2023: Huchen

(Hucho hucho)

  • größter Vertreter der forellenartigen Fische
  • durch Lebensraumverlust gefährdet
  • wandert in zum Teil ausgedehnten Laichwanderungen flussaufwärts


Seit nunmehr sieben Jahrzehnten zählt der Huchen – auch Donaulachs genannt und von der Wissenschaft als Hucho hucho klassifiziert – zu den „stark gefährdeten“ Süßwasser-Fischarten. Dieser Spitzenprädator besiedelte einst zahlreiche Gewässer im Einzugsgebiet der Oberen und unteren Donau.

Mit der Ernennung zum Fisch des Jahres möchten der Österreichische Fischereiverband (ÖFV) und die Landesfischereiverbände – unter Mitwirkung des Bundesamtes für Wasserwirtschaft und des Österreichischen Kuratoriums für Fischerei – die jeweilige Art ins allgemeine Bewusstsein bringen. Es soll vor allem auf die aktuelle Bedrohung der Art und auf die Gefährdung des Lebensraums hingewiesen werden. Die interessierte Öffentlichkeit konnte bis 30. September aus vier Nominierungen wählen.

© Clemens Ratschan

Beschreibung
Der größte Vertreter der forellenartigen Fische (Salmoniden) kann eine dokumentierte Länge von über 140 Zentimetern und ein Gewicht von mehr als 50 Kilogramm erreichen.

Lebensraum
In Österreich kam der Huchen ursprünglich in 145 Fließgewässern vor und sein Verbreitungsgebiet erstreckte sich auf eine Gesamtlänge von über 4.000 Kilometern, wobei die Art vor allem die größeren Fließgewässer der Äschen- und Barben-Region besiedelt(e). Heute sind die Huchen-Bestände entweder zu Restpopulationen zusammengeschrumpft oder (nahezu) erloschen.

Der aktuelle Erhaltungszustand wird in Österreich sowohl in der alpinen als auch in der kontinentalen biogeografischen Region gemäß der FFH-Richtlinie als „ungünstig“ eingestuft. Zwar wurden in den letzten Jahren zahlreiche lebensraumverbessernde Maßnahmen gesetzt: das Augenmerk wurde dabei auf die mittel- und langstreckenwandernden Fischarten – zu denen, nebst Nase und Barbe, auch der Huchen zählt – gerichtet; doch sind weitere Anstrengungen unbedingt erforderlich, wenn wir den Huchen erhalten wollen.

Lebensweise
Zur Laichzeit im März bis April wandert der Huchen in zum Teil ausgedehnten Laichwanderungen flussaufwärts. In stark überströmten, seichten Kiesbänken werden in einer flachen Laichgrube die ca. 5 mm großen Eier – etwa 1000 je Kilogramm Gewicht der Weibchen – abgelegt. Nach der Befruchtung der Eier durch die Männchen und durchschnittlich zwei bis drei Wochen Brutdauer bei einer optimalen Temperatur von 9 bis 10°C wachsen die Jungfische bei gutem Nahrungsangebot rasch heran. Eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Vorkommen im Donauraum war die Fischart Nase, die ursprünglich in sehr großen Mengen vorgekommen ist. Aber auch alle anderen Fische, die den Lebensraum des Huchens teilen, wie Aitel, Barben, Äschen etc., stehen auf seinem Speiseplan.

Gefährdung
Bereits im 19. Jahrhundert begannen die Huchenbestände zu schrumpfen: Uferbefestigungen, Regulierungen oder Abwassereinleitungen veränderten den Lebensraum nachhaltig. Besonders dramatisch wurde die Situation in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts durch den Bau zahlreicher Wasserkraftwerke und Stauketten. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden größere, sich selbst erhaltende Huchenbestände nur mehr an vier Flüssen Österreichs gefunden: Drau, Gail, Mur und Pielach. Auch gegenwärtig ist der Huchen in die höchste Gefährdungskategorie „vom Aussterben bedroht“ einzuordnen. Er ist in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH; Naturschutzrichtlinie 92/43/EWG des Rates) als Art von „gemeinschaftlichem Interesse“ gelistet, „für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen“. Maßnahmen zur Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume sind dringend notwendig.

Es wurden bereits eine Reihe von Sanierungsmaßnahmen gesetzt, die neben anderen fließgewässertypischen Fischarten auch den Huchen fördern. Beispielsweise im Rahmen des von der EU geförderten LIFE-Natur Projekts „Lebensraum Huchen“, das eine Vernetzung der Donau mit den Zubringern Pielach, Melk und Mank zum Ziel hat. Auch im Zuge weiterer Life-Projekte, etwa an der Mur, Drau, Lavant, Ybbs sowie an der Donau und am Inn, wurden Huchenlebensräume strukturell aufgewertet und vernetzt. Trotzdem sind alle Huchenbstände in Österreich weiter rückläufig, teils in einem dramatischen Ausmaß, weil sich andere Gefährdungsfaktoren intensivieren und die Wirkung der bisher gesetzten Maßnahmen offenbar überwiegen.

Ausblick
Zur Erreichung der Umweltziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie (guter ökologischer Zustand) wurden in den Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplänen Maßnahmen vorgesehen, die die ursprünglichen gewässertypischen Fischarten wieder in die Gewässer zurückbringen sollen. Insbesondere durch den Bau von Fischaufstiegshilfen und die Vernetzung und Aufwertung der Lebensräume, beispielsweise auch durch Abgabe ausreichender Restwassermengen bei Wasserkraftanlagen, soll es auch dem Huchen als Mitteldistanzwanderer ermöglicht werden, Laichplätze zu erreichen und für sich selbst erhaltende Bestände ausreichend gute Habitate vorzufinden. Derartige Maßnahmen müssen intensiviert und beschleunigt umgesetzt werden, um eine Trendumkehr bei den letzten Huchenbeständen zu erzielen und das zu befürchtende Aussterben dieser beeindruckenden Fischart in den nächsten Jahrzehnten zu vermeiden. Besonders brisant ist in diesem Zusammenhang, dass nach wie vor neue Flusskraftwerke teils sogar in den letzten noch intakten Huchenlebensräumen errichtet werden, sodass diese verloren gehen. Staubereiche von Wasserkraftanlagen stellen keinen geeigneten Lebensraum dar, und auch weitere Einflüsse wie Schwellbetrieb, Stauraumspülungen, Mortalität in den Turbinen und die verbleibende Barrierewirkung trotz Fischwanderhilfen wirken auf den Huchen und seine Beutefischbestände fatal.

Dieser Text darf für Berichte über die Arten des Jahres verwendet werden. Sollten Sie ein Bild in hoher Auflösung benötigen, wenden Sie sich bitte direkt an den Geschäftsführer des Österreichischen Fischereiverbandes: DI Manuel Hinterhofer (hinterhofer@fischerei-verband.at und +43(0)699 1946 1006). Wir freuen uns über ein Belegexemplar!

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