Talpa europaea lautet die wissenschaftliche Bezeichnung des Maulwurfs. Mit seinen großen zu Grabschaufeln umfunktionierten Vorderfüßen ist er perfekt an das Leben unter der Erde angepasst, mit ihnen kann er Erdmassen bis zum 20-fachen seines Körpergewichtes bewegen. Gehör- und Geruchsinn der Maulwürfe sind gut ausgebildet, der Sehsinn jedoch nur sehr schwach. Ihre rüsselartige Schnauze besitzt spitze Zähnchen, die kleinen Augen sowie die Ohren sind im Fell verborgen. Maulwürfe können 11-16 cm lang und bis zu 130 g schwer werden, wobei alpine Tiere nur sehr klein sind sowie mitunter nur 55 g wiegen.
Weibchen werfen im Mai/Juni 3-7 nackte Junge, die ca. sechs Wochen lang gesäugt werden. Nach 9-12 Monaten erlangen diese die Geschlechtsreife, sodass sie sich meist nach dem ersten Winter an der Fortpflanzung beteiligen. Maulwürfe halten keinen Winterschlaf, ziehen sich in der kalten Jahreszeit jedoch tiefer in den Boden zurück. Die Tiere werden ca. 2-3 Jahre alt.
Lebensweise
Die nachtaktiven Maulwürfe leben in unterirdischen Bauen mit langen Gängen und einem Kessel. Sie graben in der Erde drei verschiedene Formen von Gängen. Zwei liegen ganz an der Oberfläche und werden als Brunstgänge und Oberflächengänge bezeichnet. Die Dritten bilden die eigentlichen Jagdgänge, die tiefer im Boden liegen und in denen sich auch die Nester befinden. Nur bei letzteren findet man Maulwurfshügel. Die Jagdgänge sind waagrechte Röhren im Erdinneren, von denen zur Oberfläche schräge Gänge führen. Durch diese wird die losgegrabene Erde nach oben geschoben und bildet dort Maulwurfshügel. Beim Hinaufschieben der Erde benutzt das Tier abwechselnd den rechten und linken Vorderfuß. Man kann diese Bewegungen auch an der Oberfläche beobachten: Die Erde wird dadurch in Schüben nach oben gedrückt. Sie erscheint langsam ruckweise in der Mitte des Hügels und kippt von dort seitlich weg. Zum Graben dreht sich der Maulwurf in die lockere Erde hinein und schiebt sie nach hinten, bzw. drückt sie an den Gangwänden fest. Diese Gänge werden mehrmals pro Tag abgegangen, um den großen Nahrungsbedarf an Käfern, Asseln, Tausendfüßern, Schnecken und Regenwürmern zu stillen. Sein Vorkommen lässt also auch Rückschlüsse auf eine reiche Bodenfauna zu. Da er keinen Winterschlaf hält vertilgt ein Maulwurf pro Jahr etwa 30 Kilogramm Nahrung.
Das samtartig schwarze Fell der Maulwürfe hat keinen Strich, wodurch sie die Gänge rückwärts fast genauso gut laufen können wie vorwärts. Wegen der speziellen Muskel- und Knochenkonstruktion können die Tiere sogar das 32-fache ihres Körpergewichts anheben. Da Maulwürfe unliebsame Hügel auf Rasen oder Wiesen hinterlassen, sind sie unter Gärtnern und Landwirten meist nicht sehr beliebt. Doch die Tunnelbauer spielen als natürliche Vertilger von „Schädlingen“ sowie als Bodenauflockerer und Drainagierer eine wichtige Rolle.
Lebensraum
Im gemäßigten Bereich Europas ist der Maulwurf weit vertreten, fehlt jedoch im Norden Skandinaviens und im Süden des Mittelmeerraums. In Österreich kommt er fast überall vor und bewohnt Laub- und Mischwälder sowie Kulturgegenden. Als Lebensräume dienen fruchtbare, bewachsene Böden in der Ebene bis in Höhen von ca. 2.400 m. Gebiete mit einer hohen Feuchtigkeit und einer hohen Anzahl von Regenwürmern werden bevorzugt. In der montanen Stufe werden Mähwiesen, Viehweiden und Gärten besiedelt. Felsen, sandige Böden und Sümpfe meidet der Maulwurf.
Gefährdung
In den landwirtschaftlichen Gunstlagen Österreichs hat der Maulwurf seinen Lebensraum fast gänzlich eingebüßt. Dies liegt einerseits am massiven Einsatz von Düngern sowie Pestiziden und andererseits am Fehlen von naturnahen Restflächen. Natürliche Faktoren wie das Umpflügen von Wiesen oder Äckern, Hochwässer, dauerhafter Bodenfrost, Rivalen sowie Fressfeinde (Füchse, Bussarde, Eulen, Rabenvögel, Störche, Wildschweine) verhindern eine lange Lebensdauer der Tiere. Zudem entspricht der tägliche Bedarf an Nahrung in etwa ihrem eigenen Körpergewicht, wodurch Maulwürfe längere Nahrungspausen (>1 Tag) nicht überleben.
Obwohl die Bestände des Maulwurfs vielerorts zurückgegangen sind, ist er in Österreich derzeit nicht gefährdet.
Name
Der Maulwurf hat seinen Namen von dem althochdeutschen Begriff "Molte", was so viel wie "Erde" bedeutet. Von "Molte" leiten sich auch Wörter wie Mull oder Müll ab. Den Namen "Maulwurf" kann man also mit "Erdwerfer" übersetzen, mit einem "Maul" hat der Name nichts zu tun.
Das Tier des Jahres für Österreich wird vom Naturschutzbund Österreich ernannt.
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