Wildkatze: Eine verschollene Art kehrt zurück

Fachtagung zur Wildkatze vom 14.-15. 11. 2019 in Nationalparkhaus Thayatal

Seit zehn Jahren wird in Österreich nach der Europäischen Wildkatze gesucht. Zum Jubiläum veranstalteten der | naturschutzbund | Österreich, der Nationalpark Thayatal und die Bundesforste im Rahmen ihrer gemeinsamen Plattform Wildkatze eine Fachtagung für Wildkatzenexperten. Tatkräftige Unterstützung kam vom Dachverband JAGD ÖSTERREICH.

2009 wurden auf Initiative des Naturschutzbundes und der Österreichischen Bundesforste sowohl die „Koordinations- und Meldestelle Wildkatze“ als auch die „Plattform1 Wildkatze“ gegründet. Dieses Netzwerk fungiert als beratendes Gremium für die Koordinationsstelle des Naturschutzbundes, die Hinweise auf Wildkatzen sammelt und dokumentiert sowie Bestandserhebungen koordiniert und betreut und vieles andere mehr.

© Wolfgang Schruf

Rund 45 Teilnehmer*innen waren ins Nationalparkhaus in Merkersdorf gekommen, um sich zu informieren und auszutauschen. Ein „Best of“ am Vorabend und die Vorträge rund um die Wildkatze in Österreich sowie im benachbarten Ausland gaben Einblick in das aktuelle Wissen über Wildkatzen. Diese ist eines der seltensten Säugetiere Österreichs. Die Rote Liste führt sie als regional ausgestorben bzw. verschollen. Dennoch konnten seit der Gründung der Wildkatzenmeldestelle immerhin 21 sichere genetische Nachweise dokumentiert werden. Die meisten davon kommen aus dem nördlichen (Nationalpark Thayatal) und südlichen Waldviertel (Wachau) sowie aus Kärnten. Was schmerzlich fehlt, sind Wildkatzen-Nachweise zur Fortpflanzung hierzulande. Denn nur damit ist es möglich den Gefährdungsstatus zu ändern und nationale Schutzmaßnahmen zu erwirken.

Einen Weg dazu zeigten Biologinnen des BUND in Deutschland auf. Dort hat ein umfangreiches Bürgerbeteiligungsprojekt mit zahlreichen Ehrenamtlichen zu sehr vielen neuen Wildkatzennachweisen geführt. 

In der Schweiz wird derzeit die Nutzung offener Kulturlandschaften durch Wildkatzen mittels Besenderung einzelner Tiere untersucht. Dabei hat sich herausgestellt, dass Wildkatzen offenbar auch im (deckungsreichen) Offenland vorkommen, wo man vor einigen Jahren noch nicht unbedingt mit ihnen gerechnet hat. Möglicherweise sind Wildkatzen anpassungsfähiger als bisher angenommen.

Was zwischen Wild- und Hauskatzen so läuft, war das Thema eines weiteren spannenden Vortrages aus der Schweiz. Wenn sich Wildkaten mit Hauskatzen paaren, entstehen Hybriden, die ebenfalls reproduktionsfähig sind. Durch die fortschreitende Vermischung der beiden Arten könnte es zu einer Gefährdung der Wildkatze als Art kommen. 

In drei Workshops erörterten Experten, Naturschützer und Jäger die Themen

  • Spannungsfeld zwischen Jagd und Wildkatze,
  • Korridorzerschneidung, Barrieren und Lebensraumverbesserung sowie
  • Möglichkeiten und Grenzen bei der Beteiligung Freiwilliger bei der Suche nach der seltenen Wildkatze

 

Die Fachvorträge der Wildkatzentagung zum Download:

10 Jahre Plattform,Koordinations- und Meldestelle Wildkatze

Der Wildkatze auf der Spur mit Hilfe von Ehrenamtlichen in Bayern

Wildkatzenforschung im Thayatal

Was läuft zwischen Wildkatzen und Hauskatzen?

Bedeutung von Korridoren für Wildkatzen

Wildkatzen im Offenland?

Situation und aktueller Status der Wildkatze in Österreich und in den Nachbarländern

 

Fazit der Fachtagung ist, dass der Wildkatze in ihrer Wiederausbreitung hierzulande geholfen werden muss. Dazu benötigen wir:

  • viel mehr Wildkatzennachweise, besonders Nachweise für Fortpflanzung. Eine Möglichkeit dazu ist die Suche mit Freiwilligen.
  • mehr finanzielle Mittel zur Erforschung der Wildkatze (z. B. Verbreitung in den Bundesländern, Wanderrouten etc.)
  • die Absicherung von Lebensraum-Korridoren durch die Raumplanung
  • wissenschaftliche Erhebung bestehender und möglicher Wildtierkorridore
  • Wiederherstellung zerschnittener Lebensraum-Korridore, z. B. durch Grünbrücken
  • länderübergreifende Koordinierung dieses Korridornetzes
  • Bewusstseinsbildung innerhalb der Jägerschaft über das Vorkommen und die Erkennungsmerkmale der Wildkatze sowie der Bedeutung dieser Tierart für die Biodiversität
  • Sensibilisierung der Bevölkerung über die unerwünschte Haus-und Wildkatzenvermischung: Freilaufende Hauskatzen müssen lt. Tierschutzgesetz sterilisiert/kastriert werden.


Diese Erkenntnisse gilt es nun umzusetzen. Dafür werden viele Verbündete gebraucht. Von den Beteiligten der Plattform über die verantwortlichen Politiker und Politikerinnen, bis hin zu jedem einzelnen, der eine wildkatzenfarbige Katze sieht, fotografiert oder am Straßenrand findet. Jede Meldung und jeder wiederhergestellte Wanderkorridor ist wichtig, damit die Wildkatze in Österreich langfristig heimisch werden kann.

1Die Plattform ist eine Kooperation aus den Trägerorganisationen NP Thayatal, Österreichische Bundesforste AG, | naturschutzbund | Österreich, Naturhistorisches Museum Wien (NHMW), JAGD ÖSTERREICH, Alpenzoo Innsbruck-Tirol und weiteren Experten. 

Die Fachtagung wurde vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) gefördert.

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Fotorückblick

Alle Bilder © Wolfgang Schruf

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