2012+2013: Flussmuschel

(Unio crassus)

Aufgrund ihrer Sensibilität gegenüber Gewässerverunreinigungen eignet sich die Flussmuschel sehr gut als Bioindikator zur Prüfung der Wasserqualität. Außerdem zeigt sie durch ihre enge Bindung an Wirtsfische Fischsterben bzw. Rückgänge in Wirtsfisch-beständen an. Mit der Wahl zum „Weichtier des Jahres 2012“ soll auf die Situation der vom Aussterben bedrohten Muschel sowie auf die Bedeutung sauberer Gewässer hingewiesen werden. Die Flussmuschel (Unio crassus), einst weit verbreitet und mittlerweile als vom Aussterben bedroht geltend, ist das Weichtier des Jahres 2012. Die dunkelbraun-schwarz gefärbte Muschel lebt vor allem in klaren, schnell fließenden Gewässern - Lebensräume, die besonders stark vom Menschen beeinflusst sind…

Flussmuschel © Robert Patzner
Flussmuschel © Robert Patzner
Aussehen
Die Flussmuschel erreicht eine Länge von 7 bis maximal 11 Zentimetern und ist an ihrer dunkelbraun-schwarzen Färbung, der elliptischen bis kurz-eiförmigen Schale und dem meist wenig hervorspringenden Wirbel erkennbar. Das Hinterende und die Zuwachslinien sind gleichmäßig gerundet und das Hinterteil ist breit zungenförmig.
 
Verbreitung
Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über ganz Europa, mit Ausnahme der Britischen Inseln, der Iberischen Halbinsel und Italien. Außerdem kommt sie im Schwarzmeergebiet und Mesopotamien vor.
Die Flussmuschel benötigt sauerstoffreiches, klares, schnell fließendes Wasser mit sandig-kiesigem Bachbett. Sie besiedelt stehende Gewässer nur, wenn eine ausreichende Frischwasserzufuhr durch Zuflüsse gegeben ist.
 
Lebensweise
Während der Fortpflanzungszeit von März/ April bis in den Sommer, geben die männlichen Flussmuscheln ihr Sperma ins Wasser ab. Dies wird von den Weibchen in die Bruttaschen aufgenommen, die sich in den Kiemen befinden. In den folgenden 3 bis 6 Wochen entwickeln sich dort Larven. Wenn sie ins Wasser entlassen werden, suchen sie sich einen geeigneten Wirtsfisch, den sie parasitieren, und wachsen innerhalb von 2 bis 3 Monaten zu fertigen Muscheln heran. Eine Flussmuschel wird erst in einem Alter von 3 bis 4 Jahren fortpflanzungsfähig.
 
Gefährdung
Neben der Bedrohung durch Wasservögel und der aus Nordamerika eingeschleppten Bisamratte, sowie der Wandermuschel, hat vor allem der negative menschliche Einfluss auf Gewässerökosysteme dazu geführt, dass die Flussmuschel in Österreich mittlerweile als vom Aussterben bedroht gilt. Zur Zeit der Industrialisierung, mit der eine starke Verschmutzung der Gewässer einhergegangen ist, kam es zu einem drastischen Rückgang der Populationen. Seit dem führen zu hohe Nährstoff- und zu geringe Sauerstoffgehalte und die zunehmende Sedimentation und Gewässertrübung zu ungünstigen Lebensbedingungen und zu einer reduzierten Fortpflanzungsfähigkeit, Nahrungsaufnahme und in den häufigsten Fällen zum Tod. Des Weiteren ist der Rückgang heimischer Fischarten, die die Flussmuschel in ihrer Entwicklungsphase unbedingt benötigt, ein Grund für ihr zunehmendes Verschwinden. Auch das Sammeln von Muscheln zur Herstellung von Perlmuttknöpfen und die Verwendung als Viehfutter und Angelköder ließen die Bestände schrumpfen.
 
Wissenswertes
Aufgrund ihrer Sensibilität gegenüber Gewässerverunreinigungen eignet sich die Flussmuschel sehr gut als Bioindikator zur Prüfung der Wasserqualität. Außerdem zeigt sie durch ihre enge Bindung an den Wirtsfisch, Fischsterben bzw. Rückgänge in Wirtsfischbeständen an.
 
  Pressefoto: © Robert A. Patzner

 

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