Die Wildkatze ist eine der seltensten heimischen Säugetierarten. Ursprünglich im Großteil Europas beheimatet, gibt es heute nur noch aufgesplitterte Restvorkommen. Auch in Österreich war die Europäische Wildkatze früher über weite Teile verbreitet, verschwand jedoch Mitte des letzten Jahrhunderts aus den heimischen Wäldern. In letzter Zeit mehren sich jedoch Hinweise, dass die scheue Katze wieder ihren Weg in unsere Wälder findet.
Seit 2009 sammelt die Koordinations- und Meldestelle Wildkatze Hin- und Nachweise zur Wildkatze in Österreich. Das Bild ist nun schon etwas klarer – besonders in Niederösterreich und Kärnten könnte von möglichen Wildkatzenbeständen ausgegangen werden. Dennoch fehlen immer noch umfangreiche, landesweite Bestandserhebungen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Wildkatzen-Nachweise in Österreich werden lokale Bestandserhebungen durchgeführt: Im Nationalpark Thayatal, Biosphärenpark Wienerwald, in weiteren Regionen Niederösterreichs, in Oberösterreich, in Kärnten, der Steiermark und im Burgenland.
Der Naturschutzbund setzt sich gemeinsam mit vielen Partnern dafür ein, dass die Wildkatze bei uns dauerhaft eine Zukunft hat - auch mit Ihrer Hilfe!
Scheu ist sie, und lebt im Verborgenen: Tagsüber schläft sie meistens, nachts geht sie auf Jagd. Aber nicht nur deshalb hat kaum je ein Waldspaziergänger sie zu Gesicht bekommen: Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) zählt zu den am wenigsten bekannten Säugetieren überhaupt. In Österreich gilt sie als regional ausgestorben bzw. verschollen.
Schuld daran ist wie so oft der Mensch: Völlig falsche Vorstellungen über die Lebensweise der Wildkatze, tief verwurzelter Hass und falsch verstandene Hege führten zu ihrer gnadenlosen Verfolgung im 19. Jahrhundert und schließlich zu ihrer fast gänzlichen Ausrottung.
Etwas besser geht es der Wildkatze in Deutschland. Unsere Nachbarn verweisen nicht zuletzt aufgrund von Einbürgerungen und gezielter Schutzprojekte im Böhmerwald, Harz oder Pfälzer Wald stolz auf positive Bestandsentwicklungen - man schätzt 5.000 - 7.000 Wildkatzen. Immer öfter gibt es in letzter Zeit aber auch Anzeichen dafür, dass die scheue Katze in Österreich überlebt hat oder wieder zurückkehrt. In Kärnten etwa wurden zwei Wildkatzen 2013 fotografiert, zwei überfahren, in der Wachau ein Tier 2013 gefunden und eines erst dieser Tage mit einer Wildkamera aufgnommen, im Nationalpark Thayatal gelangen Nachweise von zumindest drei unterschiedlichen Tieren - viel versprechende Hinweise, die Anlass zur Hoffnung geben!
Die Wildkatze hat besondere Ansprüche an ihren Lebensraum. Als "Grenzliniengängerin" braucht sie große zusammenhängende Waldgebiete, aber auch kleine Lichtungen, im Wald verborgene Wiesen und Waldränder mit reichen Heckenstrukturen. Deshalb eignet sich die Wildkatze sehr gut als so genannte Leitart des Naturschutzes: Viele andere Arten wie z. B. Baummarder oder Haselhühner, Schwarzstorch und Rotwild profitieren davon, wenn sich die Wildkatze wieder heimisch fühlt.
Im Gegensatz zur Hauskatze, die vermutlich von den Römern aus Afrika mitgebracht wurde, ist die Wildkatze eine echte Europäerin. Die Unterscheidung von Wildkatze und Hauskatze ist aber nicht einfach - selbst für Experten. Insgesamt wirkt die Wildkatze wegen ihres dichteren dicken Fells kräftiger und größer. Typisches Merkmal ist auch der breite wuchtige Kopf, der dicke Schwanz mit schwarzen Ringen und schwarzem, stumpfem Ende, die fleischfarbene Nase und die verwaschen getigerte Zeichnung auf beige-grauem Grund.
Sichtungen alleine reichen also nicht zum eindeutigen Nachweis von Wildkatzen, hier ist die Verwechslungsgefahr mit der Hauskatze einfach zu groß. Eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit, Wildkatzen eindeutig zu bestimmen: Mit Hilfe der "Lockstock-Methode" (mit Baldrian markierte Pflöcke, an denen sich die Katzen reiben) gesammelte Haare werden genetisch analysiert. Ihre Ähnlichkeit mit unseren Stubentigern kann den Wildkatzen leider auch zum Verhängnis werden, wenn sie mit wildfarbenen Hauskatzen verwechselt werden. Hier arbeitet der Naturschutzbund mit seinen Kooperationspartnern intensiv an der Aufklärung.
Ausgehend von der Pionierarbeit des Nationalparks Thayatal startete der österreichische Naturschutzbund (ÖNB) 2007 mit Unterstützung der Bundesforste (ÖBf) ein Projekt zur Erstellung einer Habitat-Studie „Die potenzielle Verbreitung der Wildkatze in Österreich als Entscheidungsgrundlage für weitere Schutzmaßnahmen“. Diese zeigt, dass auch heute noch ausreichend Lebensraum für die Wildkatze in Österreich vorhanden ist. Gemeinsam mit dem Aktionsplan Wildkatze bildet sie die Grundlage für eine Bestandserhebung der Wildkatze in Österreich.
2008 fand in Wels eine internationale Expertentagung statt. 2009 wurde die Plattform Wildkatze gegründet sowie mit finanzieller Unterstützung der Jägerschaft eine Koordinations- und Meldestelle beim Naturschutzbund Österreich eingerichtet (Projektleitung Ingrid Hagenstein, ÖNB).
Um einerseits weitere Informationen über Wildkatzenvorkommen zur erhalten und auch die Akzeptanz bei Jägern, Förstern, Landwirten zu erhöhen, wird seit 2009/2010 ein Fragebogen samt Begleittext in den österreichischen Jagd- und Forstzeitschriften veröffentlicht. Auch ASFINAG und Straßenmeistereien in Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland, Kärnten und Steiermark unterstützten das Projekt und wurden mit Fragebögen versorgt. Alle eingehenden Wildkatzenhinweise wurden und werden gesammelt, überprüft, kategorisiert und einer Wildkatzendatenbank archiviert.
Laufend werden Artikel bzw. Fernsehbeiträge in verschiedenen Medien publiziert. 2010 wurde das Wildkatzenschutzprojekt in die Kampagne vielfaltleben integriert und in dessen Rahmen der Aktionsplan Wildkatze, ein Leitfaden zum Schutz der Wildkatze in Österreich, erstellt sowie ein Wildkatzenfolder erarbeitet. Auch eine eigene Homepage www.wildkatze-in-oesterreich.at wurde in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Thayatal erstellt. Ende 2010 entstand die Broschüre „Aktiv für Wildkatzen“ (Neuauflage 2015) mit Anleitungen zur wildkatzenfreundlichen Waldgestaltung (Hrsg. Österreichische Bundesforste und Naturschutzbund Österreich). Anhand der Broschüre sollen vor allem die Zielgruppe Forstleute, Landwirte und Jäger zur Mitwirkung eingeladen werden.
Erstmals veranstaltete die Plattform Wildkatze eine öffentliche Jahresfachtagung 2011 im NHM in Wien. Näheres auf www.wildkatze-in-oesterreich.at.
Nun ist es an der Zeit, sich die geeignetsten Lebensräume genauer anzusehen und zu erforschen, ob hier tatsächlich Wildkatzen vorkommen. Wenn der Nachweis gelingt, muss geklärt werden, ob es sich ausschließlich um "Irrgäste" aus den Nachbarländern handelt oder es noch kleine versteckte heimische Populationen gibt. Eine enge Zusammenarbeit mit Jägern, Förstern und Grundbesitzern sowie der Einsatz von Lockstöcken soll Antworten liefern. Sollten sich die Hinweise auf eine Restpopulation in Österreich wirklich verdichten, wird der Naturschutzbund im Rahmen der Plattform Wildkatze Strategien (u.a. Biotopverbesserung, Artenschutz, Hege usw.) erarbeiten, um die Wildkatzenpopulationen zu stabilisieren und nach Möglichkeit sogar zu vergrößern.
Besonders wichtig ist es aber auch, mit umfassender Aufklärung und Informationsarbeit den Boden für die Heimkehrerin aufzubereiten. Dazu wird laufend versucht, die Akzeptanz der Wildkatze innerhalb der Jägerschaft zu vergrößern - es sollte für jeden Jäger etwas Besonderes sein, Wildkatzen in seinem Revier zu haben. Aus diesem Grund ist die Jägerschaft auch einer unserer zentralen Ansprechpartner, mit dem wir eine gemeinsame Strategie für eine Zukunft der Wildkatze in Österreich ausgearbeitet haben.
2016 und 2017 konnten wir wissenschaftliche Publikationen zum "Aktuellen Status der Wildkatze" veröffentlichen. Seit dem Jahr 2000 liegen aus Österreich elf sichere Nachweise (C1) und 21 bestätigte Hinweise (C2) vor. Dazu kommt noch der Nachweis eines Hybriden aus Wild- und Hauskatze aus dem Grenzbereich zwischen Salzburg und der Steiermark. Insgesamt kann man von kleinen Wildkatzenvorkommen im nördlichen Waldviertel, in der Wachau sowie im nördlichen und südlichen Kärnten ausgehen. Da ein Reproduktionsnachweis weiterhin fehlt, kann mit Hilfe der dargestellten Daten die aktuelle Statuseinschätzung der Europäischen Wildkatze in Österreich als „vom Aussterben bedroht“ noch nicht gestützt werden. Wir sind uns aber sicher, diesen Reproduktionsnachweis sehr bald erbringen zu können. Die gesamte Publikation lesen Sie hier.
Wir sind überzeugt, dass 50 Jahre nach Verschwinden der letzten Wildkatze die Chancen auf ihre Rückkehr gut stehen. Mit Ihrer Hilfe rücken wir dem Ziel ein großes Stück näher!
Informieren Sie sich auf der Homepage der Plattform Wildkatze: www.wildkatze-in-oesterreich.at
Unsere Naturschutzarbeit ist vielfältig: Wir kaufen wertvolle Lebensräume frei, säubern Bäche von Müll, bewahren bunte Blumenwiesen vor dem Verschwinden, bringen Nisthilfen an, führen Nachzuchtprogramme für Edelkrebse oder "Urforelle" durch, untersuchen das Vorkommen von Wildkatze, Luchs & Co, u.v.a.m. Als gemeinnütziger Verein ist der Naturschutzbund Österreich auf die Hilfe von umweltbewussten Menschen angewiesen, um weiterhin für die Erhaltung seltener Arten und deren Lebensräume zu kämpfen.