Besseren Schutz für Bienen! fordern Wildbienenrat, Imkerverbände, BergbäuerInnen-Vereinigung und UmweltschützerInnen

Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft kann den entscheidenden Hebel bieten

Der Österreichische Wildbienenrat, die Biene Österreich, die Berg- und Kleinbäuer*innen Vereinigung ÖBV und GLOBAL 2000 haben im Rahmen einer Pressekonferenz ihr gemeinsam erarbeitetes Maßnahmenpaket für den Schutz und die Förderung von wildlebenden Bestäubern und Honigbienen präsentiert. Mithilfe eines freiwilligen und zugleich attraktiven Moduls für eine „Bestäuber-freundliche Bewirtschaftung“ soll im Rahmen der österreichischen Umsetzung der Gemeinsam Agrarpolitik (GAP) der effektive Schutz von Wild- und Honigbienen, sowie Schmetterlingen und anderen Bestäubern verbessert werden. (OTS 6.7.21)

© Fritz Gusenleitner

Geschehen soll dies im Wesentlichen durch:

1.) Schaffung eines ausreichenden und vielfältigen Angebots an Nahrung und Nistplätzen (Habitate) für wilde Bestäuber und Honigbienen über die gesamte Bienensaison durch Schaffung vielfältiger und qualitativ hochwertiger Blühflächen;
2.) Minimierung schädlicher Einflüsse durch Anwendung Bestäuber-freundlicher Mähtechniken, rückstandsminimierende Pestizid-Applikation und Verzicht auf Pestizid-Anwendungen während der Flugzeiten von Bienen;
3) Vermittlung und Verbreitung des Wissens über bienenfreundliche- und schonende Bewirtschaftungsformen durch hochwertige Schulungsprogramme.

DI Dr. Sophie Kratschmer, Wildbienenforscherin an der Universität für Bodenkultur und Gründungsmitglied des österreichischen Wildbienenrats erklärt: „In Österreich sind rund 700 Wildbienenarten beheimatet. Viele Arten sind in Europa stark rückläufig – ein ähnliches Bild zeichnet sich in Österreich ab. Ein wesentlicher Treiber ist die zunehmende Intensivierung der Landnutzung, die gerade für spezialisierte Arten zu einer Zerstörung des Lebensraums und einem Rückgang des Nahrungsangebots führt. Resiliente Bestäubung ist aber eng mit Artenvielfalt verbunden und eine Schlüsselfunktion in Ökosystemen. Wenn uns in den kommenden Jahren keine Trendwende gelingt, dann werden immer mehr Arten unwiederbringlich verloren sein.“

„Einen starken Hebel zur Rettung der Artenvielfalt, insbesondere von Bestäubern, hat die Landwirtschaftspolitik“, ergänzt DI Dr. Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei GLOBAL 2000: „Denn mit Umweltförderungen aus der Gemeinsam Agrarpolitik lassen sich Anreize für bienenschonende Anbaumethoden schaffen, Mehrleistungen von Bäuerinnen und Bauern honorieren, und Weiterbildung fördern.“

DI. Christian Boigenzahn, Geschäftsführer der Biene Österreich sagt: „Wir mussten bei der Erarbeitung unseres Vorschlags für eine Bestäuber-freundliche Bewirtschaftung das Rad nicht gänzlich neu erfinden. Denn die Entwürfe des Ministeriums zum ÖPUL 2023+ enthalten einige Maßnahmen mit erheblichem Potential für den Schutz von Bestäubern. Die Gefahr, die wir ImkerInnen allerdings sehen, ist, dass diese Einzelmaßnahmen in ihrer jetzigen Form nicht ausreichend attraktiv sind, um die nötige Breitenwirkung zu entfalten. Daher haben wir diese positiven Einzelmaßnahmen um ein paar neue Vorschläge ergänzt und in einem eigenständigen Modul „Bestäuber-freundliche Bewirtschaftung“, zusammengefasst. Dieses Modul ist so gestaltet, dass sowohl Grünland- als auch AckerbäuerInnen, sowohl kleinbäuerliche Betriebe als auch GroßbäuerInnen in Gunstlagen darin Anreize für bienenfördernde Maßnahmen erkennen werden, dass deren Umsetzung messbare positive Effekten auf die Biodiversität haben wird.

Daniela Kohler, Bergbäuerin aus Vorarlberg und Vorstandsmitglied der ÖBV sagt: „Wir Bäuerinnen und Bauern sind uns sehr bewusst, dass wir die Ernte, die wir jeden Herbst nach Hause führen, zu einem großen Teil der Leistung von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen verdanken. Aber werden unsere Kinder und Enkelkinder diese Leistung auch noch in Anspruch nehmen können, so wie wir heute? Damit die Antwort „Ja“ lauten kann, müssen wir was tun. Doch kleine Höfe die besonders viel für die Bienen und Bestäuber tun, geben vielfach die Bewirtschaftung auf - damit wird das Höfesterben zum Artensterben. Daher unterstützen wir von der ÖBV die Maßnahme Bestäuber-freundliche Bewirtschaftung.“

In einem gemeinsamen Appell an Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger weisen die Expert+nnen darauf hin, dass sich mit der Umsetzung des heute vorgestellten Moduls „Bestäuber-freundliche Bewirtschaftung“ der Schutz von Bestäubern in Österreich maßgeblich verbessern ließe und empfehlen daher, dieses Modul ins Österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) aufzunehmen.

HIER finden Sie genauere Infos zum Modul „Bestäuber-freundliche Bewirtschaftung.

 

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