Ja Alpenrhein – ich will!

Die Umweltverbände sind quasi mit dem Alpenrhein verheiratet. Seit bald 10 Jahren kämpfen sie vereint für die Rheinbefreiung und bohren noch immer dicke Bretter. Das Ja-Wort zur Rheinheirat haben die Umweltverbände am 22. Juni während einer Exkursion auf dem Rheindamm erneuert und den WWF Österreich im Kreis der Umweltverbände aufgenommen.

Möglichkeiten nutzen

Das Hochwasserschutzprojekt Rhesi (Rhein Erholung Sicherheit) ist ein Schlüsselprojekt der Naturschützer. Die Hoffnung auf ein naturnahes und somit rechtskonformes Projekt ist ungebrochen. Rund vierzig Mitglieder aus Vorständen und Direktion der schweizerischen und österreichischen Umweltorganisationen (ProNatura, WWF, Naturschutzbund, Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz) haben sich zu einem Augenschein und gemeinsamer Diskussion auf dem Rheindamm eingefunden. Zum Stelldichein gesellten sich Naturschutzgrössen wie Hildegard Breiner, die Grand Dame des Vorarlbergischen Naturschutzes, Claudia Friedl, Vorstandsmitglied des WWF St.Gallen und Nationalrätin sowie Franciska Hildebrand, Co-Präsidentin des WWF St.Gallen, welche in den 80ern erfolgreich die juristische Klinge gegen die Rheinstufen führte.

Die Wanderung zwischen Rheinvorstreckung und Zollbrücke bei Lustenau war ein regelrechter Augenöffner für die brachliegenden Potentiale. Die Möglichkeiten, dem Alpenfluss zu einem Auenparadies zu verhelfen, liegen auf der Hand und sind wohl einzigartig in Mitteleuropa. So gehören die Vorländer, das Land zwischen Mittel- und Aussendämmen, der öffentlichen Hand. Dieses Wiesland war seit jeher als Freihaltefläche für den Hochwasserschutz reserviert. Das Hochwasser von letzter Woche hat eindrücklich gezeigt, dass dieser Raum dem Fluss gehören muss.

Der potentielle Gestaltungsspielraum zugunsten der Flussaue geht aber über den Bereich der Vorländer hinaus. So gibt es diverse Abschnitte, wo die Verlegung der Aussendämme gegen aussen möglich und aus ökologischer Sicht auch nötig ist. „Die ungenutzten Potentiale im Generellen Projekt sind enorm“, illustriert WWF-Geschäftsführer Lukas Indermaur mit eindrücklicher Grafik. Thomas Vellacott, CEO des WWF Schweiz, doppelt nach: «Wir müssen nochmals einen Gang höher schalten und den Druck grenzüberschreitend erhöhen, damit das Auenparadies auch geplant wird. Fehlen zusätzliche Aufweitungen, wird die ökologische Funktionsfähigkeit eines milliardenschweren und einzigartigen Bauvorhabens nicht erreicht“. Auch Nationalrätin Claudia Friedl appelliert: „Es kann nicht sein, dass ein Bauwerk entsteht, dass für weitere 200 Jahre halten soll, aber den ökologischen Anforderungen des Gewässer- und Wasserbaugesetzes nicht genügt“.

WWF Österreich verstärkt Umweltallianz

Neu ergänzt der WWF Österreich die Reihen der Umweltverbände. Die Einheirat ist ein grosser Gewinn für die Umweltallianz, und die Mitgift unwiderstehlich. Nicht nur wird dadurch die Hörbarkeit der Umweltanliegen in Österreich verbessert. Vor allem bringt der österreichische Partner einen zusätzlichen Erfahrungsschatz und ein weites Netzwerk mit ein.

Auch nach österreichischer Gesetzeslage ist die ökologische Sanierung der Rhesi-Strecke dringend nötig. «Das Verbessrungspotential im Sinne der europäischen Wasserrahmenrichtlinie muss in diesem Schutzwasserbauprojekt voll ausgeschöpft werden», so Projektleiter Gebhard Tschavoll vom WWF Alpenflüsse-Team aus Innsbruck. Damit spielt der Gewässerexperte auf die noch ungenutzten Potentiale an. Tschavoll zeigt sich besonders beeindruckt von den Projektdimensionen und Möglichkeiten am Alpenrhein: «Rhesi ist tatsächlich eine Jahrhundertchance. Mithilfe ambitionierter Massnahmen können hier Artenvielfalt, Hochwasserschutz und Erholungsmöglichkeiten für die Bevölkerung gleichermassen auf ein ganz neues Niveau gehoben werden.»

CEO Thomas Vellacott fasst am Ende der Wanderung zusammen: „Die Befreiung des grössten Gebirgsbaches auf der Alpennordseite ist und bleibt ein Herzensanliegen des WWF. Für den Durchbruch braucht es weiterhin Beharrlichkeit – quasi den Diamantbohrer für die nächsten fünf bis zehn Jahre.“

Autor: Umweltplattform Lebendiger Alpenrhein

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