Resilienz – Gedanken zum UNO-Bodenjahr 2015

Internationales Bodenjahr 2015
Internationales Bodenjahr 2015

Wir Menschen verändern die Lebensbedingungen auf unserem Planeten mit hoher Geschwindigkeit. Gesellschaften müssen mit den Folgen dieses Wandelns leben lernen. Dazu ist „Resilienz“ gefragt, die Fähigkeit eines Systems, mit Veränderungen um zu gehen.

Weit entfernt von der Primärproduktion wie wir heute leben, denken viele Leute nie darüber nach, wie und wo das eigene Essen produziert wird. Das war nicht immer so: in der Vergangenheit wurden Siedlungen nämlich dort errichtet, wo die ertragreichsten Böden vorhanden waren. Unsere Vorfahren hatten guten „Grund“ dazu, produzierte man die Nahrung doch meist selbst. Heute wird in diesen dicht besiedelten landwirtschaftlichen Gunstlagen wie dem Rheintal und Walgau stetig gebaut, wird das Netz an Gebäuden und Infrastrukturen dicht und dichter und immer mehr Boden vernichtet. Bundesweit werden jeden Tag 22,4 ha (sic!) Boden für Bauprojekte geopfert, die Fläche eines mittleren Bauernhofes. Wöchentlich mehr als ein Quadratkilometer. Nachhaltig ist das nicht, sondern längerfristig gesehen ausgesprochen dumm. Einmal zerstörter Boden lässt sich nicht wieder her zaubern und diese kollektive Unvernunft wird zukünftig noch Probleme bereiten.

Denn quantitativer Bodenschutz und qualitative Bodenverbesserung sind wichtige Maßnahmen für die ökologische, ökonomische und soziale Resilienz unserer Gesellschaft in Zeiten des globalen Umweltwandels. Das quantitative Erhalten und eine Humus akkumulierende, das Bodenleben fördernde Bewirtschaftung von ackerfähigen Böden ist mit Klimaschutz gleich zu setzen. Gesunde, lockere Böden mit intaktem Bodenleben bauen
Humus auf und entlasten so die Atmosphäre von Kohlendioxid. Starkniederschläge werden von pflegerisch bewirtschafteten Böden mit gesundem Gefüge und umfangreichem Porenraum viel wirksamer absorbiert als von verdichteten, wenig lebendigen Böden unter der heute oft üblichen Silomais-Wüste. Trockenperioden stellen auf tiefgründigen Böden mit hohem Anteil an Ton-Humuskomplexen ein geringeres Problem dar als auf ausbeuterisch bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen. Dazu kommt die weit bessere CO2-Bilanz von regional produzierten Lebensmitteln und ein letztlich gerne verdrängter Aspekt: die Versorgungssicherheit. Heute ist Europa abhängiger von Nahrungsmittelimporten als je zuvor und auch im Ländle würden die noch vorhandenen Ackerflächen nicht zur Versorgung der eigenen Bevölkerung reichen. Die vorhandenen Möglichkeiten unseres Landes zur Eigenversorgung müssen im Hinblick auf die mit dem globalen Umweltwandel zu erwartenden Veränderungen aber verbessert werden. Denn globale Ressourcenprobleme werden schon heute manifest und produktive Böden sind ein Schatz, der auf der Welt am Schwinden ist.

Rochus Schertler
2. Obmann des Naturschutzbundes Vorarlberg

Zurück

.