Naturschutzbund bittet um Meldungen zur Südrussischen Tarantel

Pelzige Exotin ist in Österreich heimisch

Aktuell mehren sich auf der Naturschutzbund-Plattform www.naturbeobachtung.at Sichtungen der Südrussischen Tarantel. Die für den Menschen völlig ungefährliche Spinnenart verirrt sich derzeit verstärkt in Gärten oder Garagen, teilweise auch in Häuser. Der Naturschutzbund bittet, Beobachtungen dieser vom Aussterben bedrohten Spinnenart auf www.naturbeobachtung.at zu teilen, um mehr über die Verbreitung des seltenen Tiers zu erfahren und es folglich besser schützen zu können.

© Otto Reder

Der Grund für die aktuell gehäuften Sichtungen auf www.naturbeobachtung.at und der gleichnamigen App ist, dass die Männchen momentan auf Partnersuche sind. Sie wandern – besonders an milden Herbsttagen – viel umher und verirren sich dabei auch in Garagen, Gärten oder Häuser. Die Weibchen sind ebenfalls auf Wanderschaft, allerdings auf der Suche nach Winterquartieren. Diese bauen sie als Wohnröhren in sandige Böden. Bei der Suche nach geeigneten Unterkünften ergeht es ihnen wie den Männchen: Sie verlaufen sich auch manchmal in menschliche Behausungen.

Wasserläuferin & Taucherin
Mit bis zu dreieinhalb Zentimetern Körperlänge ist die Südrussische Tarantel, Lycosa singoriensis, die größte Spinne Mittel-europas. Das Areal der Südrussischen Tarantel erstreckte sich sehr wahrscheinlich bereits in der postglazialen Steppenperiode bis ins Gebiet des heutigen Österreichs. Die pelzige Exotin breitet sich seit rund 100 Jahren vermehrt in Österreich aus – von der ungarischen Grenze im Burgenland über Wien bis zur tschechischen Grenze im niederöster-
reichischen Weinviertel. Als Lebensraum bevorzugt sie sandige Böden mit wenig Vegetation und einer hohen Umge-bungstemperatur. Daher hält sich die Steppenart häufig an Gewässerufern auf, an die sie perfekt angepasst ist. Ihre Behaarung hält Wasser von ihrem Körper fern, sodass die pelzige Achtbeinerin in der Lage ist, schnell über die Wasseroberfläche zu laufen und – von einer Lufthülle umgeben – auch einige Zeit unter Wasser verbringen kann.

„Ahnenforschung“
Die „Tarantel“ wird erstmals 1785 durch Carl von Linné als „Apulischen Tarantel“, Lycosa tarantula, beschrieben. Namentlich abgeleitet wird die „Tarantel“ von der italienischen Stadt Tarent, die Bezeichnung „Apulische Tarantel“ von der gesamten Region Apulien, aus der sie ursprünglich bekannt war. Der Zusatz „Südrussisch“ begründet sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Tatsache, dass das Tier im Großteil der Eurasischen Steppe bis hin zum europäischen Teil von Russland und in vielen osteuropäischen Ländern verbreitet ist.

Wie man die pelzige Achtbeinerin schützen kann
Die Südrussische Tarantel ist vom Aussterben bedroht. Sollten Sie ein Tier im Haus finden, retten Sie dieses bitte, am besten in einem Glas oder ähnlichem Behältnis, und bringen Sie es ins Freie zurück. Sollten Sie im Freien auf diese Spinne treffen, bitte nicht stören und keinesfalls mit nach Hause nehmen – sie eignet sich nicht als Haustier. Der Naturschutzbund bittet, Beobachtungen dieser faszinierenden Spinnenart via Fotos auf www.naturbeobachtung.at zu teilen, um mehr zu ihrem Vorkommen in Österreich zu erfahren und sie besser schützen zu können.

Naturbeobachtung.at
Die Onlineplattform www.naturbeobachtung.at und die gleichnamige App liefern seit 2006 wichtige Erkenntnisse über den Ist-Zustand der heimischen Natur und dokumentieren ihre Entwicklung. Auf Plattform & App können Sichtungen der Südrussischen Tarantel hochgeladen werden, die dann von Expert*innen bestimmt bzw. bestätigt werden. Naturliebhaber*innen werden mit dem Teilen ihrer Beobachtungen zu Hobbyforscher*innen – sogenannten „Citizen Scientists“ – und liefern wertvolle Informationen als Datengrundlage für wissenschaftliche Analysen und in weiterer Folge den Schutz der beindruckenden Spinnenart.

25.09.2024

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