2016: Gute Graue

Streuobstbestände sind vielfältige und unersetzliche Lebensräume in unserer Kulturlandschaft. In den Streuobstgärten wird die traditionelle Obstsortenvielfalt erhalten und sie liefern wertvolles Tafel- und Verarbeitungsobst. Mit der „Streuobstsorte des Jahres“ wird eine Sorte stellvertretend für alle gefährdeten Obstarten ins Rampenlicht gerückt. Die Tafelbirne „Gute Graue“ ist die Botschafterin der Vielfalt für 2016.

Gute Graue © S. Bernkopf
Gute Graue © Arge Streuobst

Die Birnensorte "Gute Graue" ist vor über 300 Jahren in Frankreich entstanden und Anfang des 19. Jhdt. von Paris aus, in Europa verbreitet worden. Der oberösterreichische Pomologe Dr. Georg Liegel, hat die Sorte um 1815 aus Deutschland erhalten und in seiner Baumschule in Braunau am Inn vermehrt. Von dort aus fand die "Gute Graue" Verbreitung in der ganzen österreich-ungarischen Monarchie. Trotz der vielen Konkurrenzsorten, konnte sich diese wohlschmeckende Tafelbirne bis Ende des 19. Jhdt. gut behaupten. 

Erst in der Zwischenkriegszeit begann die „Gute Graue“ an Bedeutung zu verlieren und verschwand ab 1970 fast gänzlich aus den Katalogen der österreichischen Baumschulen. Der Grund lag wohl in der schwindenden Nachfrage nach Obstbäumen und der damit verbundenen Verringerung des Sortenangebots seitens der Baumschulen. Die Kleinfrüchtigkeit und kurze Lagerfähigkeit dürfte ein weiterer Grund dafür sein, dass diese Sorte mittlerweile schon recht selten in den Haus- und Streuobstgärten anzutreffen ist

In Anbetracht des generell zunehmenden Verlustes der Vielfalt an Obstsorten und der Tatsache, dass diese Birnensorte über hervorragende Eigenschaften verfügt, scheint es mehr als geboten, jetzt Aktivitäten zu  ihrer Erhaltung zu setzen.

Die "Gute Graue" ist eine Herbstsorte, die Bäume sind hinsichtlich Boden und Klima anspruchslos, gering anfällig für Krankheiten und Schädlinge, frosttolerant und auch für höhere Lagen sehr gut geeignet. Die Früchte sind auf Grund des ausgezeichneten Geschmacks universell verwendbar, sowohl für den Frischverzehr als auch für die Herstellung von Saft, Marmeladen und Edelbränden. Bereits in den frühen Sortenbeschreibungen wurde die besondere Eignung als Dörrbirne gelobt, dem sollte auch zukünftig wieder mehr Bedeutung beigemessen werden. Alles in allem eine sehr empfehlenswerte Sorte für Hausgärten und den Streuobstbau.

Text: S. Bernkopf & C. Holler

Die „Streuobstsorte des Jahres“ ist eine Initiative der ARGE Streuobst, der Österreichischen Ar-beitsgemeinschaft zur Förderung des Streuobstbaus und zur Erhaltung obstgenetischer Ressourcen.

Eine ausführliche Beschreibung der „Guten Grauen“ finden Sie unter www.arge-streuobst.at.

Bäume der „Guten Grauen“ sind bei folgenden Baumschulen erhältlich:
- Bio-Baumschule Schafnase, A-3544 Idolsberg, Eisenberg 19, Tel.: 02731/77043
- Baumschule Gurtner, A-4974 Ort/Innkreis, Aigen 1, Tel.: 07751/8342
- Baumschule Grossbötzl, A-4974 Ort/Innkreis, Hart 35, Tel.: 07751/83170
 
  Pressefoto: © S. Bernkopf

 

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