Als der Nicht-Europäer Jorge Maria Bergoglio SJ als neu gewählter Papst den Namen „Franziskus“ und damit den des bescheidenen Schutzpatrons der Tierschützer und Ökologen gewählt hat, war zu ahnen, dass dies ein „anderes“ Pontifikat werden würde. Und so war die internationale Berichterstattung zu „Laudato Si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ sehr rege.
Was man in diesem Geschichte machenden päpstlichen Rundschreiben liest, macht einen als an „Einschläge“ habituierten Naturschützer ob seiner Direktheit baff. In unerwartet klarer, einfacher Sprache legt der Pontifex unmissverständlich dar, wie bedrohlich die Lage im Hinblick auf Naturraum, Ressourcen und verminderte Resilienz unseres Planeten schon ist. Er macht Opfer und Profiteure des Marktfundamentalismus, der uns so weit gebracht hat, fest. Und er ruft zur Umkehr und - vor allem - zu konkretem Tun auf. Weil das Thema globaler ist als jedes andere richtet sich deshalb Franziskus‘ „Laudato si“ ausdrücklich an „alle Menschen guten Willens“, nicht nur an uns Schäfchen. Und von ersteren gibt es doch einige. Hoffentlich werden es noch mehr.
Den Inhalt von 220 Seiten auf den Punkt gebracht: „Macht euch die Erde untertan“ ist vorbei! Das Oberhaupt der katholischen Kirche stellt in diesem Text unmissverständlich klar, dass unsere Welt wie ein schöner Garten zu behandeln ist, der ALLEN Menschen zur nachhaltigen Pflege und um darin mit allen Lebensformen gut wohnen zu können übergeben wurde. Der Planet ist kein All-you-can-eat-Buffet für Eliten und kein Selbstbedienungsladen. Dumme, Berserker und Giersäcke ohne Beisshemmung dürfen ihn nicht devastieren oder durch zügellose Ausbeutung und blindes Wüten zur Müllhalde, verpesteten Wüste, zum Schlachtfeld oder radioaktiv strahlenden Totenacker machen.
Für uns Ökologen und Naturschützer ist das Werk Wasser auf die Mühle, eine echte Ermutigung und Bestätigung. Und der Text ist eine moralische Rückendeckung, die sagt: „Ihr setzt euch ein für das Richtige - macht mit Freude weiter!“
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Eine Kurz-Erläuterung des Inhalts finden sie hier: http://goo.gl/yyVhEf
Rochus Schertler
2. Obmann des Naturschutzbundes Vorarlberg