Österreichischer Wildbienenrat: Ein Hoch auf das Unkraut!

Am 28. März ist der Welttag des Unkrauts. Warum alle diesen Ehrentag feiern sollen

© Bärbel Pachinger

Manchen stellt es alle Haare auf, wenn sie das Wort „Unkraut“ hören. Am liebsten möchten sie die pflanzlichen Störenfriede gleich ausreißen. Das kann man jedoch auch anders betrachten. Der Österreichische Wildbienenrat, ein Zusammenschluss von Fachleuten rund um die Wildbienen, weist gemeinsam mit dem Naturschutzbund Österreich zum Tag des Unkrauts auf die Bedeutung der Unkräuter hin – als Nahrungsgrundlage für Wildbienen und damit als wichtigen Faktor für die Bestäubung.

Bienen sind die Hauptgruppe der Bestäuber in Europa
Neben der Honigbiene gibt es allein in Österreich rund 700 unterschiedliche Wildbienenarten. Sie sind für die Vermehrung der meisten Blütenpflanzen – darunter alle Obstsorten – verantwortlich und leisten damit einen wichtigen Dienst für den Menschen. Unser Wohlergehen liegt also auch in den Händen der Bienen.

Studien haben einen starken Rückgang dieser wichtigen Insektengruppe in den letzten Jahrzehnten gezeigt, hauptsächlich verursacht durch Lebensraumverlust aufgrund der intensiven Landnutzung durch den Menschen. „Das Fehlen von Nahrungsquellen für Wildbienen ist neben dem Mangel an Nistplätzen in unserer Landschaft das Hauptproblem. Blühende Unkräuter – manche sprechen auch von „Beikräutern“ – sind ein Festmahl für Wildbienen“, weiß Johann Neumayer, Vorsitzender des Österreichischen Wildbienenrates.

© Bärbel Pachinger

BOKU-Studie zeigt: Unkräuter sind essentiell für Wildbienen
Die Ergebnisse einer groß angelegten Studie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) an 100 Standorten in österreichischen Ackerbaugebieten zeigen deutlich, wo sich Wildbienen noch wohlfühlen: „Es sind Ruderalstandorte und Brachflächen – also „Gstättn“, extensiv bewirtschaftetes Grünland oder Raine. Flächen wie diese nahmen weniger als 10 % des Untersuchungsgebietes ein, beherbergten jedoch 82 % der im Projekt nachgewiesenen Wildbienenarten“, zeigt Bärbel Pachinger, Wissenschaftlerin an der BOKU. „Ein zentraler Punkt, warum diese Flächen für Wildbienen so wichtig sind, ist das Unkraut! Unkräuter, also jene Pflanzen, die nicht gezielt angebaut werden, sondern aus dem Samenpotenzial des Bodens oder durch Windverfrachtung wachsen, sind in unserer Kulturlandschaft wichtige Nahrungspflanzen für Blütenbesucher – vor allem dann, wenn die angebauten Kulturarten wie Raps- und Sonnenblumen bereits verblüht sind.“ Auch als „Begleitvegetation“ in kultivierten Pflanzenbeständen liefern die Unkräuter die dringend benötigte Nahrungsgrundlage für Bienen, die mit Getreidefeldern oder penibel gepflegten Rasenflächen nichts anfangen können. Nützliche Insektenarten werden so gefördert und sorgen sowohl in der landwirtschaftlichen Produktion als auch im häuslichen Gemüsegarten für reiche Ernte.

Also egal ob der Löwenzahn in der Rasenfläche, der Klatschmohn im Getreidefeld oder der Natternkopf auf der Gstättn – ein Hoch auf sie, am besten das ganze Jahr, nicht nur an ihrem Ehrentag! Demnächst blühen zum Beispiel Gundelrebe, Günsel, Purpurrote Taubnessel und verschiedene Ehrenpreisarten als klassische Frühjahrs-Unkräuter mit Bienenmehrwert. Übrigens: Dass der Tag des Unkrauts heuer auf den Palmsonntag fällt, ist reiner Zufall. Weder Palmen noch die bei uns oft verwendeten Palmkätzchen in den Palmbuschen sind dem Unkraut zuzuordnen. Blühende Palmkätzchen, also die Blütenstände der Sal-Weide, sind im Frühjahr jedoch ebenso wie Unkräuter eine wichtige Nektar- und Pollenpflanze für verschiedene Wildbienenarten.

 

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