2016+2017: Große Teichmuschel

(Anodonta cygnea)

Die „Große Teichmuschel“ zählt zu den „Najaden“, einer Gruppe von mittelgroßen bis sehr großen Süßwassermuscheln mit bis zu 30 cm Gehäuselänge. Durch ihre Filtriertätigkeit haben alle Najaden eine sehr große Bedeutung für den Gewässerhaushalt. Sie sind heute weltweit stark bedroht und einige Arten sind bereits ausgestorben.

Große Teichmuschel © R.A. Patzner
Große Teichmuschel © R.A. Patzner
Die Innenseite ihrer Schale besteht aus einer glänzenden, porzellanweißen bis rötlich oder violett schimmernden Perlmuttschicht. Außen ist die Schale schwärzlich, braun bis grün oder gelblich gefärbt. Die meisten Arten zeigen neben der vielfältigen Ausbildung genetisch fixierter geographischer Rassen und Kleinrassen eine erhebliche ökologische Variabilität.
Die „Große Teichmuschel“ Anodonta cygnea erreicht eine Länge bis 20 cm, maximal 26 cm. Allen Arten der Gattung fehlt das sonst für Muscheln so charakteristische „Schloss“, das die beiden Schalenhälften verbindet. Die Schale ist relativ dünn, die periodischen Wachstumsstillstände in den Wintermonaten sind meist als Jahresringe deutlich zu erkennen. Die Tiere können ein Alter von über 10 Jahren erreichen.
Wie fast alle Muscheln ernähren sich die Najaden filtrierend. Dabei dienen ihnen ihre vier großen Kiemen als Filternetz. Durch diese Filtertätigkeit tragen sie bei entsprechendem Vorkommen zur Reinhaltung unserer Gewässer bei.
 
Sie stecken mit ihrem Vorderende bis etwa zur Hälfte im schlammigen Boden. Am Hinterende befinden sich die Ein- und Ausströmöffnung des Filter- und Atemwassers. Mit Hilfe ihres „Fußes“, den sie zwischen den Schalen hervorschieben, können sie sich langsam kriechend im Schlamm vorwärts bewegen.
Die Große Teichmuschel ist eine ausgeprägte Stillwasserart, man findet sie auf schlammigen Böden von Seen, Altwässern und Teichen, nur selten gibt es Kümmerformen in Fließgewässern. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nord‐ über Mitteleuropa, im Süden bis Mittelfrankreich; im gesamten Donaugebiet, bis Mittelgriechenland und im Kaukasusgebiet.
 
Fortpflanzung
Die Muscheln durchlaufen in ihrer Entwicklung ein parasitisches Larvenstadium (Glochidien), bei dem sie an Fische angeheftet sind. Diese Larven entwickeln sich im Herbst und bleiben über den Winter in der Muschel. Sie liegen dort in großer Anzahl im Inneren der blattförmigen Kiemen. Eine adulte Teichmuschel trägt etwa 100.000 bis 600.000 Glochidien. Diese Larven werden im Frühjahr oder Frühsommer über den Atemwasserstrom der Muschel ausgestoßen, wenn die Muschel kurzfristig beschattet wird, wenn also anzunehmen ist, dass ein Fisch ganz in der Nähe ist. Sie heften sich dann an den Flossen oder an den Kiemen der Fische fest. Jede Muschel-Art hat ganz spezifische Wirtsfische, nur bei denen funktioniert die Weiterentwicklung. Die Anheftungsdauer an den Fischen richtet sich nach der Wassertemperatur. Sie beträgt in der Regel zwischen zwei und acht Wochen. Danach lassen sich die kleinen Tiere zu Boden fallen und vergraben sich als Jungmuscheln im Sediment.
 
Gefährdung
In Österreich wird die Große Teichmuschel auf der Roten Liste bedrohter Tierarten mit Gefährdungsstufe 2 (Stark gefährdet) angeführt. Die Gründe für den weltweit registrierten Rückgang aller Najaden-Muscheln in Seen und anderen stehenden Gewässern sind vielfältig. Man unterscheidet zwei Hauptkategorien von Einwirkungen: Erstens in der Natur vorkommende Abläufe, die zum Teil auch vom Menschen beeinflusst sein können, wie Krankheiten, Parasiten, Räuber, aufwachsende Organismen (wie z.B. die Wandermuschel), Sauerstoffmangel bei Eisbedeckung, Populationsdichte und Reproduktionserfolg. Und zweitens Einflüsse, die durch menschliche Aktivitäten die Lebensbedingungen der Muscheln verändern, wie Gewässerverunreinigung, Sedimentation und Trübung, Nahrungsmangel, Mangel an Wirtsfischen, Bewirtschaftung von Teichen, Absenken des Wasserspiegels, Entkrautungsmaßnahmen sowie Konkurrenz durch eingeschleppte Arten und Formen.
 
Mehr Details zur Gefährdung und den Rückgang bei Patzner & Müller (1996) http://www.anl.bayern.de/publikationen/berichte/doc/ber20027patzner_et_al_1996_gefaehrdung_najadenmuscheln.pdf
 
Das Österreichische Weichtier des Jahres wird vom Naturschutzbund und den Malakologen der Universität Salzburg ernannt.
 
Rückfragen:
Univ. Prof. Dr. Robert A. Patzner
Malakologische Arbeitsgemeinschaft am Haus der Natur in Salzburg
und FB Ökologie und Evolution, Universität Salzburg
 
  Pressefoto: © R.A. Patzner

 

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