2020: Bachforelle

(Salmo trutta)

Mehr als zwei Drittel der Fließgewässer Österreichs werden der Oberen und Unteren Forellenregion zugeordnet. Die Bachforelle spielt damit in unseren Gewässern eine bedeutende Rolle – zumindest nach ökologischen Gesichtspunkten. Die aktuellen Befunde zum fischökologischen Zustand der Forellengewässer zeigen jedoch ein ganz anderes Bild: In bloß zwei Fünfteln der beprobten Gewässerabschnitte konnten alle Altersstadien der Bachforelle nachgewiesen werden. In einem Fünftel wurden keine, in den verbleibenden zwei nur wenige Individuen gefangen! Als Ursachen werden Lebensraumdefizite, der Fraßdruck durch Prädatoren, die Erwärmung der Gewässer als Folge des Klimawandels und Fischkrankheiten diskutiert.

© Wolfgang Schruf

Namensgebung
Die Wissenschaft nennt die Bachforelle traditionellerweise Salmo trutta und versucht mit dem zweiteiligen lateinischen Namen ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu unterstreichen. Das erste Wort bezeichnet jeweils die Gattung und fasst damit verschiedene Arten der Lachs- und Forellenartigen zusammen, die eine Reihe von Merkmalen gemeinsam haben; das zweite Wort definiert die Art oder Spezies. Umgangssprachlich wird sie schlicht „Forelle“ genannt, wobei das Grundwort Forelle gerne näher bestimmt wird – ganz nach wissenschaftlichem Vorbild! Zumeist bezieht sich das verwendete Bestimmungswort auf den Lebensraum, den sie bewohnt: wie zum Beispiel die Stein-, Wald-, Alp-, Berg-, Teich-, See-, Fluss- sowie Bachforelle. Seltener, aber doch, wird auf die Farbe Bezug genommen. So unterscheidet man die Weiß- von der Schwarz- und Silberforelle.

Verbreitung, Vorkommen
Das  ursprüngliche  Verbreitungsgebiet  der  Bachforelle  beschränkte  sich  höchstwahrscheinlich  auf  die  nördliche  Erdhalbkugel  und  reichte  vom  Norden  und  Osten  Europas  bis  zum  Atlasgebirge.  Seit  nunmehr  eineinhalb  Jahrhunderten  weltweit  ausgewildert,  kommt  sie  heute  auf  allen  Kontinenten vor – mit Ausnahme der Antarktis – und besiedelt die unterschiedlichsten Höhenstufen.

Nahrung
Ihr spindel- beziehungsweise torpedoförmiger Körper kommt ihr bei der Nahrungsaufnahme in den rasch fließenden Gewässern zugute. Bachforellen  sind  Nahrungsopportunisten.  Das  heißt,  sie  fressen  das, was  gerade  verfügbar  ist.  Ihr  Nahrungsspektrum  umfasst  nicht  nur  Insekten und deren Larven oder Spinnentiere; ab einer gewissen Körperlänge  erbeuten  sie  auch  Krebse  und  Muscheln,  Fische,  Amphibien,  Reptilien und auch Kleinsäugetiere.

Fortpflanzung
Bachforellen  werden  zwischen  dem  zweiten  und  dritten  Lebensjahr  geschlechtsreif,  wobei  die  Männchen  zumeist  früher  dran  sind  als  die  Weibchen.  Wenn  sich  die  Umweltverhältnisse  auf  das  Wachstum  der  Bachforellen „ungünstig“ auswirken – also zum Beispiel bei sehr niedrigen Wassertemperaturen  –  erreichen  sie  die  Geschlechtsreife  bereits  ab  einer Körperlänge von zehn Zentimetern. Bachforellen  laichen  von  Oktober  bis  Jänner,  in  seltenen  Fällen  sogar  bis in den Monat Februar. Die Laichaktivität kann über mehrere Wochen andauern  oder  nach  wenigen  Tagen  zu  Ende  sein,  durchgehend  oder  in  Schüben erfolgen. Dabei werden die Eier von den Weibchen in lockerem Kies auf dem Gewässergrund in Laichgruben vergraben.

Im Frühjahr, nach mehreren Monaten Entwicklungsdauer, schlüpft die Brut (englisch Alevin-trout). Das Kieslückensystem dient der frischgeschlüpften Forellenbrut in ihren ersten Lebenswochen als Kinder-stube. Erst kurz bevor sie den Dottersack aufgebraucht haben, steigen die im Englischen als Fry-trout bezeichneten Forellen aus dem Kiesbett auf, um mit der aktiven Nahrungsaufnahme in der Nähe ihres Geburtsortes zu beginnen.

Formenvielfalt
Bachforellen haben im Verlauf ihrer stammesgeschichtlichen Entwicklung gelernt, mit den unterschiedlichen lokalen und zum Teil unwirschen Umweltbedingungen gut zurechtzukommen. So sind über die Jahrtausende zahlreiche Genvarianten innerhalb der einzelnen Bachforellenpopulationen entstanden. Mögliche Erscheinungsbilder der genetischen Variation sind die Bach- und Seeforelle: Erstgenannte ist eine standorttreue, zweitgenannte eine Wanderform der Art Salmo trutta. Diese genetische Vielfalt, die innerhalb der Art beobachtet werden kann, ist eine wichtige Voraussetzung für den Fortbestand der Bachforellenpopulationen und unterstützt deren Widerstandsfähigkeit gegenüber Veränderungen der Umwelt. Dem Erhalt dieser Formenvielfalt ist bei der fischereilichen Bewirtschaftung jedenfalls Rechnung zu tragen.

 

Mit der Ernennung zum „Wassertier des Jahres“ möchten der Österreichische Fischereiverband und die Landesfischereiverbände, unter Mitwirkung des Bundesamtes für Wasserwirtschaft und des Österreichischen Kuratoriums für Fischerei, die jeweilige Art und ihren Lebensraum ins allgemeine Bewusstsein bringen. Neben der traditionellen fischereilichen Bedeutung soll vor allem auf die aktuelle Bedrohung der Art und auf die Gefährdung ihres Lebensraums hingewiesen werden.

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