Steckbrief Fischotter

Der Eurasische Fischotter (Lutra lutra) ist ein Spitzenprädator der europäischen Süßwasserökosysteme aus der Familie der Marder. Seine erfolgreiche Bestandszunahme in Österreich führt immer wieder zu Diskussionen, teils mit großen Emotionen. Der Naturschutzbund setzt sich für einen wissensbasierten Diskurs ein und hat zu diesem Zweck unter anderem Basiswissen über den nachtaktiven Wassermader in diesem Steckbrief zusammengestellt.

Der Eurasische Fischotter

Wissenschaftlicher Name: Lutra lutra
Systematische Familie: Marder (Mustelidae)
Größe: 100 – 120 cm Kopf- und Rumpflänge
Schwanzlänge: ca. 30 -40 cm
Gewicht: ca. 6-10 kg
Nahrung: Fische, Amphibien, Krebse, Weichtiere
Aktivität: rund ums Jahr, Fischotter halten keinen Winterschlaf

© Bernhard Landgraf

Nahrung und Lebensraum

Fischotter ernähren sich, wie ihr Name schon sagt, primär von Fischen. Aber auch andere Tiere im oder in der Nähe vom Wasser, wie Amphibien, Krebse oder Wasserinsekten, stehen auf ihrem Speiseplan. Der Lebensraum des Fischotters umfasst Gewässer, in denen diese Beutearten vorkommen: Das können große Flüsse wie die Donau bis hin zu Quellbächen sein - immer unter der Bedingung, dass es dort ausreichend Nahrung zu finden gibt. An Gebirgsbächen der Alpen jagt er mitunter bis in eine Seehöhe von 1.800 m, bei der Überquerung von Gebirgskämmen steigt er vermutlich noch höher. Otter suchen auch Seen, Sümpfe und Moore sowie künstliche Stillgewässer nach Nahrung ab. Die Palette reicht vom Feuerlöschteich über Fischteiche bis hin zu Stauseen der Wasserkraftwerke. An Land nutzt der Fischotter vor allem den zehn Meter breiten Uferstreifen der Gewässer, wo er auch seine sowohl oberirdischen als auch unterirdischen Verstecke für Schlafplätze und die Jungenaufzucht findet. Das Streifgebiet eines Otterweibchens kann 10 bis 20 km Flusslauf plus die dort mündenden Seitenbäche und Stillgewässer groß sein; jene der Männchen sind in der Regel doppelt so groß und überlagern, mardertypisch, möglichst die Reviere mehrerer Weibchen. Die Reviere werden jeweils gegen fremde Individuen desselben Geschlechts verteidigt.

Anpassungen

Durch das Leben im und am Wasser und den Fang diverser wassergebundener Tiere hat sich der Fischotter in seinem Körperbau stark an das Leben im Wasser angepasst. Otter sind kurzbeinig und haben einen behaarten, muskulösen Schwanz, einen stromlinienförmigen Körper und einen kleinen Kopf. Sie schwimmen und tauchen ausgezeichnet und erhalten dabei die nötige Körpertemperatur über ein sehr dichtes, mehrschichtiges Fell aufrecht, das entsprechend gepflegt werden muss. Otter haben nur ein kleines Fettpolster. Die ständige Versorgung mit Nahrung ist für Otter daher enorm wichtig; sie benötigen pro Tag etwa 10 % ihres Körpergewichtes (0,6 – 1 kg), die sie überwiegend in Uferhöhlen und am Gewässergrund finden. Deshalb hat sich der Tastsinn besonders gut ausgebildet. Der Otter besitzt nicht nur lange Tasthaare im Bereich der Schnauze, sondern auch an den Ellbogen der Vorderbeine. Das Sehvermögen spielt für den Otter hingegen eine untergeordnete Rolle. Otter jagen vor allem bei Nacht, oft auch im trüben Wasser. Abgesehen von den lange bestehenden Mutter-Kind-Familien sind Otter Einzelgänger. Bei Nahrungsmangel, wie er im Winter bei starker Vereisung auftreten kann, kommt es mitunter auch vor, dass sich mehrere Otter an jenen Gewässerabschnitten konzentrieren, die noch Zugang zu Wasser und Fischen bieten. Die arteigene Kommunikation erfolgt primär über Gerüche in der Losung und in Analsekreten, bei Sichtkontakt kommt es mitunter aber auch zu ausgeprägten Lautäußerungen.

Fortpflanzung und Todesursachen

Im Gegensatz zu vielen anderen Tieren hat der Eurasische Fischotter jedenfalls in Mitteleuropa keine fix festgelegte Paarungszeit, weshalb Junge das ganze Jahr über zur Welt kommen können. Fischotterweibchen säugen und führen ihre Jungen mindestens ein Jahr und länger. Die ein bis drei Jungen sind also sehr lange von der Mutter abhängig bevor sie selbst im Fischfang ausreichend Erfahrung haben. Sie müssen auch das Schwimmen erst lernen. In den ersten zwei Lebensjahren ist die Sterblichkeit von Ottern besonders hoch. Natürliche Todesursachen sind bei Jungottern das Verhungern und das Ertrinken unter dem Eis und bei Hochwasser. Verletzungen führen zur Behinderung, Entzündung und letztlich so auch zum Tod. Seuchen und Krankheiten spielen bislang keine Rolle. Anthropogen bedingte Todesursachen sind der Straßenverkehr, Fischreusen und Netze, aber auch die direkte Nachstellung.

Spannende Fakten zum Fischotter:

  • Das Fell: 50.000 Haare pro Quadratzentimeter schützen den Fischotter vor Kälte (zum Vergleich: der Mensch hat nur 120 Haare/qcm).
  • Nachwuchs: Junge kommen das ganze Jahr über zur Welt und lernen im ersten Lebensjahr vom Schwimmen bis zum Fischfang alles Überlebenswichtige von ihrer Mutter.
  • Tastsinn: Mit feinen Tasthaaren an der Schnauze und den Ellbogen der Vorderbeine findet der Fischotter seine Nahrung bei Nacht auch ohne Taschenlampe.

 

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