In den Wintermonaten verlassen die meisten unserer heimischen Vogelarten ihre gewohnten Reviere und fliegen in wärmere Regionen wie Südeuropa, Afrika oder gar Indien. Anlässlich des Weltzugvogeltags am 12. Oktober macht der Naturschutzbund auf die – zunehmend auch durch die Auswirkungen der Klimakrise – bedrohten gefiederten Wanderer aufmerksam und bittet, aktiv zum Schutz der Zugvögel beizutragen.
Die Nächte werden kälter, die Tage kürzer und die Zugvögel verlassen uns – wie jedes Jahr – in Richtung wärmerer Gefilde. Es ist Zeit, die Brutgebiete zurückzulassen und nach Südeuropa, Afrika oder gar Indien aufzubrechen. Vogelkundler*innen unterscheiden zwischen „Langstreckenziehern“ wie dem Kuckuck, der Nachtigall oder dem Storch und „Kurzstreckenziehern“ wie dem Kranich, dem Kiebitz oder dem Star. In Österreich sind rund zwei Drittel der Brutvogelarten Zugvögel.
Zugvögel leiden unter instabilem Klima
Tagelanger Starkregen, Hochwasser und Kälte: Das Unwettertief hat auch Österreich und dessen Wildtiere stark getroffen. Tausende Zugvögel mussten aufgrund der instabilen Wetterlage ihr Leben lassen. Für den Naturschutzbund sind diese dramatischen Ereignisse ein Beispiel mehr, dass Klimaschutz und Biodiversitätsschutz gemeinsam gedacht und ambitioniert angegangen werden müssen.
Eine Reise ins Ungewisse
Warum unternehmen Vögel eigentlich Jahr für Jahr diese Odysseen in den Süden, die sie über Tausende von Kilometer über Gewässer, Gebirge und Wüsten führen? Carolina Trcka-Rojas, Vogelexpertin beim Naturschutzbund weiß: „Der Grund für den Wegzug sind gar nicht in erster Linie die Minustemperaturen, als vielmehr die Nahrungssuche, die durch die winterlichen Bedingungen erschwert oder unmöglich wird. Sobald es weder wärmer wird, kehren sie wieder aus ihren Überwinterungsquartieren zurück, um im Frühling und Sommer von den reichhaltigen Nahrungsquellen zu profitieren und ihre Jungen großzuziehen. Die Zeit der „Abreise“, die Richtung und die Entfernung des Zugs sind bei den meisten Zugvogelarten genetisch festgelegt – sie haben einen angeborenen Zuginstinkt.“
Gefahr in Verzug
Doch auch ihr natürlicher Biorhythmus kommt angesichts von klimatischen Extremereignissen ins Wanken und sie sind Leidtragende der Klimakrise, deren Bewältigung eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist. Zugvögel sind auf ein intaktes Netzwerk von Lebensräumen, wie Brutplätze, Überwinterungsregionen und Rastplätze, entlang ihrer Wegstrecke angewiesen. Aber diese verschwinden zusehends: Die Klimaerwärmung lässt auf Zugvögelrouten Feucht-gebiete als unersetzliche Wasserquellen austrocknen, extreme Wetterverhältnisse erschweren die Wanderung und beeinträchtigen den inneren Zyklus des Brut- und Zugverhaltens der Vögel. Dazu kommt, dass ihr Lebensraum und ihr Nahrungsangebot vielerorts durch großflächige Verbauungen und konventionelle Landwirtschaft zerstört werden.
Zugvögel beobachten und schützen
Fressnapf und der Naturschutzbund haben sich zusammengeschlossen, um auf der Plattform www.naturbeobachtung.at sowie der gleichnamigen App Wildvogelbeobachtungen zu erfassen. Seit dem Beginn ihrer Zusammenarbeit 2019 wurden bereits mehr als 100.000 Vogelbeobachtungen für dieses Citizen-Science-Projekt gesammelt. Trcka-Rojas appelliert: „Teilen Sie mit uns Ihre Beobachtungen. Diese Informationen über deren Vorkommen und die Verbreitung sind wertvoll, können daraus doch fundierte Naturschutzmaßnahmen abgeleitet werden.“
Tipp: Auf naturbeobachtung.at gibt es jetzt ein Zugvogel-Quiz! Hier können Vogelliebhaber*innen ihr Wissen über verschiedene Vogelarten auf die Probe stellen.
09.10.2024