2026: Kleine Walddeckelschnecke

Cochlostoma septemspirale

Die Kleine Walddeckelschnecke ist eine der wenigen landlebenden Schneckenarten, die nicht zu den Lungenschnecken, sondern zu den Kiemenschnecken gehört. Aus diesem Grund bevorzugt sie luftfeuchte, schattige Habitate, wie Spalten und Hohlräume an und unter Steinen, in denen sie gegen Austrocknung geschützt ist. Cochlostoma septemspirale ist eine kleine Schnecke mit turmartigem Gehäuse, die in Mittel- und Südeuropa vorkommt und besonders stark an kalkreiche Lebensräume gebunden ist. Man findet sie vor allem in beschatteten Felslandschaften, an steinigen Waldrändern und lichten Hängen. Die Aktivität der Tiere ist eng an die Luftfeuchtigkeit gebunden und findet hauptsächlich in feuchten Perioden statt, meist nachts oder nach Regenfällen. Während trockener Phasen bleiben die Schnecken oft wochen- oder monatelang tief in Spalten verborgen.

© Robert Patzner

Walddeckelschnecken sind getrennt geschlechtlich
Wie alle landlebenden Kiemenschnecken besitzt sie einen Deckel – das Operculum – mit dem sie bei Trockenheit ihre Gehäuseöffnung verschließen kann. Dieser kalkige Deckel sitzt am hinteren Teil des Fußes und verschließt automatisch das Gehäuse, wenn sich der Weichkörper in die Schale zurückzieht. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu anderen heimischen Landschnecken ist die Position der Augen. Sie befinden sich nicht an der Spitze der Fühler, wie zum Beispiel bei der Weinbergschnecke, sondern an deren Basis. Im Gegensatz zur Weinbergschnecke und der ungeliebten Spanischen Wegschnecke, die Zwitter sind, sind die Kleinen Walddeckelschnecken getrennt geschlechtlich. Die Weibchen legen im Frühsommer wenige, etwa 1 mm große Eier, die mit zuvor aufgenommen Kalkpartikeln beklebt werden, in geschützten Felsspalten ab. Diese Schalen schützen vor Austrocknung und Fressfeinden. Die Entwicklung verläuft direkt ohne ein Larvenstadium.

Wovon sich Walddeckelschnecken ernähren
Die Ernährung besteht überwiegend aus faulenden Pflanzenteilen, Algenrasen, Pilzmyzelien, Bakterienfilmen und feinem Detritus, die sie mit ihrer Raspelzunge – der Radula – von Fels- und Steinoberflächen abweidet. Zu ihren natürlichen Feinden zählen Laufkäfer und deren Larven, Kurzflügler, Spitzmäuse und gelegentlich Vögel.

Wo die Walddeckelschnecke zu Hause ist
Cochlostoma septemspirale
ist in Österreich in zwei Arealen verbreitet: Im Norden kommt die Art relativ geschlossen in den Kalkgebieten zwischen Berchtesgadener Alpen und dem Ennstal vor, mit Vorstößen nach Norden und Osten. Im Süden findet man sie in den Kalkalpen entlang des Gail- und Drautales. Cochlostoma septemspirale gilt europaweit und auch in Österreich als nicht gefährdet. Die starke Zunahme von Fichten in den ursprünglichen Mischwäldern hat jedoch einen negativen Einfluss auf die Art. Im Gegenzug profitiert sie von künstlichen Mauern und Steinriegeln. Der Verlust solcher Strukturen, die Verbuschung offener Hänge und Steinbruchaktivitäten können lokal zu Rückgängen führen. Aufgrund ihrer Habitatbindung ist die Art ein nützlicher Indikator für kalkreiche, strukturreiche Landschaften.

Rückfragehinweis:
Univ.-Prof. Dr. Robert Patzner, Haus der Natur, Salzburg, Tel. 0650 2331809, ra.patzner@gmail.com

Stefan Kwitt MSc, Haus der Natur, Salzburg, Tel. 0662 842653-3312, stefan.kwitt@hausdernatur.at

 

Text: Robert A. Patzner

Ernenner:
Haus der Natur, Salzburg:
https://www.hausdernatur.at/, Naturschutzbund Österreich: https://www.naturschutzbund.at/

Bilder: Alle Bilder auf dieser Seite dürfen für Pressezwecke in Zusammenhang mit Berichten über die Natur-des-Jahres-Themen unter Angabe der Bildquelle verwendet werden. Wir bitten Sie um ein Belegexemplar.

 

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