Wegwarte – beständig unbeständig

Wegrandbewohner

Die wilde Verwandte von Chicorée, Endivie und Radicchio ist eine faszinierende und anspruchslose Pflanze. Ihre charakteristischen blauen Blüten begleiten uns in Tieflagen bis in den Herbst hinein an Weg-, Wiesen- und Feldrändern.

© Josef Weinzettl

Die Gewöhnliche Wegwarte wird auch Zichorie genannt und kann bis zu 1,5 Meter hoch werden. Ab dem Hochsommer strahlen ihre zarten, himmelblauen Blütenstände schon von weitem als lebendige Farbtupfer. Ihr kantiger, verzweigter Stängel enthält Milchsaft, die Blätter sind tiefgrün und charakteristisch gezackt. Sie können übrigens auch als Wildsalat gegessen werden. Die anspruchslose Pflanze gedeiht in ganz Österreich auf trockenen, oft lehmigen, mäßig nährstoffreichen Böden. Sie bevorzugt sonnige Standorte an Wegrändern, Bahndämmen, Böschungen und Brachflächen. Die spindelförmige Wurzel des ausdauernden Korbblütlers wächst tief in den Boden, das hilft ihr bei der Wasser- und Nährstoffaufnahme an mageren Standorten.

Je nach Wetterlage blüht die Gemeine Wegwarte teils bis in den November hinein. Interessant ist, dass sie ihre Blütenkörbchen nur an hellen Tagen und nur bis Mittag öffnet – danach muss man wieder auf ihre Blühen warten… Angelockt werden vor allem Schwebfliegen, Bienen und Hummeln, die den Nektar als Nahrungsquelle nutzen. Mauerbienen und die Rotbeinige Sandbiene gehören zu den Besuchern und sind wichtige Bestäuber. Auch Schmetterlinge, darunter der Hauhechel-Bläuling, sind häufige Gäste.

Alle Teile der Wegwarte werden traditionell in der Kräutermedizin eingesetzt. Aufgrund ihrer Bitterstoffe wird die Wegwarte bei Verdauungsbeschwerden und Lebererkrankungen sowie zur Anregung des Stoffwechsels und Stärkung des Kreislaufes angewendet. Die Wurzel enthält viel Inulin, wodurch ihr frischer Presssaft blutzuckersenkend wirke, heißt es. Vor allem in Kriegs- und Notzeiten wurde die Wurzel geröstet und als Kaffeeersatz verwendet. Der bekannte Chicorée-Salat stammt von der Gemeinen Wegwarte und wird ähnlich wie Spargel unter Lichtabschluss kultiviert, um den zarten Spross zu ernten.

Naturschutzbund-Tipp: Bunte Säume schätzen und schützen.
Um die Wegwarte und andere Wegrandbewohner zu schützen, müssen wir auf die Erhaltung und extensive Pflege naturnaher Säume achten. Extensive Mahd und das Wegbringen des Mähguts sind entscheidend. Der Einsatz von Schlägel- oder Mulchmähern und Giften hat hier nichts verloren. Wenn wir die Vielfalt entlang unserer Wege und Felder bewahren, tragen wir zum Erhalt der Natur und unserer Kulturlandschaft bei.

19.10.2023

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