Mehrheit der Bevölkerung des Rheintals will lebendigen und natürlichen Alpenrhein

„Lebendiger Alpenrhein“ präsentiert neueste Umfrage-Ergebnisse

Bgm. Rainer Siegele, Bianca Burtscher, Moderator Richard Lehner, Claudia Friedl, Christoph Müller, Lukas Indermaur bei der Pressekonferenz in Widnau © Lebendiger Alpenrhein
Bgm. Rainer Siegele, Bianca Burtscher, Moderator Richard Lehner, Claudia Friedl, Christoph Müller, Lukas Indermaur bei der Pressekonferenz in Widnau © Lebendiger Alpenrhein

Auf beiden Seiten des Alpenrheins wünscht sich die Bevölkerung eine raschere Umsetzung der im Entwicklungskonzept Alpenrhein geforderten Massnahmen für mehr Natur und Sicherheit am Rhein zwischen Oberriet und der Rheinmündung in den Bodensee. Das Konzept wurde 2005 verabschiedet und von allen betroffenen Regierungen unterzeichnet. Die Plattform „Lebendiger Alpenrhein“ der Umweltverbände aus der Schweiz und aus Vorarlberg präsentierte gemeinsam mit Bürgermeister Rainer Siegele, der St. Galler Politikerin Claudia Friedl und dem Büro M.I.S. Trend am 14. April 2015  in Widnau die neuesten, repräsentativen Umfrage-Ergebnisse.

Lukas Indermaur, Projektverantwortlicher Lebendiger Alpenrhein sprach von einem zweifelhaften Jubiläum für das Entwicklungskonzept Alpenrhein. „Seit 10 Jahren ist keine der rund 19 vorgezeichneten Rhein-Aufweitungen umgesetzt worden.“ Zudem sei das Projekt RHESI (Rhein – Erholung und Sicherheit) seit zwei Jahren blockiert, wegen der Nutzungskonflikte in der Landwirtschaft und beim Grundwasser.

Die neuesten Umfrage-Ergebnisse auf beiden Seiten des Alpenrheins zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Ängste der Gemeinden nicht teilt. So findet eine klare Mehrheit (74%), dass Trinkwasser-Brunnen bei nachweislicher Sicherstellung der Trinkwasser-Versorgung verlegt werden können. Ebenso sollen verpachtete Landwirtschafts-Flächen dem Rhein zugestanden werden. In diesem Punkt ist die Zustimmung sowohl in stärker und weniger stark betroffenen Gemeinden sehr hoch (64%). Auch Flächen im Privatbesitz sollen gemäss einer Mehrheit (59%) dem Fluss zugestanden werden, damit die naturnahe Variante möglich wird.

SP-Nationalrätin Claudia Friedl zeigte sich an der Medienkonferenz sehr erfreut daüber, dass 68% der Befragten die naturnahste Sanierungs-Variante bevorzugen, im Wissen der Zusatzbedingungen wie Brunnen-Verlegungen und der Benötigung von Landwirtschafts-Flächen. Es sei ein klares Zeichen, dass die Bevölkerung die naturnahe Sanierung des Rheins, wie es übrigens auch die gesetzlichen Grundlagen vorsehen, gut mittrage. „Ich gehe davon aus, dass diese deutlichen Umfrageergebnisse die Entscheidungsträger darin bestärken, der Bevölkerung und der Natur zu ihrem Recht zu verhelfen,“ betonte Claudia Friedl. Ansonsten müsste sich die Bundesbehörde die Frage gefallen lassen, wie sie den Einsatz der notwendigen Subventionen für ein naturfernes Projekt, und damit nicht gesetzeskonformes Projekt, verantworten kann. „Das ist ein Generationenprojekt, da ist nur das beste gut genug.“

Wie wichtig RHESI für Gemeinden ist, erklärte Bürgermeister Rainer Siegele mit einem Blick in die Vergangenheit: „Die Geschicke von Mäder sind vom Rhein bestimmt. In der Zeit zwischen 1200 und 1500 ereigneten sich nur fünf Überschwemmungen, zwischen 1500 und 1800 schon zwölf und im 18. und 19.Jht. schon 33. Vorsteher Johann Ender ritt 1824 nach Wien zur Audienz bei Kaiser Franz I., der Hilfeleistungen zusicherte. Mit der Rheinregulierung trat Sicherheit und Wohlstand ein. Heute ist die Hochwassersicherheit am Alpenrhein zumindest von der Ill abwärts nicht mehr gewährleistet. Die Klimaerwärmung ist fix. Es ist höchste Zeit, sich für einen modernen Hochwasserschutz einzusetzen. Mit dem Projekt RHESI kann der Rhein wieder hochwassersicher und gleichzeitig naturnah werden. Ich hoffe das Wetter und der Rhein lassen uns Zeit bis wir Rhesi umgesetzt haben.“

Der aktuellen Hochwassergefahr sind sich die Rheintaler wenig bewusst. Hier klaffen die Meinungen der Experten und der Bevölkerung gemäss Umfrage bei der Hochwasser-Sicherheit am stärksten auseinander. Während rund 71% der befragten Personen in der Schweiz und in Vorarlberg der Meinung sind, dass die Hochwasser-Sicherheit heute gewährleistet ist, muss diese gemäss Experten dringend verbessert werden. Das Schaden-Potential wird auf rund 5.6 Mia. Franken geschätzt, und potentiell 250'000 Arbeitsplätze gingen im Schadenfall verloren, mit landesweiten Konsequenzen. Dass die Meinungen von Experten und Bevölkerung so stark voneinander abweichen, ist für Projektleiter Lukas Indermaur „ein deutliches Signal für den noch bestehenden Informationsbedarf.“ Für die Verantwortlichen des Projektes Lebendiger Alpenrhein ist jedenfalls klar: die naturnahste Variante muss jetzt umgesetzt werden und nicht in 10 Jahren!

Weitere Infos zum Download:

Zusammenfassung der Rhesi-Umfrage-Ergebnisse
Rhesi-Umfrage-Ergebnisse

Weitere Infos zur Plattform "Lebendiger Alpenrhein": www.lebendigerrhein.org

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