2019: Pinzgauerziege

Sie kommt aus dem Gebiet des Pinzgaus in Salzburg und beinahe wäre diese einzigartige Ziege ausgestorben. Der schnellen Intensivierung in der Landwirtschaft konnte diese Dreinutzungsrasse nicht folgen und so ging der Bestand dramatisch zurück. Der Gesamtbestand 2018 beträgt ca. 1.080 Stück, davon gekört und im Herdebuch ca. 550 Tiere. Die Pinzgauerziege zählt zu den hochgefährdeten Rassen und wird durch den Salzburger Landesverband für Schafe und Ziegen, vertreten durch Rassesprecher Sepp Wesenauer, betreut.

© Arche Austria

Bei der Pinzgauerziege handelt es sich um eine milchbetonte extensive Rasse, die auch für die Fleischproduktion und in der Landschaftspflege eingesetzt wird. Gebirgsbauern haben die Ziegen wegen ihrer besonderen Eignung zur Milcherzeugung gehalten. Die Milch wurde mit entrahmter Kuhmilch vermischt und zu Pinzgauer Almkäse (Bierkas) verarbeitet. Auch heute noch steht der Großteil der Pinzgauerziegen bei Bauern und wird gemolken.

Wer sich auf Ziegen einlässt und sich mit ihnen beschäftigt, wird von diesen außergewöhnlichen Tieren fasziniert sein und nur schwer von ihnen loskommen. Es sind Tiere mit starkem Charakter, die die Fähigkeit besitzen, unter kargen Bedingungen hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Sie sind liebenswürdig und schauen einem immer in die Augen.

Die Pinzgauerziege ist vorsichtig, robust, wetterhart und widerstandsfähig. Zudem ist sie auf den Almen und Weiden besonders standorttreu. Sie ist sehr almtüchtig und beweidet bis 2.500 Meter Seehöhe das Gelände und ist keine Konkurrenz zu den Rindern auf der Weide, da sie Blätter, Rinde, Triebe und Farne den Gräsern vorzieht. Für die Pinzgauerziegen sind Enzian, Zwergwacholder, Alpenrosen, Alpenkratzdisteln, die Blätter von Brombeere und Himbeere eine Delikatesse. Auch etliche Giftpflanzen werden mit Genuss verspeist.

Auch ursprüngliche Verhaltensweisen sind noch vorhanden, wie z. B.: Freischarren des Liegeplatzes, Verstecken der Kitze nach der Geburt, zeitlich pünktliche Wanderungen, ausgeprägte Rangordnung und Familiensinn. Böcke zeichnen sich durch Gutmütigkeit aber bei Rangkämpfen durch Kampfeslust aus. Die Geißen verteidigen ihre Rangordnung sehr streng, was beim Stallbau berücksichtigt werden muss.

Beschreibung
Pinzgauerböcke erreichen eine Widerristhöhe von 90 cm bei einem Gewicht bis 100 kg und darüber, Geißen bis 80 cm und einem Gewicht bis 65 kg. Das Horn der Böcke wächst bis zu einer Länge von 120 cm, das der Geißen ist schmäler und kürzer. Ihre endgültige Größe erreichen diese Tiere mit drei bis vier Jahren. Die großrahmige Gebirgsziege hat ein mittellanges kastanienbraunes Haarkleid, das als Einzelhaar dreifärbig ist. Den Rücken ziert ein schwarzer Aalstrich, der Kopf trägt eine schwarze Maske und die Beine sind ebenfalls schwarz. Böcke haben eine schwarze Brust, die bei Jungtieren und weiblichen Tieren schwarz-braun gestichelt ist. Pinzgauerziegen tragen immer Hörner und weisen extreme Klettereigenschaften auf.

Der Schwerpunkt der Geburten liegt im Frühjahr, Mehrlingsgeburten sind häufig und verlaufen problemlos. Die Geißen benötigen keine Hilfe bei der Geburt und Aufzucht der Kitze. Sie haben einen ausgeprägten Mutterinstinkt. Um die Kitze zu schützen, kann es vorkommen, dass die Geiß aggressiv wird. Der Wolf könnte der Pinzgauerziege gefährlich werden.

Ziel ist die Erhaltung der alten Linien dieser ursprünglichen Rasse. Denn nur wenn eine Rasse gehalten und genutzt wird, hat sie eine Zukunft und wird  langfristig erhalten.

Die Ernennung zur Nutztierrasse des Jahres erfolgte durch ARCHE Austria - Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen.

Verfasser: Josef Wesenauer (Rassesprecher des Salzburger Landesverbandes für Schafe und Ziegen
und Spartenbetreuer Pinzgauer Ziege der ARCHE Austria)

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