Von Flugakrobaten, Bestäubern und Hirschzungen

© Anna Waibel
© Anna Waibel

In der Woche der Artenvielfalt konnten MSc Anna Waibel und Klaus Amann von der Stadt Hohenems und Mag. Bianca Burtscher vom Naturschutzbund Vorarlberg 16 Interessierte zur Exkursion am Schloßberg begrüßen. Diesen artenreichen Lebensraum erkundeten die Exkursionsteilnehmenden  gemeinsam mit den Biologen BSc Stefan Pruner und Mag. Bianca Burtscher.

Der Großteil des Schloßbergs ist von naturnahem Buchenwald bedeckt. Totholz hebt den ökologischen Wert dieses Waldes zusätzlich, da viele Arten auf Totholz angewiesen sind. So konnte Stefan Pruner den Exkursionsteilnehmenden beispielsweise den Flügel eines Hirschkäfers zeigen. Diese seltene Käferart verbringt ihr Larvenstadium im Totholz. Eine weitere Besonderheit des Schloßbergs sind die warmgetönten Eichen- und Lindenwälder an südexponierten Standorten. Diese Waldtypen waren in der Warmzeit, die auf die letzte Eiszeit folgte, weit verbreitet. Als es wieder kühler wurde und die konkurrenzstarke Buche aus ihren Rückzugsgebieten nach Mitteleuropa zurückkehrte, verdrängte sie die Linden- und Eichenwälder auf warmgetönte Sonderstandorte. Auch auf schattigen, luftfeuchten, mehr oder weniger bewegten Schutthängen unterhalb von Felswänden muss die Buche den Platz anderen Baumarten überlassen. Hier ist das Reich der Hirschzungen-Ahornwälder, wie Bianca Burtscher erklärte. Die namengebende Farnart mit dem ganzrandigen Blatt mutet fast tropisch an. Auch die Felswände selbst sind ganz eigene Lebensräume. Nur wenige Pflanzenarten wie z.B. die Mauerraute oder der Braunstielige Streifenfarn können an diesen Extremstandorten wachsen. Die Trichter von Ameisenlöwen konnten die Exkursionsteilnehmenden an regengeschützten Stellen unterhalb einer Felswand bewundern. Ins Staunen brachten die Exkursionsteilnehmenden auch die Vielfalt und die Eigenschaften von Schwebfliegen. Bei Bestäubern denken viele an die Honigbiene oder an Schmetterlinge, aber auch Schwebfliegen sind wichtige Bestäuber. Stefan Pruner zeigte den Exkursionsteilnehmenden neben der Gemeinen Schattenschwebfliege (Baccha elongata) und der Kahlen Wespenschwebfliege (Chrysotoxum intermedium) auch die Schnauzen-Schwebfliege. Dank ihres langen Saugrüssels kann die Schnauzen-Schwebfliege auch aus Blüten mit einer langen Kronröhre wie z.B. Günsel, Oregano, Storchschnabel und Distel Nektar holen. Die Exkursionsteilnehmenden konnten auch das Männchen einer Hain-Schwebfliege beobachten, das ein etwa 1 Kubikmeter großes Luftrevier besetzte. Für Hobbygärtner interessant: Etwa ein Drittel der Schwebfliegenarten ernähren sich als Larven von Blatttläusen und stehen Marienkäfern als Blauttlausvertilger in nichts nach.

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