Trotz nicht gerader Idealer Bedingungen ist die Artenvielfalt in Städten relativ hoch. Dies liegt daran, dass sich auf relativ kleinem Raum sehr viele verschiedene Nutzungen und Nutzungsintensitäten ergeben. Dabei zeigt sich eine deutliche Zonierung vom Stadtzentrum Richtung Peripherie: in der dicht verbauten City leben nur einige Spezialisten, die die Häuserschluchten als „Kunstfelsen“ angenommen haben (z. B. Stadttaube, Turmfalke, Zwergfledermaus). In weniger dicht verbauten Gebieten mit größeren Grünflächen steigt der Artenbestand steil an. Hier verzahnen sich Arten des Umlandes mit Arten, die in Ballungsräumen ihren Schwerpunkt haben, wobei auch seltene Arten darunter sein können. Beispiele: Waldkauz, Waldohreule, Haubenlerche, Wechselkröte.
Bei Vorhandensein von naturnahen Biotopen, Brachflächen, Gewässern, naturnahen Hausgärten, Parkanlagen und Resten landwirtschaftlich genutzter Flächen gehören Stadträume durchaus zu den artenreichsten und vielfältigsten Ökosystemen unserer Kulturlandschaft.
In Linz gibt es ca. 65 verschiedene Brutvogelarten, 53 von rund 80, verschiedenen Libellenarten und ca. 1100 Gefäßpflanzen. Interessante Details ergeben sich bei der Betrachtung des Phänomens der Verstädterung von Tieren. In Städten ist auch der Anteil an neu eingewanderten Pflanzenarten oder Neophyten relativ hoch, sie sind quasi Ausbreitungszentren neuer Arten. Die Erhaltung von Stadtnatur ist in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung!
Dr. Friedrich Schwarz
Studium an der Universität Wien, Hauptfach Botanik, Schwerpunkt Vegetationsökologie. Seit 1982 in der Naturkundlichen Station der Stadt Linz als Stadtökologe tätig, seit 1998 Leitung der Station. Seit der Zusammenlegung der Naturkundlichen Station mit dem Botanischen Garten 2005 zusätzlich Leitung des Bot.Gartens. Seit 1990 Stadt-Naturschutzbeauftragter des Bezirks Linz-Stadt. Chefredakteur der Zeitschrift ÖKO.L der Naturkundlichen Station.