Krähen im Winter: Schwarzweiße Beobachtungen

Auch wenn die Winter heutzutage nicht immer eine weiße Pracht verheißen, die schwarzen Vögel in der Landschaft sind geblieben. lm Weiß des Schnees sind unsere Krähen eine besondere Zierde, aber auch die kahle Natur wird in der kalten Jahreszeit gerade durch die schwarzen Vogelschwärme belebt. Doch Krähe ist nicht gleich Krähe: fünf in Niederösterreich heimische Arten zählen zu den schwarzberockten Vögeln die hier vorgestellt werden sollen.

Im Tiefland ...

© Josef Limberger

Gerade im Osten Österreichs sind die nur im Winter auftretenden Schwärme der "russischen Krähen" schon in der Vergangenheit populär gewesen, bleibt einem doch kaum der abendliche Schlafplatzzug von tausenden Vögeln im Siedlungsbereich verborgen. Saatkrähen sind es, die hier vor allem aus dem weißrussischen Raum kommend, zwischen Anfang Oktober und Ende März bei uns überwintern. Die Winterbestände sind zuletzt allerdings markant zurückgegangen. Der bekannte Vogelkundler Hans Franke streute in einem Experiment in den 50 Jahren am Wiener Heldenplatz Gummiringe aus, die von Saatkrähen gefressen wurden und später als unverdaute Nahrungsreste an einem Schlafplatz in der Klosterneuburger Au wiedergefunden wurden. Ein schwarz bis violett glänzendes Gefieder sowie ein heller, spitzer Schnabel und ein leicht keilförmiger Schwanz kennzeichnen die knapp aaskrähengroße Saatkrähe. Abgesehen von Vorkommen im Osten Wiens sind in Niederösterreich derzeit nur zwei Orte mit Brutansiedlungen (Wiener Neustadt und Schwadorf) des Koloniebrüters bekannt. Sommerbeobachtungen sind in diesen Gebieten daher nichts Ungewöhnliches.

Ganzjährig und österreichweit verbreitet ist die Aaskrähe (landläufig "Krähe" oder etwas verwirrend bei Wilhem Busch "Hans Huckebein der Rabe" genannt), die im Westen des Landes von der schwarzen Unterart, der Rabenkrähe, im Osten von der unverkennbar grauschwarzen Nebelkrähe dominiert wird. Dazwischen liegt eine breite Zone mit Übergangsformen. Die Zunahme ihrer Bestände wird nicht nur wegen der Schäden von Landwirtschaft und Jagd heftig diskutiert, selbst mancher Naturfreund wirft scheele Blicke auf die Nester plündernde Art, da sie in Siedlungen vermehrt eingewandert ist und damit häufiger ins Blickfeld rückt. Doch sollte man dabei ihre ökologische Funktion, etwa als wichtiger „Horstlieferant" für Turmfalke und Waldohreule, nicht vergessen!

Unter die winterlichen krähentrupps von Saat- und Aaskrähe mischt sich auch der kleinste der schwarzen Krähenvögel, die Dohle. Dort fällt sie durch ihre hellen kjah-kjah-Rufe auf. Unverkennbar macht sie auch der hellgraue Nacken und das helle Auge! Brutplatzmangel und Spritzmitteleinsatz haben der höhlenbrütenden Dohle stark zugesetzt, doch nun scheint sich in den Agrarlandschaften Ostösterreichs die Dohle sommers wie winters wieder häufiger zu zeigen. Die heimischen Vögel sind Teilzieher, aus Osteuropa kommen im Winter Dohlen zu uns.

...und im Gebirge

Im schwarzen Kleid mitauffallend gelbem Schnabel und roten Füßen, so zeigt sich die gut dohlengroße Alpendohle. Sie macht in Niederösterreich ihrem Namen alle Ehre und verbleibt selbst im Winter in ihrem (sub)alpinen Lebensraum, wie etwa auf der Rax, dem Schneeberg und dem Ötscher. Nur ganz ausnahmsweise verfliegen sich hier Vögel ins Tiefland, während in Westösterreich die Alpendohlen als „Taqestouristen" in die Siedlungen der Tallagen auf Nahrungssuche kommen.

© Hans Glader

Als letzter im Bunde der "Schwarzröcke" fehlt nur mehr der Kolkrabe (der Rabe schlechthin). Er ist mit ca. 1,2 kg und 125 cm Spannweite nicht nur der größte Singvogel weltweit, auch als germanischer Götterbote und symbolträchtiger Bewohner des Londoner Tower hat er Furore gemacht. Das hat nicht verhindert, dass er früher, wie mancherorts auch heute noch, rigoros verfolgt wurde. Sein Status als Gebirgsvogel, wo sich Bestände halten konnten, rührt davon her. Doch mitsteigender Akzeptanz hat der Kolkrabe auch die außeralpinen Regionen Mitteleuropas wie Österreichs wieder besiedelt. Heute brüten die Vögel etwa im Weinviertel, im Marchfeld und selbst im burgenländischen Seewinkel! Daher sind Sommer- und Winterbeobachtungen in Ostösterreich nunmehr keine Seltenheit, und das charakteristische Krok-krok des Kolkraben zählt wieder zur Klangkulisse der pannonischen Winterlandschaft. Beeindruckend, erst recht, wenn Kolkraben oder ein Trupp Nebelkrähen im Gefolge eines See- oder Kaiseradlers wie einst im19. Jh. wieder auf sich aufmerksam machen!

Text: Hans-Martin Berg
aus Naturschutzbunt 1/2017


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