Echte Schlüsselblume – Blume des Jahres 2016

Wiesen-Schlüsselblume        © A Jahn Loki Schmidt-Stiftung
Wiesen-Schlüsselblume © A Jahn Loki Schmidt-Stiftung

Wenn die dottergelben Blüten der Echten Schlüsselblume (Primula veris) in mageren, basenreichen Wiesen und lichten Wäldern erscheinen, wissen wir: Der Frühling ist da! Auch der wissenschaftliche Name der Blume des Jahres 2016 bezieht sich darauf. Primula ist die Verkleinerungsform von lat. prima, die Erste. Veris ist von lat. ver, Frühling abgeleitet. Frei übersetzt bedeutet der wissenschaftliche Name der Echten Schlüsselblume somit „erste Blume im Frühling“. Dass ihr Blütenstand mit etwas Fantasie einem Schlüssel ähnelt, dürfte der Grund für ihren deutschen Namen sein. Die Bezeichnung Himmelschlüssel, die mindestens seit dem 12. Jahrhundert belegt ist, steht wohl im Zusammenhang mit Petrus und dessen Schlüssel zum Himmelreich.

Neben der Echten Schlüsselblume gibt es in Vorarlberg noch sechs weitere Schlüsselblumenarten, davon blühen drei gelb und drei rosa. Von der ähnlichen schwefelgelb blühenden Hohen Schlüsselblume (Primula elatior) unterscheidet sich die Blume des Jahres 2016 durch die dottergelben Blüten mit orangen Saftmalen, den aufgeblasenen Kelch und einen intensiveren Duft. Nur langrüsselige Insekten wie Hummeln oder Falter können den Nektar am Grund der Blüte aufsammeln und sorgen dabei auch für die Bestäubung. Die Echte Schlüsselblume dient mehreren Schmetterlingsraupen als Futterpflanze, darunter der Raupe des Schlüsselblumen-Würfelfalters (Hamearis lucina), der in der Vorarlberger Roten Liste auf der Vorwarnstufe steht.

In Vorarlberg kommt die Echte Schlüsselblume fast im gesamten Land vor, nur das Silikatgestein im hinteren Montafon meidet sie. In manchen Gegenden hat man der Blume des Jahres 2016 einen eigenen regionalen Namen gegeben, im Kleinwalsertal heißt sie Hongmaia, in Vandans Karteme und in Dornbirn wird sie Mattänggelä genannt. Manche kennen sie auch als Wiesen- oder Arznei-Schlüsselblume, da sie wegen ihres Saponingehalts in schleimlösenden Hustentees verwendet wird.

Trotz der weiten Verbreitung ist die Echte Schlüsselblume in Vorarlberg gefährdet. Düngung und intensive Nutzung von Wiesen und Weiden führen dazu, dass die Pflanze an vielen Orten nicht mehr zu finden ist. An anderen Stellen wurde die traditionelle Nutzung der Wiesen aufgegeben, so dass Büsche und Bäume dort die lichtliebenden Schlüsselblumen verdrängen. Zwar kann die Blume des Jahres 2016 auch in lichten Wäldern wachsen, aber wenn die Beschattung im Wald zu stark wird, verschwindet sie. Mit den bestehenden Lebensräumen der Echten Schlüsselblume sollte deshalb sorgsam umgegangen werden. Davon profitieren auch zahlreiche andere Tier- und Pflanzenarten. Auch Sie können etwas zur Erhaltung der Echten Schlüsselblume beitragen. Verzichten Sie drauf, diese Pflanze in Gegenden zu sammeln, in denen sie bereits selten ist. Dazu gehören die Tallagen des Rheintals und Walgaus. Genießen sie dafür den Anblick der Echten Schlüsselblume jedes Jahr aufs Neue bei einem Frühlingsspaziergang.

 

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