Fördern Blühstreifen die Kürbisbestäubung?

2016 hat der Naturschutzbund gemeinsam mit dem Lebensmittelhändler Hofer ein wissenschaftliches Projekt in der Steiermark und im Süd-Burgenland begonnen, um zu mehr und besseren Daten zur Kürbisbestäubung zu kommen.

Die Untersuchung dauert bis Ende 2017 und wird in zwei Projektteilen von der Biologin Kathrin Grobbauer, BSc und dem Biologen Dr. Joachim Tajmel betreut und durchgeführt. Wissenschaftlich begleitet das Projekt der Wildbienenfachmann Johann Neumayer. Die Auswertung des ersten Projektteils lässt bereits den Schluss zu, dass Blühstreifen an Kürbisfeldern den Kürbiskernertrag steigern können, lockt doch nur ein vielfältiges Nahrungsangebot Hummeln & Co an. 

Eine Vielzahl unserer Kulturpflanzen ist auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Weltweit sind rund 35 % der produzierten Nahrungsmittel von tierischen Bestäubern abhängig1. In Österreich gilt die Honigbiene (Apis mellifera) als bedeutendste Bestäuberin unserer Feldpflanzen. Neben der Honigbiene ist allerdings auch eine Vielzahl von Wildbienen wie etwa Hummeln auf unseren Feldern zu finden. Durch den Einsatz von Pestiziden, Maßnahmen der Flurbereinigung und weiteren landwirtschaftlichen Tätigkeiten werden diese nützlichen Bestäuber stark geschwächt2. Gerade bei dem in der Steiermark häufig angebauten Steirischen Ölkürbis besteht ein Bestäubermangel. Der Ölkürbis gehört zu den Kürbisgewächsen (Cucurbitaceae), die sich durch schwere, klebrige Pollen auszeichnen. Durch den Mangel an Blütenbesuchern kommt es für die Bauern zu Ertragseinbußen, da sich der Ertrag, also die Menge an Kürbiskernen in Kilogramm, nachgewiesenermaßen mit der Anzahl der Blütenbesucher erhöht3. Das heißt, je mehr bestäubende Insekten den Kürbis besuchen, desto höher fällt der Ertrag aus. Um bestäubende Insekten anzulocken, wurde bei unserem Versuch angrenzend an die Kürbisfelder ein Blühstreifen mit Pflanzen angelegt. Während bei je zwei Feldern der Blühstreifen ungemäht verblieb, wurden bei zwei weiteren Feldern die Blühstreifen schon zu Beginn der Kürbisblüte gemäht. Damit fiel der Blühstreifen als Nahrungsquelle aus und es wurde untersucht, ob die Bestäuberinsekten anschließend verstärkt die Kürbisblüten besuchten.

Methode

Versuchsfelder. Insgesamt standen im Jahr 2016 sechs Versuchsfelder zu Verfügung, drei in der Steiermark und drei im Südburgenland. In jedem Bundesland wurde jeweils ein Feld (00) als Kontrollfeld gewählt, in dessen unmittelbarer Nähe keine stark blühenden Biodiversitätsflächen vorhanden waren. Weiters wurde jeweils ein Feld (10) mit einer Biodiversitätsfläche gewählt oder es wurde angrenzend ein Blühstreifen mit einer wildbienenfreundlichen Blühmischung angelegt. Bei diesen Feldern wurden die Blühflächen zu Beginn der Kürbisblüte gemäht. Zum dritten wurde noch jeweils ein Feld (11) mit einer Biodiversitätsfläche oder einem Blühstreifen gewählt, welcher nicht gemäht wurde und während der gesamten Kürbisblüte erhalten blieb.

Zeitpunkt der Datenaufnahme. Der Zeitpunkt der Datenaufnahme wurde relativ zu Beginn der Kürbisblüte gewählt, da aus den ersten 2-3 weiblichen Blüten einer Pflanze jene Kürbisse entstehen, in welchen schlussendlich die Kerne auch ausreifen. Kerne der später aufgeblühten Kürbisse können zur Kernölproduktion nicht verwendet werden, da sie bis zur Ernte nicht vollständig ausreifen.

Begehung der Felder. In jedem Versuchsfeld wurden drei regelmäßig verteilte 2x2 m große Untersuchungsflächen abgegrenzt. Diese wurden um 6.00 Uhr und um 9.00 Uhr nacheinander je 15 Minuten beobachtet und alle Blütenbesuche notiert. Der Blühstreifen wurde ebenfalls mithilfe eines 30 m langen Transekts begangen und die Anzahl und Kategorie (s.u.) der Insekten erfasst.

Datenerhebung. Mithilfe eines Datasheets wurden in den 15 Minuten bei jeder 2x2 m großen Untersuchungsfläche folgende Daten erhoben:

  • Anzahl und Geschlecht der aufgeblühten Kürbisblüten
  • Anzahl und Art der Blütenbesucher
    • Honigbienen
    • Hummeln
    • Wildbienen
    • Schwebfliegen
    • Käfer


Ergebnis.
Es wurde ermittelt, ob es einen signifikanten Unterschied zwischen den Blütenbesuchern auf den unterschiedlichen Feldern gab. Bei den Feldern 00, also jenen Feldern ohne Blühstreifen, wurden mit insgesamt 121 Individuen am wenigsten Blütenbesucher erfasst. Die Felder 10, also jene, an denen die Blühstreifen zur Kürbisblüte gemäht wurden, konnten mit insgesamt 233 Individuen die meisten Blütenbesucher vorweisen. Bei den Feldern 11, also jenen, wo die Blühstreifen erst nach der Kürbisblüte gemäht wurden, konnten ebenfalls mehr Individuen in Kürbisblüten nachgewiesen werden.

Nur bei den Versuchsfeldern mit Blühstreifen konnten Hummeln in Kürbisblüten nachgewiesen werden. Auf den Feldern ohne Blühstreifen wurden keine Hummeln in einer Blüte gefunden.

Die häufigsten Blütenbesucher waren Honigbienen. Auch hier zeigt sich, dass bei den Feldern mit Blühstreifen mehr Honigbienen in Kürbisblüten gefunden werden konnten als am Feld ohne Blühstreifen. Andere Blütenbesucher wie Schwebfliegen, Käfer und Wildbienen konnten auf allen Feldern gefunden werden.


Der Test zeigt einen hochsignifikanten Unterschied zwischen den Feldern hinsichtlich der Anzahl der gefundenen Hummeln. In den Feldern mit Blühstreifen wurden signifikant mehr Hummeln als am Feld ohne Blühstreifen gefunden. Weiters wurde die Verteilung aller Blütenbesucher mit Hilfe des Chi-Quadrat Tests (dieser ermittelt die Wahrscheinlichkeit, ob Zusammenhänge mehr als nur zufälliger Natur sind) getestet. Hier zeigte sich ebenfalls ein hochsignifikanter Unterschied zwischen den Feldern.

Auswertung und Interpretation

Unser Ergebnis zeigt deutlich, dass auf Kürbisfeldern, die in unmittelbarer Nähe Futterquellen für Insekten enthalten, mehr Bestäuber am Kürbisfeld unterwegs sind. Je mehr Blütenbesucher, desto höher der Ertrag in Kilogramm Kürbiskernen. Insbesondere Hummeln spielen gegenüber allen anderen Blütenbesuchern eine weit überproportionale Rolle als Kürbisbestäuber3. Durch das Anlegen von Blühstreifen und somit das Bereitstellen anderer Futterquellen, die schon vor dem Kürbis blühen, wurden definitiv mehr Blütenbesucher und insbesondere mehr Hummeln angelockt.  

Es zeigt sich auch, dass bei den Feldern 10, bei welchen der Blühstreifen zur Kürbisblüte gemäht wurde, die meisten Blütenbesucher vorgefunden werden konnten. Die Entfernung der benachbarten Futterquelle führte also zu einem verstärkten Besuch der Kürbisblüten.

Weshalb wir versucht haben eine Vielzahl unterschiedlicher Bestäuber anzulocken und nicht einfach einen Honigbienenstock am Kürbisfeld zu platzieren hat mehrere Gründe: Einerseits ist bekannt, dass eine hohe Diversität an Bestäubern die Kernproduktion bei Kürbiskernen steigert4. Gerade eine Vielzahl an unterschiedlichen Wildbienen führt bei Kürbissen zu einem erhöhten Ertrag5.

Zu den effektivsten Bestäubern von Kürbispflanzen zählen Hummeln. Sie sind kräftiger und behaarter als Honigbienen und deshalb körperlich besser geeignet den klebrigen und schweren Pollen von Kürbisgewächsen zu transportieren6.

Weiters spielt hinsichtlich der Effektivität der Bestäubung die Verweildauer in den Blüten eine Rolle. Hummeln befliegen in der gleichen Zeit wie Honigbienen die 4 bis 5- fache Anzahl an Blüten7. Auch die Flugzeiten von Hummeln, die schon früh am Morgen mit dem Sammeln beginnen, und die Öffnungszeiten der Kürbisblüten decken sich sehr gut.  

Eine direkte Auswirkung der Blühstreifen auf den Kürbiskernertrag pro Fläche konnte noch nicht signifikant nachgewiesen werden, weil

  1. in der Steiermark ein Hagelunwetter die Versuchsflächen 10 und 11 zerstörte und
  2. dadurch zu wenige Ergebnisse vorliegen, um schlüssige Aussagen tätigen zu können.

Die Wiederholung des Versuchs von 2016 mit gleicher Methodik sollte diese schlüssigen Ergebnisse ermöglichen.

Fazit. Die Anlage von Blühstreifen an Kürbisfeldern kommt nicht nur den Landwirten mit einem erhöhten Ertrag zugute, auch die heimischen Bestäuber finden Nahrung und werden auf diese Weise innerhalb der industriell genutzten Kulturlandschaft gefördert.

Literatur
1 Gallai N, Salles JN, Settele J, Vaissiere BE, (2009). Economic valuation of the vulnerability of world agriculture confronted with pollinator decline. Ecol.Econ. Vol. 68: pp. 810- 821.
² Johnson S, Khushboo S, Jain SK, Bhatt, JC, Sushil SN (2015). Evaluation of pesticide toxicity at their field recommended doses to honeybees, Apis cerana and A. mellifera through laboratory, semi-field and field studies. Chemosphere Vol.119: pp.668-674
³ Petersen JD, Reiners S, ; Nault BA, (2013). Pollination Services Provided by Bees in Pumpkin Fields Supplemented with Either Apis mellifera or Bombus impatiens or Not Supplemented. PLoS ONE 8(7): e69819. doi:10.1371/journal.pone.0069819
Hoehn P., Tscharntke T., Tylianakis J.M. & I. Steffan-Dewwnter (2008): Functional group diversity of bee pollinators increases crop yield — Proceedings of the Royal Society 275: 2283–2291.
Julier H.E. & T.H. Roulson (2009): Wild Bee Abundance and Pollination Service in Cultivated Pumpkins: Farm Management, Nesting Behavior and Landscape Effects — Journal of Economic Entomology 102(2): 563–573.
Ali M., Saeed S., Sajjad A. & M.A. Bashir (2014): Exploring the Best Native Pollinators for Pumpkin (Cucurbita pepo) Production in Punjab, Pakistan. — Pakistan Journal of Zoology 46(2): 531–539.
Fuchs R, Müller M, (2004). Pollination Problems in Styrian Oil Pumpkin Plants:
Can Bumblebees be an Alternative to Honeybees?. Phyton (Horn, Austria). Vol. 44: pp 155-165.



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