweigen sammeln. Im Herbst und Winter stellen sie Ihre Ernährung um und fressen Samen, Nüsse und Beeren. Ein besonders spannender Besucher am Futterhäuschen ist der Kleiber. Er ist der einzige Vogel, der kopfüber einen Baumstamm herunterlaufen kann, weil seine Beine in der Mitte des Körpers sind. Dadurch kommt er leichter an Insekten und Raupen heran, die sich in der nach oben abstehenden Rinde verbergen - mit einem spechtähnlichen Klopfen spürt er sie auf. An den Futterstellen konsumiert er gerne Nüsse und Fettfutter wie Meisenringe und -knödel.

Weichfresser wie Amseln, Drosseln, Rotkehlchen, Zaunkönige, Heckenbraunellen, Buntspechte und Stare haben spitze, schlanke Schnäbel und sind auf das Aufpicken von Insekten und Würmern spezialisiert. Ebenso zählen Holunderbeeren, Eberesche, wilder Wein und Weißdorn zu ihrem Nahrungsspektrum. Hartes Körnerfutter ist für sie nicht geeignet, geschnittenes Dörrobst, Rosinen, gemahlene Nüsse, angefettete Haferflocken oder auch zerkleinerte Äpfel und Birnen sind für sie ideal. Unter den Weichfressern zählt die Amsel zu den größeren Futterhausbesuchern. Sogar Buntspechte lassen sich oftmals blicken., wer sein Futterhäuschen mit reichlich Nüssen versorgt, bekommt vielleicht einen zu Gesicht. Doch egal, welche Vögel man füttert, wichtig ist in jedem Fall, dass das Futter immer trocken bleibt.

Gut zu wissen
Zwischen den Wintervögeln gibt es eine klare Rangordnung: Kommt Herr Gimpel, müssen Blau- und Kohlmeisen und auch Frau Gimpel weichen - der Kernbeißer hingegen vertreibt sogar Herrn Gimpel. Mehrere kleine Futterstellen sind also von Vorteil, denn so werden Streitigkeiten vermieden und auch scheuere Besucher ergattern genug. Außerdem sollten die Futterhäuschen weit genug von Fenstern und Glasflächen entfernt platziert sein, um Kollisionen zu vermeiden. Bitte vermeiden sie Futtermischungen mit Neophyten wie Ambrosia-Samen.

Generell gilt: Salzhaltige und gewürzte Speisen, Essensreste und Brot sind für Vögel aller Art schädlich und führen sehr häufig zum Tod. Man sollte deshalb ausschließlich geeignetes Vogelfutter verfüttern! Neben dem richtigen Futter ist Hygiene am Futterhäuschen sehr wichtig, um die Verschmutzung mit Kot zu verhindern kann das Futter z.B. in Futtersilos- oder knödeln angeboten werden. Noch ein Tipp: Nicht nur am Futterhäuschen wird gern gefressen, denn Amseln, Drosseln, Rotkehlchen, Heckenbraunelle und Bergfink fressen am liebsten am Boden, Spechte, Kleiber und Gartenbaumläufer mögen das Futter lieber an einer Baumrinde und in einem Futterholz.

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