Die Streifenkreuzspinne wurde vom Naturhistorischen Museum Wien in Zusammenarbeit mit der Arachnologischen Gesellschaft (AraGes) und der European Society of Arachnology (ESA) zur Spinne des Jahres 2026 ernannt.
Die Streifenkreuzspinne – eine Radnetzspinne
Die Streifenkreuzspinne, Mangora acalypha, gehört zur Familie der Radnetzspinnen, Araneidae. Diese Spinnenfamilie ist die drittgrößte weltweit und besteht aus 198 Gattungen mit über 3.160 Arten. Die Gattung Mangora umfasst 190 Arten, von denen in Europa aber nur diese eine Art vorkommt.
Verbreitung, Lebensraum & Gefährdung
Die Streifenkreuzspinne ist paläarktisch verbreitet und kommt in ganz Europa vor. Die bevorzugte Höhenstufe ist planar-kollin (bis 800 m Seehöhe) mit immer selten werdenden Funden bis zu 1000 m Seehöhe in Deutschland bzw. sogar 1500 m in Frankreich. Mangora acalypha bewohnt viele, vornehmlich sonnige Lebensräume wie Trockenrasen, Wiesen, Gärten, Ruderalstandorte und lichte Wälder. Aufgrund ihrer Häufigkeit und einer großen Habitatverfügbarkeit wird sie in den Roten Listen als nicht gefährdet eingestuft.
Beschreibung
Die Körperlänge von Mangora acalypha beträgt bei Weibchen 4,5 bis 6 mm, die Männchen sind mit 3 bis 3,5 mm etwas kleiner. Beide Geschlechter ähneln sich in Färbung und Zeichnung. Der Vorderleib ist einfarbig hell gelblich oder grünlich braun und weist einen schwarzen Rand sowie einen schwarzen Mittelstreifen auf. Der Grundton des Hinterleibs ist weißlich-gelb. Charakteristisch ist die Zeichnung auf der Oberseite des Hinterleibs: Sie besteht aus drei dunklen Streifen – genauer gesagt sind es drei Reihen schwarzer Punkte, die durch Längsstriche verbunden sind. Die Interpretation dieses Zeichnungsmusters ist sehr unterschiedlich und reicht von einfachen Streifen – daher der Populärname im deutschsprachigen Raum – bis hin zur Form eines Cricketschlägers – „cricket-bat orb weaver“ in England – oder einer kleinen Flasche – „mangore petite bouteille“ in Frankreich.
Lebensweise
Mangora acalypha hat eine Fortpflanzungsperiode vom späten Frühling bis zum Sommer. Geschlechtsreife Tiere sind von April bis August anzutreffen. Ab etwa Mitte Mai legt das Weibchen seine Eier ab. Der Kokon aus weißer Seide mit einem Durchmesser von 4 bis 5 mm umschließt etwa 25 Eier. Die Jungspinnen schlüpfen noch im Juli und machen die ersten Häutungen durch. Sie überwintern im Boden in Moos und Streu, im Frühjahr erfolgen weitere Häutungen der Jungspinne bis zur Reifehäutung zum geschlechtsreifen Tier.
Die Streifenkreuzspinne baut ihre Netze sowohl an der Basis der Vegetation auf niedrigen Pflanzen in der Krautschicht als auch auf Sträuchern und Büschen, meist in sonnigen offenen Habitaten. Das rund 20 bis 30 cm breite Netz ist meist schräg ausgerichtet mit 40 bis 60 Speichen und einem geschlossenen Zentrum – der Nabe oder Netzmitte – aus sehr fein gesponnenen Seidenfäden. Die Streifenkreuzspinne baut keinen separaten Schlupfwinkel, und hält sich tagsüber meist in der Mitte des Netzes auf. Bei Störung lässt sie sich entlang eines Spinnfadens zu Boden fallen oder sucht Schutz in der umgebenden Vegetation. Ihre Nahrung besteht vorwiegend aus kleinen Fluginsekten, wie Mücken und Fliegen, die sich im Netz verfangen.
Ähnliche Arten
Es gibt keine Verwechslungs-Arten: Die Streifenkreuzspinne ist leicht anhand der Zeichnung des Hinterleibs zu erkennen.
Warum wurde die Streifenkreuzspinne zur Spinne des Jahres gewählt?
Die Streifenkreuzspinne ist häufig und weit verbreitet und daher bei Spaziergängen und Streifzügen in der Natur fast überall anzutreffen. Und man kann sie leicht erkennen: Nicht nur die Spinne selbst ist aufgrund ihres charakteristischen Zeichnungsmusters auf dem Hinterleib unverwechselbar, auch ihr Netz ist mit seiner hohen Anzahl an Speichen und dem feinmaschigen Zentrum von den Netzen anderer Radnetzspinnen leicht zu unterscheiden.
Mit der Wahl der Spinne des Jahres soll nicht nur eine „wenig beliebte“ Tiergruppe ins rechte Licht gerückt werden, sondern die Wissenschaftler erhoffen sich auch, Daten zur aktuellen Verbreitung zu bekommen. In diesem Sinne: halten Sie beim nächsten Spaziergang die Augen offen und helfen Sie mit ihrer Fundmeldung/ihrem Foto bei der Dokumentation dieser Art: Bilder bitte auf www.naturbeobachtung.at bzw. der gleichnamigen App teilen.
Text: Christoph Hörweg & Norbert Milasowszky
Ernenner: Naturhistorisches Museum Wien: https://www.nhm.at/, Arachnologische Gesellschaft (AraGes): https://arages.de/, European Society of Arachnology (ESA): https://www.european-arachnology.org/esa/
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