Die im Süßwasser lebende Quellschnecken-Art Bythinella ist gefährdet durch Klimawandel, Eutrophierung und Verunreinigung von Gewässern.
Beschreibung
Im Gegensatz zur Weinbergschnecke – Weichtier des Jahres 2020/2021 – und der ungeliebten Spanischen Wegschnecke, die Zwitter sind, sind Quellschnecken getrennt geschlechtlich. Sie legen ihre Eier meist auf Steinen, gelegentlich auch auf Artgenossen ab. Manchmal heften die Schnecken ihr Gelege auch auf Wasserkäfer oder andere flugfähige Insekten, was ihnen zur Ausbreitung auf andere Quellgebiete hilft.
Alle Quellschnecken ähneln einander. Sie sind sehr klein und ihre Gehäuse messen maximal 4 mm in der Höhe. Die einzelnen Arten lassen sich nur durch anatomische oder genetischte Untersuchungen eindeutig voneinander unterscheiden. Die Quellschnecken ernähren sich hauptsächlich von Algen – Kiesel-, Blau- und Grünalgen – sowie Bakterien, die sie von Steinen, Wasserpflanzen, Falllaub und im Wasser liegendem Totholz mit ihrer Raspelzunge, Radula, abweiden.
Lebensraum
Wie schon der deutsche Name vermuten lässt, leben diese Schnecken fast ausschließlich in Quellen und im Oberlauf von Bächen des Berg- und Hügellandes. Sie sind auf sehr sauberes Wasser angewiesen und tolerieren nur geringe Temperaturschwankungen im kühlen Bereich – (kaltstenotherm). Bei vermehrtem Vorkommen sind sie stets Anzeiger für beste Wasserqualität. Direkt im Quellbereich kann man mehrere tausend Individuen pro Quadratmeter finden. Durch aufwachsende Kieselalgen erscheint die Schale oft schwarz oder dunkelbraun. Gelegentlich sind sie durch Grünalgenbewuchs grün gefärbt.
In Österreich gibt es mehrere Arten von Quellschnecken der Gattung Bythinella. Im Osten Österreichs findet man hauptsächlich Bythinella austriaca, im übrigen Österreich ist es meist Bythinella conica.
Gefährdung
In der Roten Liste Österreichs aus dem Jahre 2007 ist die Quellschnecke mit „Gefährdung droht“ eingestuft. Das heißt, es herrscht aus heutiger Sicht weniger als 10 % Aussterbenswahrscheinlichkeit in den nächsten 100 Jahren, aber eventuell gibt es eine negative Bestandsentwicklung oder hohe Aussterbensgefahr in Teilen des Gebiets. Die Hauptgefahren sind Grundwasserabsenkungen oder Trockenperioden, die die Quellen austrocknen lassen. Weitere Gefahren drohen durch Verbauungen und Einfassungen von Quellen sowie Verunreinigung durch Eutrophierung oder durch chemische Schadstoffe im Einzugsgebiet der Quellen.
Im Lauf der letzten Jahre kündigt sich eine weitere Gefährdung an, die globale Klimaerwärmung. Die Temperatur von Quellwasser korreliert eng mit der Jahresdurchschnittstemperatur eines geographischen Gebietes. Erhöht sich diese über die ökologische Verträglichkeit der Schnecke hinaus, so kann sie sich nicht mehr fortpflanzen.
Text: Robert A. Patzner
Rückfragen:
Univ.-Prof. Dr. Robert Patzner, Haus der Natur, Salzburg,
Tel. 0650 2331809, ra.patzner@gmail.com
Stefan Kwitt MSc, Haus der Natur, Salzburg,
Tel. 0664 6463802, stefan.kwitt@gmx.at
Ernenner: Malakologen der Universität Salzburg, Naturschutzbund Österreich
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