Die Kleine Hufeisennase - Fledermaus des Jahres 2018

Kleine Hufeisennase © W. Forstmeier / Naturschutzbund Österreich

Nur 4 bis 9 Gramm wiegt unsere etwa daumengroße Fledermaus des Jahres 2018, die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros), eine sehr kleine Vertreterin innerhalb der Gattung der Hufeisennasen. Ihren Namen haben die Hufeisennasen von den blattartigen Hautbildungen, die die Nasenöffnungen umgeben.Laut Fledermaus-Experte Hans Walser erlitt die Kleine Hufeisennase in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts große Bestandseinbußen, wobei in Vorarlberg aktuell noch im Bregenzerwald und in St. Gerold ein erfreulicher Bestand erhalten sei. Die Propstei St. Gerold beherbergt die größte Kolonie Kleiner Hufeisennasen in Vorarlberg, deren Bestand europaweit von großem Interesse ist. Die Vorkommen in Vorarlberg sind von inselartigem Charakter, da in den angrenzenden Gebieten, nahezu keine Quartiere von Kleinen Hufeisennasen bekannt sind.In Südeuropa ist die Kleine Hufeisennase auch im Sommer ein Höhlenbewohner, bei uns im Norden bewohnt sie über die Sommermonate Dachböden, Heizkeller und auch Brückenhohlräume. Den Winter verbringt sie in Höhlen oder künstlichen unterirdischen Bauten (Vgl. Hans Walser, 2004).

Nahrung & Jagd
Der Wald ist ihr Jagdgebiet, wobei Mischwald mit hohem Laubholzanteil und Landschaften wie Parks, Alleen, Streuobstwiesen sowie Flächen neben Gehölzen an Gewässern bevorzugt werden. Neue Hecken zur Verbindung von Lebensräumen werden schnell von Kleinen Hufeisennasen angenommen. Auf der nächtlichen Jagd hängen sich Kleine Hufeisennasen für kurze Ruhepausen in Felsspalten, einsame Ställe, an geschützte Stellen unter Brücken oder in Straßenunterführungen von Bächen. Wie alle Vertreter ihrer Gattung hängen die Tiere stets frei, sind also nie in Spalten oder Löchern verborgen.Die kleine Hufeisennase jagt erst bei völliger Dunkelheit, vorwiegend bodennah, zwischen Bäumen im Wald, in Baumreihen bzw. dichten Hecken. Die Flughöhe kann zwischen einem halben Meter über dem Boden bis zur Krone von Bäumen reichen. Bei ihrem schwirrenden, von häufigen Richtungswechseln geprägten Flug erbeutet die kleine Fledermaus kleine Insekten - vorwiegend Käfer, Fliegen und Nachtfalter

Spannende Orientierung
Wie andere Fledermäuse auch, lokalisieren Kleine Hufnasen ihre Beutetiere durch Echoortung. So orientieren sie sich anhand der Echos ihrer hochfrequenten Salven, welche sie dann im Gehirn in optische Bilder umsetzen. Kleine Hufnasen senden ihre Ultraschallrufe nicht - wie etwa die Glattnasen -  durch den Mund, sondern durch ihre hufeisenförmige Nase aus.

Fortpflanzung
Die Weibchen und deren Nachwuchs leben in teilweise großen Kolonien, welche durchaus einige Hundert Individuen umfassen können. Die Männchen leben einzelgängerisch oder in kleinen Gruppen, vereinzelt findet man sie aber auch in den sogenannten „Wochenstuben“, wo sich im Frühjahr die Weibchen versammeln, um ihren Nachwuchs zu gebären. Nur zur Paarungszeit, welche im Herbst beginnt und bis zum kommenden Frühling dauert, treffen Hufnasenmännchen und -weibchen aufeinander. In den ersten Wochen schon fliegen die Jungtiere unabhängig von den Müttern auf die Jagd, woraufhin sie - je nach Futterangebot – nach sechs bis acht Wochen selbständig und nach etwa einem Jahr geschlechtsreif werden.Kleine Hufeisennasen bzw. ihre Sommerquartiere sind stark vom Menschen abhängig, weshalb es besonders wichtig ist, entsprechende Rahmenbedingungen für ein gutes Zusammenleben von Mensch und Fledermaus zu schaffen.

Gründe für ihre Gefährdung
Für den erwähnten Zusammenbruch der Populationen dürften mehrere Gründe maßgeblich gewesen sein. Der Einsatz von Pestiziden, die Umgestaltung strukturierter Landschaften in monotone Agrarlandschaften, der Verlust von Sommerquartieren durch Vergitterungen und Gebäudeversiegelungen oder der Einsatz von Holzschutzmitteln sind wohl die augenscheinlichsten Gründe für ihren Rückgang. Trotzdem sind auch in allem Anschein nach intakt gebliebenen Gebieten viele Populationen der Kleinen Hufeisennase verschwunden. Die Ergebnisse laufender Forschungsprogramme dürfen daher mit Spannung erwartet werden.

Literatur: Hans Walser, 2004: Fledermäuse und Höhlen Vorkommen – Gefährdung – Schutz, abrufbar unter https://www.zobodat.at/pdf/VNFE_15_0115-0126.pdf


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