Der Kiebitz

An seiner langen Federholle und der schwarz-weißen Färbung ist der etwa taubengroße Kiebitz leicht zu erkennen. Im Sonnenlicht glänzt sein Gefieder metallisch grün-violett. Seine auffälligen Abwehrflüge und sein unverkennbarer Ruf „Tiuiii - Tiuiii" waren einst ein Charakteristikum vieler Feuchtwiesen Österreichs.

© Josef Limberger

Seine Beute findet der Kiebitz vor allem visuell, aber auch mit dem Gehör. Er läuft und rennt in kurzen Sprüngen und stochert im Boden. Bei schlammigen Flächen erzeugt er mit den Beinen oft Vibrationen im Schlamm, dies nennt man „Fußtrillern", um Beutetiere nach oben zu locken. Zu seiner Nahrung zählen Insekten und deren Larven, Käfer, Heuschrecken, Nachtfalter, Ameisen, Fliegen, Spinnen, Regenwürmer und Mollusken, kleine Frösche und Fische, aber auch Sämereien und pflanzliche Kost. Beim Eintreffen in den Brutrevieren grenzen die Altvögel diese mit gewagten Flugmanövern ab. Ihre bis zu vier extrem gut getarnten, braunfleckigen Eier legt das Weibchen in eine einfache Bodenmulde, welche nur sehr spärlich bis gar nicht mit Pflanzenmaterial ausgelegt wird und bebrütet diese 22 bis 24 Tage lang. Während der Brut und während der Führungszeit der Jungen verteidigen die Kiebitze diese mutig gegen Fressfeinde, welche sie immer wieder mit gewagten Flugmanövern attackieren und dabei laute Schreie ausstoßen. Die Jungen sind Nestflüchter, wobei sie noch etwa 30 Tage von den Altvögeln geführt werden.

Schutzprojekt Kiebitz

Die Bestände des Kiebitz´ gehen in Österreich und vielen anderen Ländern Europas stark zurückIn Vorarlberg brüten noch Kiebitze in Streuwiesen. Diese feuchten, ungedüngten Wiesen sind im Frühjahr kurzrasig und werden erst im Herbst gemäht - ideale Bedingungen für den Kiebitz. Solche Wiesen sind jedoch selten geworden und der Kiebitz muss heute zur Brut meist ins Kulturland ausweichen. Je nach Bewirtschaftungsart und -rhythmus können in Wirtschaftswiesen und Äckern aber zahlreiche Gelege und Küken durch Bewirtschaftungsmaßnahmen verloren gehen. Viele Streuwiesen sind auch von tiefen Entwässerungsgräben durchzogen und sind zu trocken. Im Vergleich zu früher brüten die Kiebitze in den Streuwiesen auch nicht mehr in lockeren Kolonien, sonder einzeln. Ohne gemeinsame Verteidigung in einer Kolonie sind sie gegenüber Beutegreifern anfälliger und viele Kiebitzgelege- und -küken gehen verloren.

Die Riedgebiete im nördlichen Vorarlberger Rheintal gehören zu den bedeutendsten Wiesenbrütergebieten Österreichs. In den Streuwiesenkomplexen brüten Kiebitz (Vanellus vanellus), Großer Brachvogel (Numenius arquata), Wachtelkönig (Crex crex), Bekassine (Gallinago gallinago) und Braunkehlchen (Saxicola rubetra). Die Streuwiesen sind zwar per Verordnung vor Intensivierung und Verbauung geschützt, der anhaltende Bestandesrückgang und der schlechte Bruterfolg der Wiesenvögel zeigen jedoch, dass sich die Lebensraumqualität dieser Feuchtgebiete verschlechtert. Das Naturschutzgebiet und Natura 2000-Gebiet Gsieg zählt zu den botanisch und ornithologisch vielfältigsten und wertvollsten Gebieten in Vorarlberg. Ein intakter Wasserhaushalt ist die Grundvoraussetzung zur Erhaltung des Feuchtgebiets Gsieg. Untersuchungen von Moosen im Auftrag der Marktgemeinde Lustenau zeigen jedoch, dass es hier Defizite gibt. Die geringe Präsenz von Moosarten, die an dauernasse Moorböden und Schlenken gebunden sind, sind ein deutlicher Hinweis, dass der Wasserhaushalt dieses Feuchtgebiets unzureichend ist. Ein Aufstau von Entwässerungsgräben kann den Wasserhaushalt verbessern. Wie sich im Jahr 2008 zeigte, reagieren auch Wiesenbrüter sehr schnell auf solche Verbesserungen. Der Abfluss des Hauptgrabens war im Frühjahr 2008 verstopft, was zur Überschwemmung der angrenzenden Streuwiesen führte. Auf diesen per Zufall eingestauten Flächen brüteten Kiebitze. Eine wichtige Maßnahme im gegenständlichen Projekt bildete deshalb die Errichtung eines regulierbaren Grabenstaus. Am Hauptgraben befand sich seit mehreren Jahren im Bereich des höchsten Geländeniveaus ein Fuchsbau in der Grabenböschung. Wie Untersuchungen im Naturschutzbund-Projekt „Wiesenbrüterschutz in Vorarlberg“ zeigten, spielen dämmerungs- und nachtaktive Beutegreifer bei den hohen Gelegeverlusten des Kiebitz´ in Streuwiesen eine wesentliche Rolle. Dessen Entfernung und die Errichtung/Erneuerung von Grünbrücken waren weitere Maßnahmen in diesem Projekt.

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Unsere Naturschutzarbeit ist vielfältig: Wir kaufen wertvolle Lebensräume frei, säubern Bäche von Müll, bewahren bunte Blumenwiesen vor dem Verschwinden, bringen Nisthilfen an, führen Nachzuchtprogramme für Edelkrebse oder "Urforelle" durch, untersuchen das Vorkommen von Wildkatze, Luchs & Co, u.v.a.m. Als gemeinnütziger Verein ist der Naturschutzbund Österreich auf die Hilfe von umweltbewussten Menschen angewiesen, um weiterhin für die Erhaltung seltener Arten und deren Lebensräume zu kämpfen.

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