2026: Zweisporige Stachelspor-Koralle

Phaeoclavulina macrospora

Mit der Zweisporigen Stachelspor-Koralle macht die Österreichische Mykologische Gesellschaft auf eine in Europa ausgesprochen seltene Pilzart von Magerstandorten aufmerksam.

© Thomas Ruecker

Beschreibung
Die bis zu 6 cm hohen Fruchtkörper der Zweisporigen Stachelspor-Koralle haben einen einfachen, oft deutlich in den Erdboden eingesenkten zylindrischen Strunk. Die Basis ist zunächst weiß und geht oberhalb langsam in eine ockergelbe bis schmutzig-gelbe Farbe über. Die korallenförmigen Äste sind dick, graugelb bis olivgelb gefärbt und häufig längsrippig. Die Astenden heben sich durch goldgelbe bis organgegelbe Farben ab. Die Berührungsstellen des Fruchtkörpers verfärben sich weinbraun und schließlich schwarz(braun). Das Fleisch ist weißlich bis blassgelb und verfärbt sich rotbräunlich bis schwarz. Der Geruch des Pilzes ist unauffällig und der Geschmack bitter.

Lebensweise
Die Angaben zur Standortsökologie der Zweisporigen Stachelspor-Koralle sind unterschiedlich. Zum einen gibt es Funde in Magerwiesen, aber auch in Nadel- und Laubwäldern sowie im grasreichen Kiefernwald. In jedem Fall bevorzugt die Art nährstoffarme Habitate.

Pilz gehört zur Gruppe der „Schweinsohrartigen“
Die Zweisporige Stachelspor-Koralle gehört heute nach neuesten Ergebnissen zur Gattung Phaeoclavulina. Diese bildet eine einheitliche Gruppe innerhalb der Schweinsohrartigen. Früher war sie als Ramaria broomei in der Gattung der Korallen zu finden.

Verwechslungsmöglichkeiten
In Verbindung mit den Standortsansprüchen, den auffällig gefärbten Fruchtkörpern, die sich bei Berührung deutlich verfärben, ist eine Verwechslung mit anderen Korallenpilzen kaum möglich. Der deutsche Name – Zweisporige Stachelspor-Koralle – bezieht sich auf besondere mikroskopische Merkmale, wie ihre zweisporigen Basidien – auch Sporenständer genannt – und ihre stacheligen Sporen, die diesen Pilz sicher bestimmbar machen.

Verbreitung
Die vor über 100 Jahren aus dem Teutoburgerwald in Deutschland beschriebene Zweisporige Stachelspor-Koralle kommt in zahlreichen Ländern Nord-, West- und Mitteleuropas vor, ist aber überall selten. Länder mit sicheren Nachweisen sind Deutschland, Dänemark, Finnland, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Schweden, die Schweiz und Spanien. Nachweise in den USA sind umstritten, hier besteht wahrscheinlich eine Verwechslung mit Ramaria americana, einer amerikanischen Korallenpilz-Art.

Funde in Österreich
In Österreich gibt es derzeit nur ein bekanntes Vorkommen auf der Südseite des Gaisbergs in Salzburg auf etwa 630 m Seehöhe. Standort ist ein Trespen-Halbtrockenrasen, der von einem Buchen-Tannenmischwald umgeben ist. Bemerkenswert ist der Umstand, dass 25 Jahre nach dem Erstnachweis (1995) die Zweisporige Stachelspor-Koralle am gleichen Standort (immer) noch aufgefunden werden konnte. Es ist damit möglich, dass eine symbiontische Beziehung mit Gefäßpflanzen besteht. Als Begleitpilze kommen an diesem Standort auch zahlreiche Saftlingsarten wie z. B. der Rosarote Saftling, Porpolomopsis calyptriformis, vor.

Gefährdung
In der von der IUCN (International Union for the Conservation of Nature) betreuten Inititative für eine Globale Rote Liste der Pilze (Global Fungal Red List Initiative) wird die Zweisporige Stachelspor-Koralle als gefährdet (vulnerable) eingestuft. In der 2017 erschienenen Roten Liste der Großpilze Österreichs wird diese Art ebenfalls in der Kategorie 2 – stark gefährdet (endangered) – geführt.

Schutzmaßnahmen
Obwohl unterschiedliche ökologische Angaben vorliegen, wurde die Zweisporige Stachelspor-Koralle zumeist in Magerwiesen, einem typischen Kulturlandschaftstyp, gefunden. Der besondere Wert dieser Flächen liegt darin, dass diese Wiesen durch die zumeist exponierte Lage nur extensiv genutzt werden und bis heute von massivem Düngereintrag verschont geblieben sind. Um diesen spannenden Pilz zu erhalten, sind die extensive Bewirtschaftung seiner kostbaren Lebensräume und die Vermeidung von Düngung essenziell.

Text: Thomas Rücker, Irmgard Krisai-Greilhuber

Ernenner: Österreichische Mykologische Gesellschaft: https://myk.univie.ac.at/

Bilder: Alle Bilder auf dieser Seite dürfen für Pressezwecke in Zusammenhang mit Berichten über die Natur-des-Jahres-Themen unter Angabe der Bildquelle verwendet werden. Wir bitten Sie um ein Belegexemplar.

 

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