Die Spaltenkreuzspinne gehört zur Familie der Echten Radnetzspinnen (Araneidae). Diese Spinnenfamilie zählt weltweit 3.095 und in Europa 128 Arten. Die Gattung Nuctenea ist in (Mittel-)Europa mit zwei Arten vertreten.
Verbreitung Die Spaltenkreuzspinne kommt in ganz Europa vor. Ihre Vertikalverbreitung ist vornehmlich planar/kollin (bis 800m Seehöhe) mit nur vereinzelten Funden darüber, z.B. in Tirol bis 1000 m Seehöhe. Sie bewohnt verschiedene Lebensräume: Ursprünglich ein Rindenbewohner, besonders von stehendem Totholz mit loser Baumrinde, findet man sie heute auch in urbanem Gebiet an Hausfassaden und Zäunen, gerne in Ritzen und Spalten (daher der Name) von Häusern. Sie kann stellenweise auch sehr häufig angetroffen werden und gilt in Österreich ebenso wie in ganz Mitteleuropa als nicht gefährdet.
Beschreibung Die Radnetzspinne Nuctenea umbratica weist einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf; die Körperlänge beträgt bei Weibchen 13-16 mm, bei Männchen hingegen lediglich 7-10 mm. Der Körper wirkt flachgedrückt und breit. Die Grundfärbung ist rotbraun bis schwarzbraun, die Beine sind dunkelbraun und auf dem Hinterleib ist eine dunkle Blattzeichnung zu erkennen, die manchmal hell eingefasst sein kann.
Nuctenea umbratica baut ein vergleichsweise großes Radnetz (bis 70 cm im Durchmesser) mit einer exzentrischen Form, d.h. die Nabe ist immer zum Schlupfwinkel hin verschoben. Darin hält sich die Spinne untertags verborgen, bei Dunkelheit bzw. in der Nacht sitzt sie in der Netzmitte. Spaltenkreuzspinnen sind fast immer ganzjährig zu finden, vorwiegend aber von Juli bis Oktober.
Ähnliche Arten Nuctenea umbratica wird mitunter mit dunklen Tieren von Larinioides ixobolus verwechselt, ist aber im Vergleich dazu wirklich glänzend schwarz und auch die Blattzeichnung ist stärker (hell) abgesetzt. Jungtiere der Spaltenkreuzspinne können der kleineren (Körperlänge bis 9 mm), aber ungemein selteneren Nuctenea silvicultrix ähneln. Diese Art ist aber eher östlich verbreitet und unterscheidet sich durch ihre helleren Seiten und ihren rundlicheren Hinterleib.
Warum wurde die Spaltenkreuzspinne zur Europäischen Spinne des Jahres gewählt? Dafür gibt es mehrere gute Gründe:
Die Art ist relativ häufig
Sie ist trotz der versteckten Lebensweise in der Nähe von Häusern leicht zu entdecken
Sie ist durchaus auffällig und eindeutig zu erkennen
Sie rückt als ursprünglicher Rindenbewohner den Lebensraum Totholz/Altbaumbestand in den Blickpunkt der Öffentlichkeit
Mit der Wahl zur Spinne des Jahres soll aber nicht nur eine wenig beliebte Tiergruppe ins rechte Licht gerückt werden, sondern gleichzeitig erhoffen sich die Wissenschaftler, Daten zur aktuellen Verbreitung zu bekommen. In diesem Sinne: Erfreuen Sie sich an der Spinne des Jahres und helfen Sie mit ihrer Fundmeldung oder ihrem Foto bei der Dokumentation dieser Art.
Gewählt wurde die „Europäische Spinne des Jahres“ von 81 Arachnologen aus 26 europäischen Ländern. Die Koordination der Wahl liegt beim Naturhistorischen Museum Wien, in Zusammenarbeit mit der Arachnologischen Gesellschaft (AraGes) und der European Society of Arachnology (ESA).