Hochmoorrenaturierung im Natura 2000-Gebiet „Fohramoos“

Das Fohramoos ist ein Moorkomplex von internationaler Bedeutung am Eingang des Bregenzerwaldes. Das Hochmoor am Bödele wurde 1974 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und nach Beitritt Österreichs zur EU ins Natura 2000 Schutzgebietsnetz aufgenommen. Der Moorkomplex besteht aus hydrologisch noch weitgehend intakten Hochmoorgesellschaften, Moorwäldern, genutzten Hoch- und Niedermooren und Bürstlingswiesen. Alte Entwässerungsmaßnahmen der 20iger Jahre des vorigen Jahrhunderts als Vorbereitung eines geplanten Torfstiches (der jedoch glücklicherweise nicht umgesetzt wurde) sowie eine quer durch das Moor verlegte, nicht mehr genutzte Trinkwasserleitung, wirkten sich allerdings negativ auf die Qualität der Moorlebensräume aus.

Das Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Umwelt- und Klimaschutz (IVe), führte daher Anfang Dezember 2020 eine Renaturierung dieser degradierten Hochmoorflächen durch. Die Planung und Begleitung des Projektes wurde vom Regionsmanagement Europaschutzgebiete vorgenommen.

In entwässerten Mooren ist das erste Ziel den moortypischen Wasserhaushalt und die standorttypische Vegetation wieder zu etablieren. Der bestehende Torfkörper soll durch Wasserrückhalt erhalten und neue Torfbildung gefördert werden. Ein Schlitzgrabensystem im südlichen Teil des Moores (ehemalige Torfstichvorbereitung) wurde mit 29 Dämmen, 27 davon mit Spundwandbau, saniert. In einem sekundären Grabenverlauf der ehemaligen Trinkwasserleitung Richtung Bödelesee wurden weitere 17 Dämme verbaut.

Die Ausführung der Arbeiten hielt sich prinzipiell an die bisherigen Erfahrungen aus div. Vorprojekten, wie u.a. die Moorrenaturierung des Götzner Mooses durch den | naturschutzbund | Vorarlberg und des Schollaschopfs durch die Stadt Hohenems sowie an den Stand der Technik laut den deutschen und schweizerischen Leitfäden für Moorrenaturierungen.

Gearbeitet wurde mit zwei Baggern in einem parallelen Bauprozess. Dies hat sich als überaus effizient herausgestellt und zu einer erheblichen Reduzierung der Bauzeit geführt. Der Schacht für das jeweilige Bauwerk wurde durch einen größeren Bagger mit vier Tonnen ausgehoben. Anschließend übernahm ein kleinerer Bagger mit zweieinhalb Tonnen den Einbau der Spundwände, während der größere Bagger parallel dazu bereits den nächsten Schacht angehen konnte. Nach Vollendung der Spundwand durch den kleinen Bagger ergänzte der größere Bagger wiederum die Verfüllung und Überdeckung des fertigen Staubauwerks. Klare Nächte und Temperaturen weit unter null Grad boten eine feste, gefrorene Bodendecke im Moor. Flurschäden und Bodenverwundungen durch die Maschinen konnten somit fast völlig ausgeschlossen werden.

Der Anstau in den Gräben konnte bereits im Zuge der Bauarbeiten beobachtet werden. Ob sich die ökologischen Verbesserungen ebenfalls wie geplant einstellen, wird sich erst noch zeigen. Die erfolgsversprechende und reibungslose Umsetzung der Maßnahmen lässt aber darauf hoffen. Eine hydrologische Untersuchung begleitet die Maßnahme. Mittels Drucksonden wird der Wasserstand unter Flur in verschiedenen Messpegeln laufend erhoben. Es kann somit ein punktueller Einblick in die Moorhydrologie des Fohramoos gewonnen werden und die Wirkung der Renaturierungsmaßnahmen auch überprüft werden. Als weitere wissenschaftliche Ergänzung ist derzeit eine Diplomarbeit an der Uni Wien über die Entstehung und das Wachstum des Moores am Bödele in Ausarbeitung. Ein 3,5 Meter langer Moorbohrkern aus dem Fohramoos wird auf Pollen aus 17 verschiedenen Pflanzengruppen hin untersucht. Daraus kann auf die Vegetationsentwicklung in der Umgebung des Fohra-moos seit der letzten Eiszeit geschlossen werden.

Die Moorrenaturierung im Fohramoos hat das praktische Wissen für solche Verbesserungsmaßnahmen bei allen Beteiligten neuerlich gestärkt. Mit dem bestehenden Know how bei Behörden, Gebietsbetreuung und ausführenden Firmen können in naher Zukunft hoffentlich weitere Moore einer Verbesserung zugeführt werden. Das öffentliche Interesse und die mediale Berichterstattung lässt darauf hoffen, dass auch noch weitere degradierte Flächen in Angriff genommen werden.

Weitere Infos zu Natura 2000-Gebieten in Vorarlberg: www.naturvielfalt.at

Text: Mag. DI Martin Bösch, Regionsmanager Europaschutzgebiete
Foto 1: Regionsmanager Martin Bösch, Landesrat Johannes Rauch, Dornbirns Vizebürgermeister Markus Fäßler und Schwarzenbergs  Gemeindevorstand Klaus Nigsch freuen sich über die erfolgreiche Moorrenaturierung. © Landespressestelle
Foto 2: Einbau der Spundwände © Martin Bösch

 

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