Distelfalter als Massenphänomen?

Leben im Standby-Modus?

In den letzten Jahren war er eher ein seltener Gast, derzeit kann man den hübschen Weitwanderer aber immer öfter beobachten. Der Distelfalter (Vanessa cardui) gehört zur Familie der Edelfalter (Nymphalidae), deren auffallendstes gemeinsames Merkmal die Umwandlung des ersten Beinpaares zu „Putzpfoten“ ist. Zum Festhalten und Fortbewegen sind diese kleinen Stummelchen nicht mehr geeignet, weshalb es so aussieht, als ob diese Schmetterlinge lediglich vier Beine hätten.

© Gertrude Hauber

Charakteristisch ist auch die orangebraune Grundfärbung der Flügeloberseite, auf der sich mehrere schwarze Flecken befinden. Die schwarze Flügelspitze ist mit weißen Flecken versehen. Recht hell ist der farbliche Gesamteindruck der Unterseite der Hinterflügel, deren Marmorierung aus weißen und bräunlichen Feldern besteht. Am Außenrand befinden sich fünf unterschiedlich große, auffällige Augenflecken. Die Flügelspannweite des Distelfalters beträgt 45 mm bis 60 mm.

Weitwanderer aus Afrika
Beim Distelfalter handelt es sich um einen Wanderfalter, der fast weltweit – sogar in Nordamerika und Australien – anzutreffen ist. In vielen Gegenden fliegen die Falter jedoch lediglich ein, ihr eigentliches Fortpflanzungsgebiet liegt hauptsächlich in den Steppen der Subtropen. Daher wird diese Schmetterlingsart für den Mittelmeerraum als bodenständig angesehen, das heißt: Dort kann sie sich dauerhaft fortpflanzen.

Viele Distelfalter überwintern im subtropischen und tropischen Afrika. Von dort aus fliegen sie ans Mittelmeer, wo sich die nächste Generation bildet. Diese bricht weiter nach Norden auf und erreicht Mitteleuropa, aber auch Skandinavien und das Baltikum. Manchmal fliegen die Falter einer Generation nonstop von Afrika bis zu uns. Die lange Reise geht nicht spurlos an ihnen vorüber und so sehen manche Tiere schon sehr mitgenommen aus, wenn sie bei uns ankommen. Trotzdem legen sie noch fleißig Eier und sorgen so für Nachwuchs. Später im Jahr wandern die erwachsenen Tiere dann aber wieder gen Süden, um in wärmeren Regionen zu überwintern.

Das Zugverhalten der Distelfalter birgt noch viele Geheimnisse. Es ist allerdings bereits bekannt, dass die Tiere sich den Wind zunutze machen und sich von ihm tragen lassen. Diese Strategie ist kräfteschonend und ermöglicht es den Schmetterlingen, weite Strecken zurückzulegen.

Wo sich der Distelfalter finden lässt
Trockenrasen, aber auch Siedlungsräume mit Parks und Gartenanlagen, in denen es viele Disteln und ein reichhaltiges Angebot an Nektarpflanzen gibt, sind die bevorzugten Lebensräume der zarten Falter. Der Nachwuchs ist nicht so wählerisch wie bei manch anderen Arten: Die Raupen fressen neben diversen Distelarten auch an Hülsenfrüchtlern (Fabaceae), Malvengewächsen (Malvaceae) und Korbblütlern (Asteraceae). Auch die Große Brennnessel (Urtica dioica) wird als Futterpflanze genutzt.  In Österreich können die Ankömmlinge aus dem Süden von Mai bis Juli beobachtet werden. Die Distelfalter bilden aber abhängig vom lokalen Klima auch hier noch ein bis zwei Generationen aus und sind daher fast durchgehend von Juli bis Oktober zu sehen.

 

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