Von den bewunderten 1000-jährigen Linden sagt man, dass sie 300 Jahre wachsen, 300 Jahre stehen und 300 Jahre vergehen. In den uralten, hohlen Bäumen ist aber immer noch eine staunenswerte Lebenskraft. Sie entwickeln neue Innenwurzeln, die in Richtung Boden wachsen, sich verankern und eine junge Krone bilden, also sich von innen heraus verjüngen. Linden waren bereits vor den Eiszeiten in Europa heimisch und in der Eichenmischwald-Zeit (etwa 5500-2500 v.Ch.) weit verbreitet. In Mitteleuropa gibt es von den weltweit 50 Arten „nur“ die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) und die Winterlinde (Tilia cordata). Für Förster sind sie „waldbauliche Perlen“, denn ihre leicht abbaubare Laubstreu wirkt bodenpflegerisch. Sie erreichten jedoch nie die Bedeutung von Eichen, Buchen, Fichten. Hingegen sind sie – mit ihrem bezaubernden Blütenduft - seit Menschengedenken geliebt und geschätzt als Hausbäume, Dorfbäume, Alleen und Gedenkbäume und galten als heilige Bäume der Germanen und Slawen. Das „Judicium sub tila“ ist in vielen alten Urkunden belegt. Martin Luther nannte sie einen Friedens- und Freudenbaum, Walther von der Vogelweide besang im 12. Jh. ein Schäferstündchen: „Unter der linden, an der heide, da unser zweier bette was …“. Auch im Winter ist das charakteristische Astwerk ein (Landschafts-) prägender, eindrucksvoller Anblick. Linden liefern wertvolles Schnitzholz, Lindenblütentee und den früher unentbehrlichen (Rinden-) Bast. Die Bedeutung der Linden zeigt sich auch in vielen Familien- und Ortsnamen, in Dichtkunst und Liedgut.
Foto: Linden am Molo © Hildegard Breiner