Nur selten trifft ein Name so sehr zu, wie bei ihr: Bombus inexspectatus, die „Unerwartete Hummel“. Denn eigentlich hatte niemand mehr damit gerechnet, diese Hummelart in Österreich noch einmal zu finden, sie galt in Fachkreisen praktisch als ausgestorben. Ende August gab es dann die Sensation: Der engagierte Hobbyforscher Martin Streinzer entdeckte in Südkärnten, in Kötschach, sowohl ein Männchen als auch ein Weibchen dieser seltenen Art – 80 Jahre nach dem letzten Nachweis. Bestätigt wurde dieser Sensationsfund von den Hummelexperten der Citizen-Science-Plattform www.naturbeobachtung.at des Naturschutzbundes, wo Streinzer seinen Fund meldete. „Dieser Fund sowie zwei weitere kürzlich gemeldete besondere Hummelfunde zeigen, dass wir ohne engagierte Hobbyforscher viele wichtige Informationen gar nicht erhalten würden. Citizen-Science wird für die Wissenschaft immer wichtiger“, betont Johann Neumayer, Hummelexperte des Naturschutzbundes.
Bombus inexspectatus, die „Unerwartete Hummel“ wurde erst 1963 von Borek Tkalcu beschrieben und ist damit die letzte für Europa beschriebene Hummelart. Sie gleicht so sehr ihrer Schwesterart, der Grashummel, dass in den Museen über viele Jahre unerkannte Exemplare dieser Art steckten, so auch zwei Tiere aus den Karnischen Alpen im südlichsten Teil Österreichs. So ähnlich das äußere Erscheinungsbild beider Arten ist, so verschieden ist ihre Lebensweise: Denn Bombus inexspectatus ist ein Brutparasit bei ihrer Schwesterart. Das heißt, die Weibchen dringen in Nester der Grashummel ein und deren Arbeiterinnen ziehen – ähnlich wie beim Kuckuck – die Nachkommenschaft des Eindringlings auf. Deshalb hat die brutparasitische Art auch keine Arbeiterinnen mehr und sammelt keinen Pollen für die Nachkommenschaft.
Aus Österreich konnten zwei Exemplare, die 1939 gesammelt wurden, von Tkalcu als B. inexspectatus identifiziert werden. Das blieben bis heuer die einzigen bekannten österreichischen Individuen dieser rätselhaften Art, von der vereinzelte Nachweise aus den Südalpen und Nordspanien bekannt sind. Martin Streinzer fand heuer am Originalfundort in den Karnischen Alpen ein Männchen und ein Weibchen dieser Art und konnte sie damit nach 80 Jahren für Österreich bestätigen. Damit konnte auch die letzte der in Österreich vorkommenden 42 Hummelarten - drei sind mit großer Sicherheit ausgestorben – mit Hilfe von interessierten und engagierten Bürgern über die Citizen-Science-Plattform naturbeobachtung.at nachgewiesen werden.
Die Citizen-Science-Plattform www.naturbeobachtung.at bietet seit 2006 allen Interessierten die Möglichkeit, ihre Naturbeobachtungen zu sammeln, Experten-Hilfe beim Bestimmen von gefundenen Arten zu bekommen und sich mit anderen Naturbeobachtern im Forum auszutauschen. Seit 2018 kann man seine Beobachtungen auch über die Gratis-App naturbeobachtung.at melden.
05.09.2019