Pan EU Konferenz: Grünes Band statt Eiserner Vorhang

© Christine Pühringer
Die 9. Paneuropäische Green-Belt-Konferenz sendet eine klare Botschaft für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit im europäischen Naturschutz und eine stärkere Verbindung von Mensch und Natur. Mehr als 125 Vertreter von  Naturschutzbehörden und -organisationen, Wissenschaftler und Naturschützer trafen sich vom 31. Oktober bis zum 3. November 2016 im Koli-Nationalpark in Finnland, nicht weit von der russischen Grenze, um die grenzübergreifende Zusammenarbeit am Europäischen Grünen Band zu intensivieren. Die gleichnamige Initiative ist derzeit die ehrgeizigste in Europa. Sie will den ehemaligen Eisernen Vorhang in eine Lebenslinie umwandeln und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der grünen Infrastruktur unseres Kontinents.
 
 
Lebensraumverbund als zentrales Anliegen, in das es zu investieren lohnt
Die Analyse der Konferenzteilnehmer zeigt deutlich, dass europaweit kostbare Lebensräume stark fragmentiert sind. Besonders Verkehrswege und Siedlungen, aber auch intensive Nutzungsformen in Land- und Forstwirtschaft tragen zu einer Fragmentierung von hochwertigen Naturgebieten bei. Nach Ansicht von Experten werden globale und europäische Ziele der Biodiversitätserhaltung nur erreicht, wenn die Europäische Union, ihre Mitgliedsstaaten und auch die Nachbarländer ihre Investitionen in die europäische grüne Infrastruktur massiv erhöhen. Dabei sollte der Konnektivität von kostbaren Lebensräumen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. "Es besteht dringender Bedarf für ein grünes Infrastrukturprogramm, das möglichst nah an vergleichbaren EU-Investitionsprogrammen für graue Infrastrukturen sein  sollte“, fasst Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutz-Stiftung EuroNatur, für die Konferenzteilnehmer zusammen. Das European Green Belt zahlt diese Investitionen bereits durch umfangreiche Dienstleistungen zurück: So zeigt eine aktuelle Studie in Finnland, dass öffentliche Investitionen in den Naturschutz am Fennoskandischen Green Belt als Zehnfaches an Einnahmen auf lokaler Ebene zurückkommen.
 
Eine weitere Expertenempfehlung der Konferenzteilnehmer richtet sich an alle Staaten am European Green Belt: Der Europäische Grüne Band muss dringend in den entsprechenden Raumplanungssystemen berücksichtigt werden. Dies ist die einzige Möglichkeit, die Verbindung zwischen den
Lebensräumen entlang des Green Belt effektiv zu bewahren und dort, wo nötig, wiederherzustellen.
 

Im Anschluss an die Expertenkonferenz verabschiedeten die 30 Mitgliedsorganisationen der European Green Belt Association einen Aktionsplan für die nächsten zwei Jahre. Zudem wurde der Vorstand neu gewählt.  Die EuroNatur-Stiftung wurde zum Vorsitzenden der European Green Belt Association und BUND zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Schlussfolgerungen der 9. Paneuropäischen Green Belt Conference (ENG, pdf 425 kb)

© European Green Belt Association

Hintergrundinformation:

Das European Green Belt: Das Europäische Grüne Band erstreckt sich über 12.500 Kilometer als Korridor außergewöhnlicher Biodiversität entlang der ehemaligen Grenze zwischen Ost und West von der Barentsee bis zum Schwarzen Meer. Die derzeit ehrgeizigste Naturschutzinitiative Europas will den ehemaligen Eisernen Vorhang in eine Lebenslinie verwandeln und damit einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der grünen Infrastruktur unseres Kontinents leisten. Entlang des Grünen Bandes gibt es romantische Wälder und Sümpfe, artenreiche Kulturlandschaften sowie wilde Berg- und Flusslandschaften, wie man sie nirgendwo sonst in Europa findet. Das Band verbindet acht biogeographische Regionen und 24 Staaten und erstreckt sich in vier Teilen über den Kontinent.
 
Die European Green Belt Association:  2014 wurde die "European Green Belt Association" gegründet, die die European Green Belt Initiative vertritt und die Koordination übernimmt. Regierungs- und nichtstaatliche Akteure arbeiten im Verband zusammen.
Der | naturschutzbund | Österreich gehört zu den Gründungsmitgliedern der Association, das zweite Mitglied aus Österreich ist das Umweltbundesamt.
Dem Vorstand gehören zehn Organisationen an:
 
  • Ministerium für Umwelt Finland
  • Grüne Vereinigung GAJA, Polen
  • BUND Mecklenburg-Vorpommern
  • Tschechische Stiftung für Umweltpartnerschaft
  • Bundesamt für Naturschutz (BfN)
  • BUND Projektbüro Grünes Band (stellvertretender Vorsitzend)
  • Ministerium für Umwelt Albanien
  • Bulgarische Biodiversitätsstiftung (BBF)
  • Stiftung EuroNatur (Vorsitz)
  • Internationale Vereinigung für Naturschutz (IUCN)
 
Weitere Informationen:
Gabriel Schwaderer (Chair of Green Belt Association), EuroNatur, K onstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel .: +49 (0) 7732 - 92 72 10, info@euronatur.org
Liana Geidezis und Melanie Kreutz (Regionalkoordinatoren für das Grüne Band Zentraleuropa und Projektbüro Grünes Band), Bund Naturschutz in Bayern e.V., Hessestr. 4, 90443 Nürnberg, Tel. 0911-575294-0, greenbelt@bund-naturschutz.de
Johannes Gepp und Christine Pühringer (National Focal Point Green Belt Austria), | naturschutzbund | Österreich, Museumsplatz 2, 5020 Salzburg, Tel. 0662/642909, bundesverband@naturschutzbund.at
 
Programm und Vorträge der Konferenz auf www.ym.fi
 
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