Die Streuwiesen werden nun strohig und braun, viele sind bereits gemäht. In manchen ungemähten Streuwiesen kann man auch jetzt noch Spätblüher wie Duftlauch, Lungen-Enzian und den Gewöhnlichen Teufelsabbiss (Succisa pratensis) entdecken. Seinen eigenartigen Namen hat die Blume des Jahres 2015 von der besonderen Form seines Wurzelstocks, der im Herbst von unten abstirbt.
Seit dem 15. Jahrhundert wird er als Heilpflanze u.a. zur Blutreinigung verwendet. Nach einer Sage soll der Teufel aus Zorn über die Heilkraft die Wurzel abgebissen haben. Der Artname „pratensis“ deutet darauf hin, dass der Teufelsabbiss auf Wiesen vorkommt. Auf gedüngten Wirtschaftswiesen sucht man ihn allerdings vergebens, sein Lebensraum sind nährstoffarme Feuchtwiesen und Flachmoore. Dort lockt er von Juli bis September mit seinen blau-violetten Blüten verschiedene Bienen- und Zweiflüglerarten sowie Tag- und Nachtfalter an, die mit dem energiereichen Nektar und Pollen für ihre Dienste als Bestäuber belohnt werden. Dazu gehören auch in Vorarlberg gefährdete Arten wie Blaukernauge, Kleiner Moorbläuling und Sumpfhornklee-Widderchen. Auch als Nahrungspflanze für Raupen spielt der Teufelsabbiss eine wichtige Rolle. So ernähren sich die Raupen des Goldenen Scheckenfalters, ein europaweit geschützter und in Vorarlberg stark gefährdeter Tagfalter, vom Teufelsabbiss.
Erfreulicherweise ist der Teufelsabbiss in Vorarlberg noch relativ häufig und gilt als nicht gefährdet. Dies sollte auch so bleiben: Denn verschwindet der Teufelsabbiss, verschwinden mit ihm auch die Arten, denen er als Raupenfutterpflanze oder Nektarquelle dient. Um die Lebensräume des Teufelsabbisses zu erhalten, dürfen sie nicht gedüngt und sollten vor Nährstoffeintrag aus benachbarten Flächen geschützt werden. Viele Standorte des Teufelsabbisses würden ohne Mahd verbuschen. Diese sollten einmal im Herbst möglichst spät gemäht werden. So bleibt genügend Zeit, dass die Blüten des Teufelsabbisses bestäubt werden und seine Samen reifen können. Durch einen späten Schnittzeitpunkt bleibt er auch Blütenbesuchern und Raupen länger als Nahrungsquelle erhalten.