Projektabschluss LIFEstockProtect

Der Naturschutzbund Österreich setzte sich im internationalen Projekt LIFEstockProtect für eine bessere Unterstützung von Weidetierhalter*innen ein.

© Lucas Ende

In den vergangenen fünf Jahren (2020 – 2025) hat das Projekt LIFEstockProtect – ein Zusammenschluss von landwirtschaftlichen Verbänden mit Vertreter*innen aus Wissenschaft, Naturschutz und weiteren Bereichen – erfolgreich das Wissen über Herdenschutz in Österreich, Bayern und Südtirol gestärkt und sich für eine bessere Unterstützung der Weidetierhalter*innen eingesetzt.

Ein zentrales Ergebnis ist der Aufbau eines Netzwerks aus 35 Herdenschutz-Kompetenzzentren, die über Bayern, Österreich und Südtirol verteilt sind. In und gemeinsam mit diesen landwirtschaftlichen Betrieben fanden in den vergangenen Jahren rund 100 Kurse und über 20.000 Beratungsgespräche für interessierte Weidetierhalter*innen statt. Besonders erfolgreich waren die mehr als 75 Online-Trainings mit über 2.100 Teilnehmer*innen.

FÖRDERUNG VON KNOW-HOW
Zu den Herdenschutz-Kompetenzzentren gehört unter anderem die HBLFA Raumberg-Gumpenstein – eine wichtige Verzahnung mit einer Ausbildungs- und Forschungsstätte. Diese leistet durch die Entwicklung einer Hirt*innenausbildung einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Personalsituation auf Almen.

In dem vom Naturschutzbund innerhalb von LIFEstockProtect geleiteten Dialogprozess war die Verfügbarkeit gut qualifizierter Hirt*innen nach der Finanzierungsfrage die am meisten diskutierte Herausforderung für die Umsetzung von Herdenschutz auf Almen. Es ist daher ein großer Erfolg, dass in Österreich dieses Jahr von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein in Kooperation mit dem „Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs“ und der Universität für Bodenkultur zum ersten Mal eine Ausbildung für Schaf- und Ziegenhirt*innen angeboten wird. Wir hoffen, dass diese zukünftig fester Bestandteil des Ausbildungsangebots wird und für ständige Behirtung adäquate Zuschüsse bereitgestellt werden.

ZERTIFIZIERTE HERDENSCHUTZHUNDE
Ein weiterer Erfolg ist die vom „Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs“ ausgearbeitete Zertifizierungsrichtlinie für Herdenschutzhunde. Nur Hunde, die aus Arbeitslinien abstammen, werden zur Prüfung zugelassen. Für Tiere, die diese bestehen, haben Besitzer*innen Anspruch auf die neue ÖPUL-Förderung zur Haltung von Herdenschutzhunden. Bei der Zertifizierung wird nicht nur geprüft, ob die Hunde ihrer Herde treu sind, sondern auch, wie sie sich gegenüber den diversen äußeren Einflüssen, denen sie in unserer stark genutzten Landschaft ausgesetzt sind, verhalten. Herdenschutzhunde, die sich aggressiv gegenüber Wandernden, Begleithunden oder Mountainbiker* innen verhalten, bekommen kein Zertifikat. Zeitweiliges Bellen wird toleriert, wenn der Hund sich dann wieder seiner Herde widmet. Aber auch das richtige Verhalten der Freizeitnutzer*innen gegenüber den Hunden und der Herde ist wichtiger Bestandteil des Projektes. Für Tourismus und Almwirtschaft wurden deshalb Folder und Hinweisschilder entwickelt und umfangreich verteilt sowie Best Practice-Beispiele besucht.

Zukunft der Weidetierhaltung
Den feierlichen Abschluss bildete im Juli 2025 eine Konferenz im steirischen Perchau am Sattel beim Herdenschutzkompetenzzentrum Moar in Gstein. Die rund 200 Teilnehmer*innen erhielten an zwei intensiven Tagen vielfältige fachliche und praktische Impulse. Dabei wurden die Ergebnisse der fünfjährigen Projektarbeit und die sich daraus ergebenden Handlungsfelder für Politik und Weidewirtschaft präsentiert. So zeigt eine Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien, dass es genügend schützbare Almflächen für die derzeit in Österreich jährlich aufgetriebenen Schafe und Ziegen gäbe. Für die erforderlichen Anpassungen und Veränderungen sind aber zwei Dinge wesentlich: einerseits umfangreiche finanzielle sowie beratende Unterstützung durch die öffentliche Hand und andererseits Offenheit gegenüber Veränderungen seitens der Weidewirtschaft. LIFEstockProtect hat wesentliche Impulse für eine zukunftsfähige Weidetierhaltung gesetzt und erste wichtige Verbesserungen für Weidetierhalter*innen in Österreich erreicht. Der Naturschutzbund Österreich setzt sich dafür ein, dass diese Entwicklung fortgesetzt wird – für eine Koexistenz von Weidetierhaltung und großen Beutegreifern, die gesellschaftlich breite Zustimmung findet.

17.12.2025

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