Interesse Einzelner bedroht mögliches Naturparadies im Rheintal

Rund 70 Prozent der Rheintaler und Rheintalerinnen möchten den Rhein laut einer repräsentativen Umfrage vom letzten Jahr aus seinem Zwangskorsett befreien und ein Naturparadies schaffen. Über 5000 Menschen haben eine Online-Petition dazu unterschrieben. Doch die wirtschaftlichen Interessen Einzelner bedrohen diese einmalige Chance für Mensch und Natur. 
Am Alpenrhein zwischen Oberriet und Bodensee geht es um alles oder nichts. Für extreme Hochwasser hat es dort heute zu wenig Platz zwischen den Dämmen. Ein breiteres Bett mit sicheren Dämmen ist nötig, so dass sie einem Jahrhunderthochwasser standhalten könnten. Eine solche Katastrophe könnte jederzeit eintreffen - mit drastischen Folgen für die umliegenden Gemeinden. Modellierungen zeigen, dass einzelne Gebiete bis neun Meter unter Wasser stehen könnten. Dass der Grenzfluss saniert werden muss, zweifelt niemand an. Doch an der Ausgestaltung des Projekts scheiden sich die Geister.
 
Hochwasserschutz und Naturnähe ist machbar
Selten ist bei einer geplanten Revitalisierung die Ausgangslage so vorteilhaft: Das Land für die Rheinrevitalisierung gehört mehrheitlich der öffentlichen Hand, die Bevölkerungsmehrheit will die grösstmögliche Naturnähe, und die Ziele des Hochwasserschutzes und der Ökologie sind identisch: Mehr Platz für den Fluss bedeutet mehr Sicherheit im Hochwasserschutz und mehr Natur.
Auch die rechtlichen Anforderungen sind unmissverständlich: Im Schweizer Wasserbau- und im Gewässerschutzgesetz steht, dass bei Eingriffen in Gewässer der naturnahe Verlauf möglichst beibehalten oder wiederhergestellt werden muss. Mindestens fünf grosse Aufweitungen im Abstand von maximal vier Kilometern zueinander wären nötig, damit der ökologische Austausch mit dem Bodensee funktioniert. Davon war die Planung im November 2015 noch weit entfernt. Nur auf 15 Prozent der Projektstrecke sollen Auen entstehen. Möglich und nötig wären viel mehr.
 
Grundwasserfassungen kann man verlegen, den Rhein nicht
Der im November 2015 von der Gemeinsamen Rheinkommission vorgelegte Plan trägt vor allem den wirtschaftlichen Interessen einzelner Trinkwasserversorger und Gemeinden Rechnung. Diese halten an ihrer alten, sehr rentablen aber nicht sicheren Trinkwasserbrunnen im Rheinvorland fest. Deshalb wollen sie ein mögliches Naturparadies verhindern. «Natürlich würde bei einer Revitalisierung die Versetzung der Trinkwasserbrunnen etwas kosten» meint Lukas Indermaur, Projektleiter von Lebendiger Alpenrhein. «Rheinfernere Standorte sind aber viel sicherer als die bisherigen und dürfen bei einem Milliardenprojekt mit so viel Potential für Mensch und Umwelt kein Tabu sein. »
Die Umweltverbände WWF, Pro Natura und der Naturschutzbund Vorarlberg fordern vom Entscheidungsgremium «Gemeinsame Rheinkommission» die rechtlichen Vorgaben und den Volkswillen zu respektieren: Über 5000 Menschen haben sich online für ein Projekt ausgesprochen, das dem Titel «Jahrhundertchance» gerecht wird.
 
Was können Sie tun?
Geben Sie dem Rhein Ihre Stimme auf www.rheinraus.info. Im September wird die Plattform Lebendiger Alpenrhein diese Ja- Stimmen für einen naturnahen Rhein dem Entscheidungsgremium "Gemeinsame Rheinkommission" überreichen.
 
Setzen Sie ein Zeichen für einen naturnahen Rhein! Bestellen Sie "Ja-Kleber"  und platzieren Sie diese gut sichtbar im öffentlichen Raum, aufs Auto, aufs Fahrrad, auf den Briefkasten, auf die Arbeitsmappe, an die Ladentüre etc.
 
 

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