2014+2015: Spitze Sumpfdeckelschnecke

(Viviparus contectus)

Die Spitze Sumpfdeckelschnecke ist eine der großen heimischen Wasserschnecken. Sie erreicht beinahe die Größe einer Weinbergschnecke. Sie ist aber in ihrem Bestand gefährdet, vor allem Habitatverluste machen ihr zu schaffen. Mit der Wahl zum Weichtier des Jahres wollen der | naturschutzbund |und die Malakologen der Universität Salzburg diese gefährdete Schnecke und ihren Lebensraum stärker ins Bewusstsein rücken.

Spitze Sumpfdeckelschnecke © Robert Patzner
Spitze Sumpfdeckelschnecke © Robert Patzner
Die Spitze Sumpfdeckelschnecke Viviparus contectus ist eine der großen heimischen Wasserschnecken. Sie erreicht beinahe die Größe einer Weinbergschnecke. In Mitteleuropa gibt es noch eine weitere, ähnliche Art, die Donau-Flussdeckelschnecke Viviparus acerosus. Die beiden unterscheidet man dadurch, dass die Spitze Sumpfdeckelschnecke eine fast stechende Spitze (Apex) aufweist. Die Sumpfdeckelschnecken sind Kiemenschnecken – im Gegensatz zu anderen Wasserschnecken, wie die Posthornschnecke, die eine Lungenschnecke ist. Wie die meisten Kiemenschnecken haben sie einen Deckel, mit dem sie das Gehäuse bei Bedarf verschließen können. Ganz selten findet man linksgewundene Exemplare – wie manchmal auch bei der Weinbergschnecke.
Die Geschlechter unterscheiden sich voneinander. Die Weibchen werden größer als die Männchen. Beim Männchen ist der rechte Kopftentakel dicker als der linke und dient als Begattungsorgan. Nach der Paarung ist der Unterschied weniger auffallend.
 
Die Spitze Sumpfdeckelschnecke lebt bevorzugt in stehenden Gewässern, wie in pflanzenreichen Tümpel, Altwässern von Auen sowie in kleinen Moorgräben und temporären Gewässern. Der Nationalpark Donau-Auen bietet einen idealen Lebensraum für diese Art. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nord- über Mitteleuropa bis Portugal, von der Toskana bis Makedonien.
 
Lebensweise
Diese Schnecken sind Weidegänger, können sich aber auch filtrierend ernähren. Dazu bilden sie ein Schleimnetz, in dem sich Plankton und andere Nahrungspartikel verfangen. Dann wird das Netz zusammen mit den Filterstoffen verspeist. Aus diesem Grund ist es nicht notwendig, dass die Schnecken ständig auf Nahrungssuche umherkriechen. Sie können tagelang an einer Stelle verweilen. In den Wintermonaten vergraben sich die Tiere im Schlamm und verschließen ihre Gehäuseöffnung mit ihrem Deckel. Da sie dann keine Nahrung aufnehmen, wächst das Gehäuse kaum. Dadurch bilden sich „Jahresringe“. Da sich die Schnecken aber auch bei ungünstigen Perioden während des Jahres vergraben und keine Nahrung aufnehmen, bilden sich manchmal mehrere Ringe pro Jahr. Dies erschwert eine Altersbestimmung. Ein Alter bis zu 13 Jahre ist aber nachgewiesen.
 
Gefährdung
Die Spitze Sumpfdeckelschnecke ist sowohl in Österreich als auch im benachbarten Bayern und im restlichen Deutschland in der Roten Liste als „gefährdet“ (VU; Vulnerable) eingestuft; in der Schweiz sogar als „stark gefährdet“. Die Gefährdung ergibt sich hauptsächlich aufgrund von Habitatverlusten. Immer noch werden Tümpel zugeschüttet und Wassergräben trocken gelegt. Wie die Großmuscheln sind sie auch durch immer wiederkehrende Entkrautungsmaßnahmen und das Ausräumen von Wassergräben stark betroffen.
 
Besonderheit: „Viviparus“ (=lebendgebärend)
Die Sumpfdeckelschnecken sind ovovivipar, das heißt die Jungtiere entwickeln sich im Uterus, die Embryonen ernähren sich von den Nährstoffen im Ei. In der weiblichen Schnecke wachsen dabei bis zu 30 verschieden alte Jungtiere heran. Das jeweils älteste wird dann einzeln geboren. Die Jungtiere sind etwa 5 mm groß und ihr Gehäuse ist mit feinen Haaren besetzt.
 
Das Weichtier des Jahres wurde vom | naturschutzbund | sowie den Malakologen der Universität Salzburg gekürt.
 
  Pressefoto: © Robert A. Patzner

 

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