Der Klatschmohn (Papaver rhoeas) gehört wohl zu den bekanntesten und attraktivsten Acker- "Unkräutern“. Wenn sich seine zarten Blütenblätter aus der Knospenhülle entfalten, erinnern sie an hauchdünnes, knittriges Seidenpapier. Die einzelne Blüte hält nur zwei bis drei Tage, bevor sie verwelkt. Doch insgesamt bleiben die
Klatschmohnbestände bis in den August und produzieren Tag für Tag neue rote Blüten.
Der wissenschaftliche Name Papaver geht auf das lateinische „pappare“ für essen bzw. „pappas“ für Brei zurück. Die alten Römer sollen dem Kinderbrei Schlafmohnsaft beigemischt haben, um die lieben Kleinen still zu bekommen. Im Vergleich zum Schlafmohn ist der Alkaloidgehalt im Klatschmohn allerdings viel geringer und die Zusammensetzung ist auch eine ganz andere. So fehlt zum Beispiel das Morphium im Klatschmohn völlig.
Ursprünglich stammt die Blume des Jahres 2017 aus dem wärmeren Mittelmeerraum und kam zusammen mit dem Getreideanbau während der Jungsteinzeit nach Mitteleuropa, also irgendwann zwischen 4500 und 3000 vor Christus. Heute ist der Klatschmohn weltweit verbreitet. In Österreich kommt er bis zu einer Meereshöhe von ungefähr 1000 Metern vor, darüber hinaus wird es ihm zu kalt.
Klatschmohn ist ein so genannter Lichtkeimer, weshalb er jedes Jahr aufs Neue offene Flächen benötigt, auf denen das Licht ungehindert bis zur Bodenoberfläche dringen kann. Getreideäcker sind da ideal. Jedenfalls waren sie es, bevor die Saatgutreinigung immer besser wurde so dass immer weniger der feinen Mohnsamen mit dem Getreide zusammen ausgesät wurden und bevor Pestizide ab den 50er Jahren die Äcker immer „sauberer“ machten.
Wie steht es mit dem Klatschmohn in Vorarlberg? Das regenreiche Ländle war nie ein klassisches Ackerbaugebiet. In früheren Zeiten, als der Transport von Gütern noch teuer und mühselig war, wurde in Vorarlberg jedoch weit mehr Ackerbau betrieben als heute. Entsprechend schrieb der Botaniker Josef Murr in seiner Übersicht über die Farn- und Blütenpflanzen von Vorarlberg und Liechtenstein (1923–26), dass der Klatschmohn „in Äckern, auf Schutt in verschiedenen Formen häufig, doch nicht gemein ist“. Heute wird der Klatschmohn in der aktualisierten Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen Vorarlbergs als stark gefährdet eingestuft. Aus Äckern ist der Klatschmohn weitgehend verschwunden. Doch besiedelt er erfolgreich neu angelegte Straßen-
böschungen, Schuttplätze und Brachen. Erfreulicherweise werden in Vorarlberg auch immer mehr Firmenareale und öffentliche Grünflächen naturnah gestalteten. Auf so manchen kann man im Sommer die roten Blüten des Klatschmohns sehen.