Studie zur Vorhersage der Amphibienwanderung dank Citizen Scientists

Jedes Jahr werden tausende Frösche und Kröten auf Österreichs Straßen überfahren. Die Universität für Bodenkultur Wien, die ZAMG, der Naturschutzbund Österreich und das Naturhistorische Museum Wien haben sich zusammengetan um dieses Problem zu bearbeiten. Ein Ergebnis daraus zeigt, dass die Beobachtung der Blüte von Marille und Salweide dazu verwendet werden kann die Amphibienwanderung vorherzusagen und so Schutzmaßnahmen rechtzeitig zu ergreifen.

© Josef Limberger

Vorhersage der Amphibienwanderung – warum ist das wichtig?
Bei der saisonalen Wanderung der Amphibien im Frühling werden Jahr um Jahr tausende Kröten und Frösche auf österreichischen Straßen getötet. Um die Gefahr von Straßen für Amphibien während ihrer saisonalen Wanderung abzuschwächen, werden in Österreich neben permanenten Einrichtungen (sog. Amphibientunnel) vor allem temporäre Schutzmaßnahmen eingesetzt. Dazu werden meist von Freiwilligen Schutzzäune entlang von besonders gefährdeten Straßenabschnitten aufgestellt und jeden Tag kontrolliert, ob sich Tiere vor Ort befinden. Jedes Tier wird händisch über die Straße getragen und dort wieder freigelassen. Die Herausforderung: die Amphibienwanderung startet jedes Jahr zu unterschiedlichen Zeitpunkten (der Start variiert z.B. je nach Temperatur) und die Zäune müssen rechtzeitig vor Beginn der Wanderung stehen. Startet die Amphibienwanderung später als erwartet bedeutet das viele zusätzliche Arbeitsstunden für die Freiwilligen. Startet die Wanderung früher als erwartet bedeutet das mehr überfahrene Amphibien.

Pflanzen und Amphibien
Mit Pflanzen hat die Amphibienwanderung auf den ersten Blick nichts zu tun, aber: es wird angenommen, dass die Amphibienwanderung genauso wie die Blüte und Blattentfaltung von Pflanzen in Österreich vor allem durch Temperatur und Tageslänge beeinflusst wird. Ein Forscher*innenteam bestehend aus Personen des Instituts für Zoologie der Universität für Bodenkultur Wien, der ZAMG, des Naturschutzbund Österreich und des Naturhistorischen Museums Wien hat deshalb das zeitliche Auftreten der Amphibienwanderung von Grasfrosch und Erdkröte und die Blüte und Blattentfaltung von sieben Pflanzenarten mit Hilfe von insgesamt 11 569 Beobachtungen aus über 18 Jahren (2000-2018) aus ihren vier Citizen Science Projekten verglichen.

Das kam raus
Marillen- und Salweidenblüte haben sich als besonders geeignet für eine Vorhersage der Wanderung des Grasfroschs herausgestellt – mit einem Vorhersagemodell können Schätzungen für den Beginn der Wanderung des Grasfroschs abgeleitet werden. Eine frühe Blüte bedeutet vereinfacht gesagt eine frühe Amphibienwanderung, eine späte Blüte eine späte Amphibienwanderung. Die Marille blühte in den analysierten Jahren meist fast zeitgleich zur ersten registrierten Amphibienwanderung, die Salweide etwa 20 Tage davor.

Derzeit wird der Beginn der Amphibienwanderung vor allem durch persönliche Erfahrungen beteiligter Personen abgeschätzt – eine Vorhersage des Starts der Amphibienwanderung des Grasfroschs mit der leicht erkennbaren und häufig vorkommenden Marillen- oder Salweidenblüte und mit Hilfe des Vorhersagemodells könnte also besonders für Freiwillige mit begrenzter Erfahrung und für Regionen ohne Vergangenheitswerte hilfreich sein. Die Amphibienwanderung könnte so ohne technischen Aufwand abgeschätzt und Schutzmaßnahmen rechtzeitig errichtet werden.

Daten aus Citizen Science

Diese Ergebnisse und Schlussfolgerungen konnten nur mit Hilfe der großen Menge an Daten, die in den Citizen Science Projekten naturbeobachtung.at, Roadkill, Herpetofauna und Phenowatch von Freiwilligen erhoben wurden, erzielt werden. Citizen Science macht es möglich komplexe naturwissenschaftliche Fragestellungen, die Daten über lange Zeiträume und von großen Untersuchungsgebieten benötigen, zu untersuchen. Wir wollen uns an dieser Stelle bei allen Citizen Scientists bedanken, die diese Studie möglich gemacht haben und alle Interessierten einladen bei Citizen Science Projekten mitzuforschen und aktiv zur Wissenschaft beizutragen.

Studie: 10.1038/s41598-021-00912-4
https://www.nature.com/articles/s41598-021-00912-4

Die vier Citizen Science Projekte:
naturbeobachtung.at (Naturschutzbund Österreich) www.naturbeobachtung.at
Phenowatch
(Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Wien) www.phenowatch.at
Roadkill
(Arbeitsgruppe Citizen Science, Institut für Zoologie) www.roadkill.at
Amphibien und Reptilien Österreichs unter Beobachtung (Naturhistorisches Museum Wien) nhm-wien.ac.at

Viele weitere Citizen Science Projekte zum Mitforschen finden sich auf der Plattform Österreich forscht (www.citizen-science.at).

 

 

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