In „Die Wegwerfkuh“ beschreibt die Bauerntochter und Journalistin Tanja Busse zwar vor allem die deutsche Landwirtschaft. Vorarlberg ist aber keine Insel und die Regale sind voll mit Produkten aus dem gesamten EU-Raum. Auch bei uns haben längst Milchpreise, Ansichten, Nutztierrassen, Zuchtpraktiken, landwirtschaftliche Maschinen, Chemikalien und Produktionsmethoden Einzug gehalten, die vielen unserer Ökosysteme und einer Mehrzahl der Bauernfamilien nicht gut tun.
Der Untertitel umreißt den Inhalt treffend und wer sich nicht nur für die Auswirkungen der Industrielandwirtschaft interessiert, dem sei dieses Buch empfohlen. Denn es ist immer gut, vor allem über Lösungen nachzudenken und das ist das große Plus dieser kritischen Zusammenschau: „Dieses Buch ist kein Bauern-Bashing. Sondern es analysiert, warum der Wettstreit um immer neue Höchstleistungen die Landwirte ruiniert und was dagegen zu tun ist.“ So schlägt die Autorin eine Reihe von Maßnahmen vor: etwa das Neu-Denken der Preisgestaltung - und zwar vom Bedarf des Erzeugers her. Das Ernstnehmen der veganen Bewegung, deren Kochbücher heute mit Millionenauflagen auf den Markt kommen. Weniger zu exportieren, dafür aber auch weniger zu importieren. Das Erproben neuer landwirtschaftlicher Modelle jenseits des Marktes und „einen Bauernhof für jede Schule“. Zwar werden die Profiteure der Agrarindustrie solche Vorschläge belächeln: wenn aber sich wohl fühlende, lang lebende Tiere, artenreiche, intakte Ökosysteme und gesunde, zufrieden machende Betriebe unser Ländle prägen sollen statt „Wegwerfkühe“ auf der einen und Bergbauern am Verzweifeln auf der anderen Seite, dann braucht man neue Ideen. Und die vermittelt dieses akribisch recherchierte und flott zu lesende Buch.
„Die Wegwerfkuh: Wie unsere Landwirtschaft Tiere verheizt, Bauern ruiniert, Ressourcen verschwendet und was wir dagegen tun können.“ Tanja Busse, 288 Seiten, Karl Blessing Verlag, 2015,
ISBN: 978-3896675385
Rochus Schertler
2. Obmann des Naturschutzbundes Vorarlberg